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Schwäbische Alb

Die Schwäbische Alb quert mit ihrer mächtigen, hoch aus dem Vorland aufragenden Stufe aus Oberjuragesteinen einen großen Teil von Baden-Württemberg in Nordost-Südwest-Richtung. Sie gliedert sich nach den vorherrschenden Reliefformen in zwei große Landschaftseinheiten. Meist schon am Trauf setzt die Kuppenalb an, mit den höchsten, auf der Westalb bis auf rund 1000 m NN ansteigenden Geländebereichen. Weiter südöstlich folgt die deutlich tiefer gelegene und zum Donautal abdachende Flächenalb. Wegen ihrer Höhenlage weist die Schwäbische Alb gegenüber den tiefer gelegenen Landschaften des Neckarlands und der Gäugebiete ein relativ kaltes Klima auf. Die Karbonatgesteine der Schwäbischen Alb neigen zur Verkarstung, was sich in zahlreichen Höhlen, Dolinen, Trockentälern und allgemeiner Gewässerarmut äußert.

 

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Über einer Obstbaumwiese sowie dahinter liegender Ortschaft erhebt sich im Hintergrund ein zunächst flacher, nach links hin jedoch bald steil ansteigender, bewaldeter Hang.
Traufhänge der Mittleren Alb nordwestlich von Unterlenningen

Der Landschaftsbegriff „Alb“ wurzelt vermutlich in einem indogermanischen Wortstamm, der für „Berg“ oder „Hochweide“ steht und sich im Übrigen auch im Gebirgsnamen „Alpen“ wiederfindet (Bumiller, 2008). Die exponierte und hohe Lage wird v. a. am Albtrauf deutlich. Dieser erhebt sich am Nordwestrand der Schwäbischen Alb als weithin sichtbare, bewaldete mauerartige Landschaftsstufe über das Vorland. An vielen Stellen sind dem zusammenhängenden Albkörper mehr oder weniger abgetrennte und isolierte Berge vorgelagert (Zeugenberge, Ausliegerberge). Hinter dem Trauf fällt die Alb mit ihrer bis zu 40 km breiten Hochfläche mit geringer Neigung nach Südosten hin ab, wo die Donau über eine große Strecke die Grenze zum Alpenvorland markiert.

Unter einer bewaldeten Hügelkuppe breiten sich unterschiedlich verlaufende, braungrüne und grüne Heideflächen aus, durchsetzt mit Bäumen und Büschen. Im Vordergrund ist das Gelände flacher, ehe es zum Betrachter hin wieder ansteigt.
Wacholderheiden auf der Albhochfläche im Digelfeld bei Hayingen

Der große, zentrale Teil der Schwäbischen Alb wird als Mittlere Alb bezeichnet. Diese erstreckt sich auf der Traufseite vom Starzeltal im Südwesten bis zum Filstal im Nordosten. Die Südgrenze verläuft entlang des Donautals zwischen Sigmaringen und Ulm. Auch hier zeigt sich die landschaftliche Grundgliederung in nordwestliche Kuppenalb und südöstlich gelegene, weniger reliefierte  Flächenalb zumeist deutlich. Am Südrand der Mittleren Alb bilden die Kalksteine der Oberen Süßwassermolasse zwischen dem Gebiet westlich von Riedlingen und Ehingen a. d. Donau die wenige Kilometer breiten Höhenzüge des Tautschbuchs und Landgerichts. Nordöstlich schließt daran zwischen dem Talzug von Schmiech und Blau sowie der Donau das Hochsträß an, das hauptsächlich aus Ablagerungen der Unteren Süßwassermolasse besteht und sich bis Ulm erstreckt. Die Höhenlagen befinden sich auf der Mittleren Alb überwiegend zwischen 700 und 800 m NN. Einzelne traufnahe Kuppen sind zwischen 800 und 900 m NN hoch. Die Albtafel wird durch die Täler der Donaunebenflüsse (Lauchert, Große Lauter, Blau) zerschnitten. Die zum Neckar entwässernden Flüsse auf der Traufseite haben sich zwar stark eingetieft, aber ihre Täler reichen (abgesehen vom Filstal) nicht weit in den Albkörper hinein (Echaz, Erms, Lauter).

Geologisch-geomorphologischer Überblick

Mächtige, grau-weiß marmorierte Felstürme ragen in diesem Bild auf. Ihre Spitzen sind rechts mit Gras und Kiefern bewachsen. Vorne ist ein großer Felsblock mit Flechten bedeckt. Im Hintergrund zeigen sich steile, dicht bewaldete Hänge.
Felsbildungen aus Oberjura-Massenkalk östlich von Beuron

In der Zeit des Oberjuras bildete sich in Süddeutschland in einem subtropischen Randmeer eine Karbonatplattform. Kalkabscheidende Kleinlebewesen führten zur Ablagerung von Kalkschlämmen am Meeresboden, die durch Meeresströmungen weitflächig verdriftet wurden. Auf flachen Erhebungen und Schwellen des Meeresbodens wuchsen koloniebildende Lebensgemeinschaften aus Mikroben, Algen und Schwämmen zu riffähnlichen Strukturen auf. In diesem sedimentären Umfeld entstanden während des Oberjuras mächtige Karbonatgesteinsserien, die einerseits von gebankten Kalksteinen und andererseits von massigen Kalk- und Dolomitsteinen im Bereich der ehemaligen Riffe dominiert werden (Geyer et al., 2011).

Im Vordergrund rechts ist eine Kalksteinwand in einem Steinbruch zu erkennen. Das Gestein ist hellgelb und steht dickbankig an. Über dem Aufschluss wachsen Büsche.
Kalksteine der Untere-Felsenkalke-Formation

Die Kalksteine des Unteren Weißjuras werden nach oben von den meist mehrere Zehnermeter mächtigen, wiederum mit Kalksteinbänken durchsetzten, grauen Mergel- und Kalkmergelsteinen der Lacunosamergel-Formation abgelöst (früher: Weißjura gamma). In ihrem Hangenden setzen erneut Kalksteine ein, die sich aus den gebankten Kalken der Untere und Obere Felsenkalke-Formation (früher: Weißjura delta und epsilon) und teilweise engräumig mit ihnen wechselnden massigen Riffkalken zusammensetzen. Die 20–60 m mächtigen Kalksteine der Untere Felsenkalke-Formation und die eingeschalteten Massenkalke treten landschaftlich als oft weithin sichtbare weiße Felskränze am Albtrauf sowie entlang einzelner von dort in den Albkörper zurückgreifender Täler in Erscheinung.

Von erhöhtem Standpunkt aus blickt man auf einen steilen, bewaldeten Rücken, auf dessen Kuppe mehrere weißlich graue Felsnasen sichtbar sind. Im Hintergrund sind weitere, aber flachere Höhenzüge erkennbar.
Blick über das obere Echaztal bei Lichtenstein-Honau zur Kuppenalb bei Lichtenstein-Holzelfingen

Nördlich der Klifflinie wird das Gelände von hügeligem Relief dominiert. Gesteinsunterschiede haben hier dazu geführt, dass die im Bereich von ehemaligen Riffkomplexen massig ausgebildeten Kalksteine aufgrund ihrer Widerständigkeit gegenüber Abtragung herauspräpariert wurden, während die geschichteten Gesteine der Zwischenriffbereiche erodiert wurden und Hohlformen hinterlassen haben. Ein teilweise engräumiger Wechsel von Hügeln und muldenförmigen Senken und Schüsseln charakterisiert daher das Relief der sog. Kuppenalb. Die geomorphologische Grundgliederung der Alblandschaft wird auf der Westalb und der südlichen Mittleren Alb durch z. T. weit terrassenartig vorspringende Verebnungen oberhalb des Steilanstiegs modifiziert, die von den gebankten Kalksteinen des Unteren Oberjuras (Wohlgeschichtete-Kalke-Formation) gebildet werden, bevor im rückwärtigen Bereich über eine weitere Stufe schließlich der Anstieg zur Kuppenalb erfolgt. Die Verebnungen verlaufen mehr oder weniger im Bereich der Schichtfläche der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, weshalb diese Relief- und Landschaftseinheit gelegentlich auch als Schichtflächenalb bezeichnet wird (Dongus, 1977).

Böden

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sehr steinige Profil ist nur etwas über 30 cm tief.
Rendzina auf verwittertem Kalkstein der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation

Das Bodenmuster der Schwäbischen Alb wird vielfach durch Rendzinen bestimmt. Ihr geringmächtiger, dunkelgrauer bis schwarzer humoser Oberboden bildet einen auffälligen Kontrast zu dem darunter folgenden weißlichgrauen Kalkstein. Trotz der geringen Bodenmächtigkeit kommt es wegen des kühlen Klimas und den gegenüber den Vorländern im Schnitt erhöhten Niederschlägen nur selten zu Wassermangel für die Pflanzen. Einen weiteren charakteristischen Boden der Alb stellt die Terra fusca dar. Sie besteht hauptsächlich aus dem über längere Zeiträume angesammelten, nicht löslichen, tonigen Residualmaterial der Kalksteinverwitterung. Ihr oftmals leuchtend bräunlichgelbes bis rötlichbraunes Bodenmaterial wird teilweise noch von geringmächtigen lösslehmhaltigen Deckschichten überlagert, in denen meist Braunerden entwickelt sind. Terrae fuscae und zweischichtige Braunerde-Terrae fuscae ergänzen das von Rendzinen dominierte Bodenmuster.

Blick über eine grün und braun gefärbte, flachwellige Nutzlandschaft, die bis zum bewaldeten Horizont reicht.
Flachwellige Landschaft am Südrand der Flächenalb nordwestlich von Ehingen

Die Nutzungsverteilung besteht auf der Kuppenalb heute aus einem Mosaik mit Waldflächen und Äckern sowie einzelnen extensiveren Grünlandbereichen in relief- und bodenbedingt ungünstigen Bereichen. Aus klimatischen Gründen steigt dagegen der Grünlandanteil in den hoch gelegenen Gebieten der Westalb merklich an. Ein grundsätzlich abweichendes Nutzungsbild zeigt sich im Bereich der mit Lösslehmen bedeckten Flächenalb, wo großflächiger, intensiver Ackerbau vorherrscht und Waldflächen meist auf die Randbereiche und Talhänge beschränkt sind.

In einer türkisblauen Wasserfläche im Vordergrund spiegeln sich graue, einen Hang bildende Felsen sowie Bäume und Sträucher. Am unteren Ende der Felsen sind kleine Höhlen erkennbar.
Brenztopf, (Königsbronn, Lkr. Heidenheim)

Auf der West­alb sind die Quellen durch geringere Schüttungen (bis maximal 100 l/s) charakterisiert. Eine Aus­nahme bildet die Aach­quelle im Hegau. Sie ist mit einer mittleren Schüttung von ca. 8100 l/s die größte Quelle Deutsch­lands und hat ein Einzugs­gebiet von über 300 km2. Die Gesamt­schüttung besteht zu etwa zwei Dritteln aus Donau­wasser, das bei Immendingen, Möhringen und Fridingen versickert. An ca. 120 Tagen im Jahr versickert die Donau auf diesem Fluss­abschnitt voll­ständig. Auf der mittleren Alb werden Quellen mit einigen 100 l/s (z. B. Gallus­quelle: mittlere Schüttung ca. 470 l/s) und ergiebige Bohrungen (vor allem Schmiech- und Blau­tal, indirekter Karst des riß­zeit­lichen Donau­rinnen­systems bei Sigmaringen) hauptsächlich im Tiefen Karst genutzt. Auf der Ost­alb gibt es mehrere Quellen mit mittleren Schüttungen von über 1 m3/s. Beispiele hierfür sind die Brunnen­mühlen­quellen in Heiden­heim, die Brenz- und Pfeffer­quelle in Königsbronn oder die Buch­brunnen­quelle südlich von Dischingen.

  • Blick auf eine mit einer Brüstung versehene, halbhohe Steinmauer (rechts im Bild). Am unteren Rand der Mauer, aus einer kleinen Öffnung, fließt Wasser. Dieses Wasser, das einen Teich bildet und von Algen durchsetzt ist, fließt links in einen flachen Fall.
  • Blick auf eine kleine, teichartige Quelle inmitten einer grünen Wiese. Die Quelle, die zum Vordergrund hin als Bach weiterfließt, ist durch einen Fahrweg von einem bewaldeten, nach rechts ansteigenden Hügel abgegrenzt.
Blick auf eine von rechts oben nach links unten verlaufende Hangrutschung. Hangaufwärts stehen Nadelbäume entlang der Schneise.
Große Rutschung östlich von Hechingen-Schlatt

Die großflächigen, tiefreichenden Rutschungen prägen das Erscheinungsbild der Albtraufhänge. Das prominenteste Beispiel einer solchen Rutschung ist der Bergrutsch am Hirschkopf bei Mössingen. In Steillagen können im Ausstrichbereich des Oberjuras ebenso Sturzereignisse ausgelöst werden. Als Beispiele hierfür sind der Felssturz von 2013 bei Ratshausen am Plettenberg (Albtrauf) sowie der Felssturz am Eichfelsen (nahe Beuron, Oberes Donautal) zu nennen.

Weiterführende Informationen zu Geogefahren im Gebiet der Schwäbischen Alb finden sich in Wagenplast (2005).

In hellbraunes Gestein sind rundliche Vertiefungen sowie knollige, an Haselnüsse erinnernde Gesteinsstücke eingedrückt. Eine rechts aufgelegte Centmünze dient als Größenvergleich.
Die Bohnerze der Schwäbischen Alb sind kugelige Eisenkonkretionen.

Abgesehen von den Steine-Erden-Rohstoffen hatte die Eisenerzförderung auf der Schwäbischen Alb die größte Bedeutung. Gewonnen wurden in zahlreichen kleinen Gruben sog. Bohnerze. Diese Erze wurden bereits von den Kelten abgebaut und verhüttet. Sie waren ab dem 19. Jh. der Ausgangspunkt für die Eisen produzierende Industrie im Raum Königsbronn, Aalen, Geislingen und Blumberg.

Externe Lexika

Wikipedia

Literatur

  • Ad-Hoc-AG Hydrogeologie (2016). Regionale Hydrogeologie von Deutschland – Die Grundwasserleiter: Verbreitung, Gesteine, Lagerungsverhältnisse, Schutz und Bedeutung. – Geologisches Jahrbuch, Reihe A, 163, 456 S., Hannover.
  • Bumiller, C. (2008). Geschichte der Schwäbischen Alb. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. 467 S., Gernsbach (Casimir Katz).
  • Dongus, H. (1977). Die Oberflächenformen der Schwäbischen Alb und ihres Vorlands. – Marburger Geographische Schriften, 72, S. 1–486.
  • Feyer, U. (1973). Die Anfänge der Industrie in Baden-Württemberg 1829/1832 – Beiwort zur Karte 11,6. – Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.). Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen, 2. Lieferung 1973, S. 1–8, verfügbar unter https://www.leo-bw.de/media/kgl_atlas/current/delivered/pdf/HABW_11_6.pdf.
  • Geyer, M., Nitsch, E. & Simon, T. (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
  • HGK (1985). Grundwasserlandschaften. – Hydrogeologische Karte Baden-Württemberg, 12 S., 8 Anlagen, Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Lehn, H., Steiner, M. & Mohr, H. (1996). Wasser – die elementare Ressource. Leitlinien einer nachhaltigen Nutzung. 368 S., Berlin, Heidelberg (Springer-Verlag).
  • Schweigert, G. (2018). Der Scharnhäuser Vulkan – eine Bestandsaufnahme 125 Jahre nach Brancos Beschreibung. – Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 174, S. 191–207.
  • Semmel, A. (1996). Geomorphologie der Bundesrepublik Deutschland – Grundzüge, Forschungsstand, aktuelle Fragen, erörtert an ausgewählten Landschaften. 5. Aufl., 199 S., Stuttgart (Franz Steiner).
  • Villinger, E. (1997). Der Oberjura-Aquifer der Schwäbischen Alb und des baden-württembergischen Molassebeckens (SW-Deutschland). – Tübinger Geowissenschaftliche Arbeiten, Reihe C, 34, S. 77–108.
  • Villinger, E. (2011). Erläuterungen zur Geologischen Übersichts- und Schulkarte von Baden-Württemberg 1 : 1 000 000. 13. Aufl., 374 S., 1 Karte, Freiburg i. Br.
  • Wagenplast, P. (2005). Ingenieurgeologische Gefahren in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 16, S. 1–79.
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