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Mühlbacher Sandstein

Nahaufnahme einer hellbraunen Gesteinsoberfläche, mit pinselstrichartigen dunklen waagrechten Streifen. Links unten dient eine Euro-Münze als Größenvergleich.
Anschnitt eines Blocks von Mühlbacher Schilfsandstein
Geologische Karte des Gebiets südlich von Eppingen-Mühlbach mit farbig hervorgehobenen Flächen des Schilfsandsteins.
Geologische Karte für das Gebiet südlich von Eppingen-Mühlbach mit dem Ausstrich des Schilfsandsteins

Die meisten Steinbrüche im Schilfsandstein des nördlichen Strombergs entstanden auf den Gemarkungen Sulzfeld und Mühlbach zwischen dem Lerchenberg bei Kürnbach und dem Gemeindewald, Distrikt I Hartwald, bei Mühlbach. Das Ausstrichgebiet des Schilfsandsteins im Gebiet nordwestlich von Ochsenburg und südlich von Mühlbach ist auf der geologischen Übersichtskarte dargestellt. Alle Steinbrüche liegen innerhalb des „Mühlbacher Stranges“ (Wurster, 1964a), eines primär mit sandigen Sedimenten aufgefüllten, mittelkeuperzeitlichen Tals. Dieser tritt heute im Landschaftsbild als bewaldeter Stufenbildner mit breiten Hangterrassen und lang gezogenen Bergrücken in Erscheinung (­Müller, 2007). Auf die Entstehung dieser Rinnenfüllungen wird unter „Weiler Sandstein“ behandelt.

Geologie

Farbig dargestelltes Profil der Südwand eines Steinbruches bei Eppingen-Mühlbach mit Schichten von Tonstein und Sandstein.
Idealisiertes Schichtenprofil für den Gemeindesteinbruch von Mühlbach

Die nutzbare Mächtigkeit des Mühlbacher Schilfsandsteins liegt im Gemeindewald bei 9–12 m, wovon die oberen 7–10 m in den aktuellen Steinbrüchen gewonnen werden. Im nordöstlichsten Steinbruch wird das dort etwa 11 m mächtige Sand­steinpaket von etwa 8–10 m mächtigen, grauvioletten und rotbraunen Mergel- und Schluffsteinen mit dün­nen Sandsteinbänken überlagert (s. Schichtenprofil). Darüber folgen 2–4 m Löss und Lösslehm. Der Abraum über der Werksteinzone nimmt in Richtung Süden langsam zu, weil die Schichten mit 2–3° nach Süden einfallen.

Die für die Fertigung von Tranchen günstige durch­schnittliche Schichthöhe liegt nach Angabe der Firmen nur bei 50–60 cm. Für größere Werkstücke greifen die Firmen deshalb häufig auf den farblich recht ähnlichen Udel­fanger Sandstein zurück, der sich aber durch eine leicht höhere Wasseraufnahme auszeichnet. Die Streifung bzw. die Einlagerung der genannten dunklen Minerale nimmt nach Auskunft der Steinbruchbetriebe nach unten hin ab; die hochwertigsten und größten Blöcke sind somit an der Basis der Lagerstätte zu finden. Stärker grünlich erscheinende Sandsteine, die – im Gegensatz zu den Verhältnissen in Maulbronn und Heilbronn – nach Auskunft der Steinbruchbetreiber für ihre besondere Festigkeit bekannt sind, treten unregelmäßig verteilt in verschiedenen Niveaus auf.

Das Foto zeigt eine dickplattige, querliegende Gesteinsplatte und darauf ein an einen Schlauch angeschlossenes Bohrgerät. Im Vorder- und Hintergrund liegen Bruchstücke.
Verarbeitung der dickplattigen Sandsteine zu Mauersteinen, Gemeindesteinbruch Mühlbach

Heute (Stand 2021) lösen die drei unmittelbar nebeneinander gelegenen Firmen, die alle im gemeindeeigenen Steinbruch Gewinnung betreiben und die Verarbeitung in den angeschlossenen Werken vornehmen, den Sandstein mit Bohren, Reißen und schonendem Sprengen mittels Sprengschnur. Danach werden die Blöcke mit Bagger bzw. Radlader abgehoben und zum nahen Werk transportiert. Der Abbau erfolgt bevorzugt in der frostfreien Zeit. Nach sorgfältiger Auswahl der Block­abschnitte, wobei besonders auf geöffnete Fugen, Stiche und schichtige Einlagerungen geachtet wird, werden im Werk mit Einblatt- und Kreissägen bei ständiger Wasseraufgabe (Nasssägen) Tranchen bzw. auf Maß gesägte Blöcke erzeugt und verschiedenartige Werkstücke im durchfeuchteten Zustand händisch oder mit pressluftgetriebenem Werkzeug bearbeitet. Aufgrund des Einsatzes moderner Abbau- und Verarbeitungstechnik – seit einigen Jahren auch mit CAD gesteuerten, automatischen Steinsägen – kann heute ein Arbeiter die Leistung erbringen, für die früher mehrere Dutzend Steinbrecher und Steinmetze erforderlich waren.

Blick auf die dreistöckige Fassade eines Gebäudes aus hellbraunem Mauerwerk mit Säulen in jedem Stockwerk sowie Galerien.
Altes Schloss in Stuttgart

Verwendungsbeispiele sind neben den zahlreichen repräsentativen Bürgerhäusern in Mühlbach, dem dortigen Rathaus von 1903 mit dem 1998 eingerichteten Steinhauermuseum und der benachbarten evangelischen Kirche die historischen Bauten in Eppingen wie der Pfeifferturm (13. Jh.), die Alte Universität (1494/95) und viele weitere Fachwerkbauten sowie die bei Sulzfeld gelegene Ravensburg (10./11. Jh.), ferner die Rathäuser in Östringen und Pforzheim, die Bahnhöfe in Karlsruhe und Basel, das Neue und das Alte Schloss in Stuttgart sowie mehrere Kirchen und Schulen in Freiburg. Im Jahr 1909 wurden für den Karlsruher Hauptbahnhof 1300 m3 Mühlbacher Sandstein angeliefert (Quelle: Steinhauermuseum Mühlbach). Die Fassade des Schlosses auf der Insel Mainau ist ebenfalls aus Mühlbacher gefertigt.

Teilansicht einer Gesteinsformation mit säulenartigem Aufbau, grünlich bis bräunlich grau. Links ist ein Hanganstieg erkennbar. Ein Mann mit Jacke und Rucksack stützt sich dort am Gestein ab.
Aufgelassener Steinbruch am Buchenbuckel, plattige bis dünnbankige Sandsteine

Im gleichen Niveau liegen weiter westlich große aufgelassene Sandsteinbrüche, nämlich der Sulzfelder Steinbruch, der Steinbruch am Kohlbrunnen und die Steinbrüche am Buchenbuckel. Der Schichtaufbau ist im Westteil des Steinbruchs am Buchenbuckel unter einer 0,5 bis 3 m mächtigen Auflockerungs- und Bodenzone wie folgt (Bohrung 555 in der geologischen Karte):

- 4,05 m

Sandstein, tonig, mit „Linienschichtung“

- 4,10 m

Schluffstein
- 4,90 m Sandstein, tonig
- 4,95 m Schluffstein, tonig
- 7,95 m Sandstein, tonig, schräg geschichtet
- 8,15 m Schluffstein, tonig
- 9,05 m Wechselfolge von dünnbankigem Sandstein und Schluffstein
- 11,15 m Sandstein, tonig, schräg geschichtet, dünnbankig, unten mit kohligen Intraklasten
- 11,20 m Schluffstein, tonig
- 11,70 m Sandstein, tonig, mit Rippelschichtung, darunter folgt schluffiger Tonstein
  • Geologische Karte des Gebiets südlich von Eppingen-Mühlbach mit farbig hervorgehobenen Flächen des Schilfsandsteins.
  • Vereinfachte Übersichtskarte mit farbig dargestellten Verbreitungsgebieten der „Sandsteinstränge“ des Schilfsandsteins zwischen Kraichgau, Heilbronn und dem Enztal.
  • Farbig dargestelltes Profil der Südwand eines Steinbruches bei Eppingen-Mühlbach mit Schichten von Tonstein und Sandstein.
  • Mehrfarbige Karte mit dem Ablagerungsraum des Schilfsandsteins in Deutschland.
  • Blick auf zwei farbig dargestellte, einfache Ablagerungsmodelle als Schnittzeichnungen von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach. Schnitt 1 (oben) geht von Nordwest nach Südost, Schnitt 2 (darunter) von Südwest nach Nordost.
  • Blick auf eine mehrstufige Steinbruchwand über Eck, schwärzlich grau bis braun. Im Vordergrund steht Wasser in einer helleren Werksteinzone.
  • Blick auf ein größeres Steinbruchgelände mit hohen Wänden, baumbestandenen Kuppen und bearbeiteten Lagern im Vordergrund. Farbe des Gesteins bei den Lagern gelblich braun, an den hinteren Wänden auch hellgrau.
  • Blick auf eine hohe Steinbruchwand aus hellbraunem Gestein. Im unteren Teil sind Blöcke herausgearbeitet. Die oberen Wände sind links gelblich, rechts bläulich grau und darüber rotbraun. Auf der Kuppe steht Wald.
  • Das Foto zeigt eine dickplattige, querliegende Gesteinsplatte und darauf ein an einen Schlauch angeschlossenes Bohrgerät. Im Vorder- und Hintergrund liegen Bruchstücke.
  • Nahaufnahme einer hellbraunen Gesteinsoberfläche, mit pinselstrichartigen dunklen waagrechten Streifen. Links unten dient eine Euro-Münze als Größenvergleich.
  • Blick auf eine feinbankige Gesteinswand, oben bläulich und mit waagrechter Schichtung, darunter grünlich und mit schräg (nach rechts unten) verlaufender Schichtung.
  • Teilansicht einer Gesteinsformation mit säulenartigem Aufbau, grünlich bis bräunlich grau. Links ist ein Hanganstieg erkennbar. Ein Mann mit Jacke und Rucksack stützt sich dort am Gestein ab.
  • Blick auf zwei versetzt nebeneinander stehende Gebäude aus graubraunem Mauerwerk. Das Gebäude links trägt ein Schild mit der Aufschrift „Steinhauer Museum Mühlbach“. Es ist Abend, und ein paar Fenster sind erleuchtet. Links vorne steht eine Steinsäule.
  • Teilansicht einer Gebäude- oder Kirchenwand aus rötlichem Mauerwerk. Rechts im Bild ist eine Säule mit Sockel und doppeltem, aus dem Stein herausgearbeiteten Zopfmuster.
  • Blick auf die dreistöckige Fassade eines Gebäudes aus hellbraunem Mauerwerk mit Säulen in jedem Stockwerk sowie Galerien.

Literatur

  • Bohrmann, R. (1988). Untersuchungen zum Verwitterungsverhalten von Bausteinen am Beispiel des Schilfsandsteins. – Dipl.-Arb. Univ. Heidelberg, 155 S., Heidelberg. [83 Abb., unveröff.]
  • Grassegger, G., Bohrmann, R. & Häberl, K. (1990). Die Schilfsandsteine Baden-Württembergs. Teil I: Technische Eigenschaften (Teile 1 und 2). – Bautenschutz und Bausanierung, 13, S. 53–55 und 68–70. [6 Abb., 2 Tab.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Müller, B. (2007). Der Schilfsandstein des Mühlbacher Stranges – Fazies, Rohstoffgeologie, 3D-Modell. – Dipl.-Arb. Univ. Tübingen, 104 S., Tübingen. [unveröff.]
  • Müller, F. (1984ff). INSK – Internationale Naturstein-Kartei. 1ff S., Ulm (Ebner). [10 Bände, Loseblattsammlung]
  • Singewald, C. (1992). Naturwerkstein – Exploration und Gewinnung; Untersuchung, Bewertung, Verfahren, Kosten. – Steintechn. Institut Mayen (Hrsg.), 260 S., Köln (Verl.-Ges. Müller). [244 Abb., 42 Tab., zugl. Diss. Univ. Clausthal]
  • Wurster, P. (1964a). Geologie des Schilfsandsteins. – Mitteilungen aus dem Geologischen Staatsinstitut in Hamburg, 33, S. 1–140, 4 Taf., 15 Kt. [57 Abb.]
  • Zimdars, D., Bushart, B., Findeisen, P., Jacobs, F., Kaiser, W., Kobler, F., Osteneck, V., Ruck, G., Schmidt, L., Stober, K., Untermann, M., Wetzig, I. & Wichmann, P. (1997). Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. – Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler/Georg Dehio: Baden-Württemberg II, 906 S., München, Berlin (Deutscher Kunstverlag).
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