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Posidonienschiefer

Mittelgraue, sehr feinkörnige Gesteinsplatte mit mehreren unterschiedlichen goldfarbenen Ammoniten.
Ammoniten in Gesteinsplatten aus dem Posidonienschiefer
Vereinfachte Übersichtskarte mit dem Verbreitungsgebiet von Posidonienschiefer zwischen Nürtingen und Schwäbisch Gmünd. Der Schiefer ist violett (auf weiß) dargestellt.
Karte des Ausstrichs des Posidonienschiefers zwischen Nürtingen und Schwäbisch Gmünd

Die Gesamtmächtigkeit der Posidonienschiefer-Formation schwankt zwischen nur 1 m an der Grenze zu Bayern und rund 30 m im Kraichgau. Von der östlichen Landesgrenze steigt die Mächtigkeit nach Südwesten auf über 10 m bei Schwäbisch Gmünd, fällt im weiteren südwestlichen Verlauf auf ca. 6–8 m bei Göppingen und Weilheim ab, um dann bei Metzingen wieder auf 12 m anzusteigen. In der weiteren Erstreckung über Dotternhausen bis Geisingen schwankt die Mächtigkeit zwischen 8 und 12 m. Der Werksteinhorizont innerhalb des Mittleren Posidonienschiefers, der in den verschiedenen Steinbrüchen im Raum Holzmaden–Ohmden (bei Weilheim) noch zur Herstellung von so genannten Fleinsplatten gewonnen wird, ist dort 18 cm mächtig. In diesem Gebiet wird der Posidonienschiefer bereits seit mehreren Jahrhunderten intensiv genutzt.

Das Bild zeigt eine Bruchsteinmauer aus beige-grauem Kalkstein. Mittig links vor der Mauer wächst eine Rose mit mehreren roten Blüten.
Mauer aus Kalksteinen aus dem Posidonienschieferhorizont des Unteren Steins

Früher wurden aus dem Posidonienschiefer auch Dachschieferplatten hergestellt. Heute findet er überwiegend in der Innenarchitektur Verwendung; er wird eingesetzt für Wandverkleidungen, Bodenplatten, Fenster­bänke, Treppenstufen und Tischplatten sowie zur Her­stellung von Dekorationssteinen. Im Außenbereich findet der Posidonienschiefer aufgrund seiner geringen Verwitterungsbeständigkeit keinen Einsatz, das Gestein spaltet unter Frosteinwirkung auf und zerfällt in dünne Platten und Scherben. Dies ist zurückzuführen auf den enthaltenen Schwefelkies, der sich in frischer Luft leicht zu Eisenvitriol und Schwefelsäure zersetzt (Reyer, 1927).

Der Abbau findet in den meisten Gewinnungsstellen nur gelegentlich nach Bedarf statt. In einigen Steinbrüchen werden neben dem Fleinsabbau noch Klopfstellen für Fossiliensammler betrieben. Die Steinbrüche um Holzmaden befinden sich in dem 1979 ausgewiesenen Grabungsschutzgebiet „Versteinerungen Holzmaden“. Der Abbau ist so auszuführen, dass Fossilien möglichst wenig gefährdet werden, die Gewinnung erfolgt deshalb durch Reißen. In den Schichten oberhalb des Fleins werden manchmal auch Lockerungssprengungen durchgeführt. Die Schieferplatten gehen oft an Museen und Privatsammlungen.

  • Vereinfachte Übersichtskarte mit dem Verbreitungsgebiet von Posidonienschiefer zwischen Schömberg und Reutlingen. Der Schiefer ist violett (auf weiß) dargestellt.
  • Vereinfachte Übersichtskarte mit dem Verbreitungsgebiet von Posidonienschiefer zwischen Nürtingen und Schwäbisch Gmünd. Der Schiefer ist violett (auf weiß) dargestellt.
  • Zweifarbige Säulenprofile für den Posidonienschiefer bei Dotternhausen und Holzmaden, zum Vergleich nebeneinander gestellt.
  • Vier zweifarbige Profilschnitte für den Posidonienschiefer südlich und östlich von Holzmaden, zum Vergleich nebeneinander gestellt.
  • Blick auf zwei Gesteinsplatten mit Fossilspuren, links einheitlich grau, rechts mit helleren Flecken. Unten in der Mitte befindet sich eine Münze als Maßstab.
  • Mittelgraue, sehr feinkörnige Gesteinsplatte mit mehreren unterschiedlichen goldfarbenen Ammoniten.
  • Das Bild zeigt die Abbauwand eines Steinbruches. Das blaugraue Gestein ist plattig und scherbig. In der Bildmitte hält ein Arbeiter mit Schutzweste und Helm einen Maßstab hoch. Vor der Wand steht Wasser.
  • Das Foto zeigt einen treppenartig angelegten, schwarzgrauen Schieferbruch mit scherbigem Material im Vordergrund. Weiter hinten erhebt sich eine bewachsene Hügelkuppe.
  • Blick von schräg oben auf eine dunkelgraue Gesteinsplatte, welche sich auf der linken Bildhälfte befindet. Rechts neben einer scharfen Bruchkante liegt etwas Geröll und eine Oberfläche aus matschigem Wasser ist zu erkennen.
  • Zweigeteilter Steintisch mit abgerundeten Ecken und versetzten Innenkanten in J-Form. In der schwarzgrauen Tischoberfläche sind Fossilien erkennbar.
  • Das Bild zeigt eine Bruchsteinmauer aus beige-grauem Kalkstein. Mittig links vor der Mauer wächst eine Rose mit mehreren roten Blüten.

Literatur

  • Benade, W. (1935). Ergebnisse der chemischen und physikalischen Untersuchungen des Präparats „Posido“. – Müller, K. (Hrsg.). Posido-Fango. Deutscher Heil-Urschlamm, S. 29–38, Stuttgart (Henkel).
  • Frank, M. (1949). Technologische Geologie der Bodenschätze Württembergs. 446 S., Stuttgart (Schweizerbart).
  • Franz, M., Schaaf, D., Schmidt, S. & Schweizer, V. (1987). Erläuterungen zu Blatt 7719 Balingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 146 S., 1 Taf., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Geologisches Landesamt Baden-Württemberg (1974). Die Ölschiefer in Baden-Württemberg. 60 S., Freiburg i. Br. [unveröff.]
  • Hauff, B. (1921). Untersuchung der Fossilfundstätten von Holzmaden im Posidonienschiefer des oberen Lias Württembergs. – Pompeckj, J. F. (Hrsg.). Palaeontographica – Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt, 64, S. 1–42, Textfigur 1 und 2 als Textbeilage, Taf. I–XXI, Berlin.
  • Hilger, J. (2000). Ölschiefer des Lias epsilon (Unter-Toarcium) – Gleichzeitige Nutzung als mineralischer Rohstoff und als Brennstoff bei Rohrbach Zement/Dotternhausen. – Zentralblatt für Geologie und Paläontologie, Teil I, 1999, S. 371–379. [3 Abb., 1 Tab.]
  • Keierleber, K. & Mundorff, M. (1999). Ölrausch im Filstal und auf der Schwäbischen Alb. – Manuskript zum am 2.12.1999 in Eislingen gehalt. Vortrag, 22 S., Göppingen (Stadtarchiv). [unveröff.]
  • Küspert, W. (1983). Faziestypen des Posidonienschiefers (Toarcium, Süddeutschland). Eine isotopen-geochemische, organisch-chemische und petrographische Studie. – Diss. Univ. Tübingen, 232 S., Tübingen. [30 Abb., unveröff.]
  • LGRB (2001a). Blatt L 7324 Geislingen an der Steige, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 91 S., 7 Abb., 5 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Wagenplast, P. & Werner, W.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Reyer, E. (1927). Die Bausteine Württembergs nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struktur in Bezug zu ihrer bautechnischen Verwendung und wirtschaftlichen Bedeutung. VIII + 138 S., 3 Taf., Halle/Saale (Martin Boerner Verlagsanstalt). [8 Abb.]
  • Riegraf, W., Werner, G. & Lörcher, F. (1984). Der Posidonienschiefer – Biostratigraphie, Fauna und Fazies des südwestdeutschen Untertoarciums (Lias epsilon). 195 S., 12 Taf., Stuttgart. [50 Abb.]
  • Roemer, F. A. (1835–39). Die Versteinerungen des Norddeutschen Oolithen-Gebirges. Bd.1 (1835), Bd.2 (1836), Nachtrag (1839), 277 S., Hannover (Hahn).
  • Röhl, H.-J. (1998). Hochauflösende palökologische und sedimentologische Untersuchungen im Posidonienschiefer (Lias epsilon) von SW-Deutschland. – Tübinger Geowissenschaftliche Arbeiten, Reihe A, 47, S. 1–170, 12 Taf. [52 Abb., 2 Tab.]
  • Schmid-Röhl, A. (1999). Hochauflösende geochemische Untersuchungen im Posidonienschiefer (Lias epsilon) von SW-Deutschland. – Tübinger Geowissenschaftliche Arbeiten, Reihe A, 48, S. 1–189.
  • Urlichs, M., Wild, R. & Ziegler, B. (1994). Der Posidonien-Schiefer des unteren Juras und seine Fossilien. – Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie C, 36, S. 1–95. [111 Abb.]
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