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Pfaffenhofener Sandstein

Nahaufnahme einer hellbraunen Gesteinsoberfläche mit feiner, mehrfarbiger Bänderung rechts und größerer Zeichnung links oben. Ein dort ausgelegtes Centstück dient als Größenvergleich.
Ansicht einer Sägefläche des Pfaffenhofener Sandsteins

Geologie, Gesteinsbeschreibung

Teilansicht von hellbraunem Gestein mit bildhaftem Muster und schräg (links höher als rechts) verlaufenden Einkerbungen.
Strömungsrippeln auf einer Schichtfläche des Pfaffenhofener Schilfsandsteins

Die Aufschlussverhältnisse im Steinbruchgebiet Güglingen-Pfaffenhofen waren über die Jahre hinweg deutlichen Schwankungen unterworfen. Bei einer Aufnahme durch Mitarbeiter der TU Darmstadt im Jahr 1963 (LGRB-Archiv) wurde folgendes Profil im alten Burrer-Bruch im Gewann „Ob dem Hochgericht“ angetroffen: Unter geringmächtigem Lösslehm, Sandschiefern und mürben Sandsteinen folgten ein 1,5 m mächtiger, plattiger bis dünnbankiger Sandstein und das 3–3,5 m mächtige Werksteinlager („Kosakfels“). Bei der LGRB-Betriebserhebung 1987 stand ein 5 m mächtiges, kompaktes Lager an, das nur im obersten Meter Schichtung erkennen ließ; es bestand aus einem gelblichen und gelblich-rotgeflammten Feinsandstein. Darüber waren 3,5–4 m mächtige, plattige bis dünnbankige Sandsteine mit Siltsteinzwischenmitteln aufgeschlossen, dann ca. 0,5 m Löss und Lösslehm. Das Sandsteinlager befindet sich nur wenige Meter über der Grenze zum Gipskeuper. Die nutzbare Mächtigkeit lag in den 2009 zugänglichen Aufschlüssen zwischen 7 und 9 m. Im oberen Teil des Sandsteinpakets befindet sich eine 2,5–5 m mächtige Werksteinbank, die sich durch ihre Gleichmäßigkeit und Festigkeit auszeichnet; sie wird von 5–6 m mächtigen, plattigen Sandsteinen unterlagert. In diesem bis 5 m mächtigen, weitständig geklüfteten, massigen Sandsteinlager beträgt der für die Verarbeitung durch den Steinmetz verwertbare Blockanteil rund 60 %; betrachtet man die gesamte, in den letzten Jahren aufgeschlossene Lagerstätte, so lag der Anteil bei 8–10 % (Mitt. M. Berkau, Fa. Haass). Durch die Abbauarbeiten im Jahr 2012 wurde im Nordosten des Bruchgeländes ein etwa 13 m mächtiges Sandsteinpaket erschlossen, das kein Werksteinlager aufweist, sondern aus unregelmäßigen, dünnbankigen bis plattigen, oft feinscherbigen Sandsteinen besteht. Es stellt die für Werksteinzwecke nicht nutzbare Randfazies der Lagerstätte dar.

  • Blick auf eine mächtige, rötlich graue Steinbruchwand mit senkrechtem, gezacktem Riss in der Mitte und bewachsener, nach rechts abfallender Kuppe. Am unteren Bildrand hält ein Arbeiter eine Messlatte an das Gestein.
  • Teilansicht von getreppt liegenden Gesteinsblöcken, gelblich braun (im Vordergrund) bis dunkelrotbraun. Im Hintergrund ist ein auf der Kuppe bewachsener Hang erkennbar.
  • Blick auf eine hohe Steinbruchwand mit mehrheitlich dickbankigen Lagen, hellgrau bis rötlich grau. Unter der bewachsenen Kuppe liegt eine dünne, scherbige Schicht. Rechts, am Fuß der Wand, liegt Abraum.

Gewinnung und Verwendung

Auf Paletten ausgelegte Gebäudeteile aus römischer Zeit, gefertigt aus rötlich grauem Gestein.
Spätantike Kellerfenster und Fensterbänke aus Pfaffenhofener Sandstein

Römische Zeit: Die ausgedehnte römische Zivilsiedlung des vicus von Güglingen im Zabergäu lag an einer römischen Fernstraße. Nach den Grabungsbefunden im Gebiet des heutigen Gewerbegebiets „Steinäcker“ handelte es sich um ein Handelszentrum (Kortüm & Neth, 2002, 2003). Es konnten rund 30 benachbarte Gebäude untersucht werden, wodurch der Güglinger vicus eine der größten zusammenhängend erforschten römischen Siedlungen in Südwestdeutschland ist. Zum Bau wurde, ebenso wie beim Gutshof bei Güglingen-Frauenzimmern, Schilfsandstein vom nahen Steingrubenberg nördlich von Pfaffenhofen verwendet. Es handelt sich um einen gelblichen bis hellbraunen, kieselig-kaolinitisch gebundenen, fein- bis mittelkörnigen Sandstein, der sich durch gute Bearbeitbarkeit bei gleichzeitiger Beständigkeit auszeichnet. Der Güglinger Schilfsandstein wurde nach dem reichlichen Fundmaterial aus dem vicus und dem Gutshof vorrangig für folgende Zwecke verwendet (Werner, 2005):

  • Blick auf eine Kirche aus hellbraunem Mauerwerk mit Hauptbau und kleinem seitlichen Anbau (im Vordergrund) sowie aufgesetztem, mindestens sechseckigem Turm mit Spitzdach.
  • Teilansicht eines kirchlichen Gebäudes mit Ecksteinen, Fensterumrandung und Wappen aus hellbraunem Mauerwerk. Sockel dunkelgrau, Wand weiß verputzt.
  • Blick von der Seite auf ein längliches Gebäude aus hellbraunem Mauerwerk. Unter dem Dachtrauf hängen Glaselemente. Am Ende des Gebäudes, links im Bild, steht ein gläserner Anbau mit Innentreppe.
  • Teilansicht eines Gebäudes; seitlicher Blick auf Fensterstreben aus hellbraunem Sandstein.
  • Geologische Übersichtskarte mit farbig hervorgehobenen Verbreitungsflächen von Schilfsandstein der Stuttgart-Formation im Gebiet von Hartwald und Heuchelberg.
  • Blick auf eine mächtige, rötlich graue Steinbruchwand mit senkrechtem, gezacktem Riss in der Mitte und bewachsener, nach rechts abfallender Kuppe. Am unteren Bildrand hält ein Arbeiter eine Messlatte an das Gestein.
  • Teilansicht von getreppt liegenden Gesteinsblöcken, gelblich braun (im Vordergrund) bis dunkelrotbraun. Im Hintergrund ist ein auf der Kuppe bewachsener Hang erkennbar.
  • Blick auf eine hohe Steinbruchwand mit mehrheitlich dickbankigen Lagen, hellgrau bis rötlich grau. Unter der bewachsenen Kuppe liegt eine dünne, scherbige Schicht. Rechts, am Fuß der Wand, liegt Abraum.
  • Teilansicht von hellbraunem Gestein mit bildhaftem Muster und schräg (links höher als rechts) verlaufenden Einkerbungen.
  • Nahaufnahme einer hellbraunen Gesteinsoberfläche mit feiner, mehrfarbiger Bänderung rechts und größerer Zeichnung links oben. Ein dort ausgelegtes Centstück dient als Größenvergleich.
  • Das Foto zeigt das längsseitige Zerteilen eines größeren, hellbraunen Steinblockes mit Hilfe eines metallenen Sägeblattes. Während des Sägevorgangs wird Säge und Steinblock mit Wasser beregnet.
  • Auf Paletten ausgelegte Gebäudeteile aus römischer Zeit, gefertigt aus rötlich grauem Gestein.
  • Blick auf eine ausgestellte Bildhauerarbeit aus römischer Zeit. Material rötlich graues Gestein, mit ausgebleichten und verwitterten Stellen. Die Figur soll Herkules darstellen, ihr fehlt allerdings der Kopf.
  • Blick auf eine Kirche aus hellbraunem Mauerwerk mit Hauptbau und kleinem seitlichen Anbau (im Vordergrund) sowie aufgesetztem, mindestens sechseckigem Turm mit Spitzdach.
  • Teilansicht eines kirchlichen Gebäudes mit Ecksteinen, Fensterumrandung und Wappen aus hellbraunem Mauerwerk. Sockel dunkelgrau, Wand weiß verputzt.
  • Blick von der Seite auf ein längliches Gebäude aus hellbraunem Mauerwerk. Unter dem Dachtrauf hängen Glaselemente. Am Ende des Gebäudes, links im Bild, steht ein gläserner Anbau mit Innentreppe.
  • Teilansicht eines Gebäudes; seitlicher Blick auf Fensterstreben aus hellbraunem Sandstein.

Weiterführende Links zum Thema

Literatur

  • Bohrmann, R. (1988). Untersuchungen zum Verwitterungsverhalten von Bausteinen am Beispiel des Schilfsandsteins. – Dipl.-Arb. Univ. Heidelberg, 155 S., Heidelberg. [83 Abb., unveröff.]
  • Grassegger, G., Bohrmann, R. & Häberl, K. (1990). Die Schilfsandsteine Baden-Württembergs. Teil I: Technische Eigenschaften (Teile 1 und 2). – Bautenschutz und Bausanierung, 13, S. 53–55 und 68–70. [6 Abb., 2 Tab.]
  • Kortüm, K. & Neth, A. (2002). Römer im Zabergäu. Ausgrabungen im vicus von Güglingen, Kreis Heilbronn. – Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 2002, S. 116–121. [6 Abb.]
  • Kortüm, K. & Neth, A. (2003). Markt und Mithras – Neues vom römischen vicus in Güglingen, Kreis Heilbronn. – Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 2003, S. 113–117. [5 Abb.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Werner, W. (2005). Auf diese Steine konnte man bauen. Römische Gesteinsnutzung in Südwestdeutschland. – Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (Hrsg.). Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, S. 393–398, Stuttgart (Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart 1. Okt. 2005 – 8. Jan. 2006).
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