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Loßburger und Freudenstädter Sandstein

Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen des Buntsandsteins im Nordschwarzwald anhand eines Säulenprofils.
Übersicht der Buntsandsteinabfolge im Nordschwarzwald

Im Südostteil des tertiärzeitlichen Freudenstädter Grabens, also bei Loßburg und Dietersweiler, sind Gesteine des Oberen Buntsandsteins, nämlich der Plattensandstein- und Rötton-Formationen, unter einer geringmächtigen Deckschicht von Mergel- und Karbonatgesteinen des Unteren Muschelkalks in nicht verwittertem Zustand erhalten. Auf den Grabenschultern, also weiter westlich und östlich, sind sie zum großen Teil abgetragen oder aufgewittert.

Wegen ihrer leichten Gewinnbarkeit, guten Bearbeitbarkeit, Gleichmäßigkeit in Korn und Bindemittel sowie der hohen Festigkeit sind diese roten Feinsandsteine im Nord- und Zentralschwarzwald, oft weit darüber hinaus (vgl. Abbau und Verwendung), vielfach verwendet worden. Sie gehören wie die Seedorfer, Pfinztäler oder Tiefenbronner Sandsteine zur 25–40 m mächtigen Plattensandstein-Formation (s. Übersicht der Buntsandsteinabfolge) . Die für diese Formation namensgebenden, mit Ton- und Schluffsteinen wechsellagernden, nur einige Meter mächtigen Sandsteinpakete sind im Allgemeinen weinrot bis rotviolett gefärbt und enthalten zahlreiche feinverteilte Hellglimmer, weshalb sie früher auch als „Glimmersandsteine“ bezeichnet wurden (Eissele, 1966b). Sie zeichnen sich ferner durch ihr gleichmäßiges, feines Korn und ihr tonig-ferritisches Bindemittel aus.

Blick auf rötlich graue, übereinander liegende Gesteinsblöcke, die zum Hintergrund hin stark überwachsen sind. An den vordersten Steinblock ist eine Messlatte angelehnt.
Feinsandsteine der Plattensandstein-Formation bei dem Steinbruch Freudenstadt-Dietersweiler

Gute Einblicke in den Aufbau der Werksteinlager erlauben die Brüche bei Freudenstadt-Dietersweiler und Loßburg-Sulzbach (s. Übersichtskarte). Im Steinbruch südöstlich von Dietersweiler (RG 7516‑2) konnten durch Steinbruchaufnahmen im Jahr 2009 und im Steinbruch Heilige Wiesen nordöstlich von Sulzbach (RG 7516‑1) durch 1972 abgeteufte Erkundungsbohrungen typische Profile dokumentiert werden. Am Hang nordöstlich der Lauter, im Gewann Hessenwiesen, befinden sich zwei große auflässige Brüche im Plattensandstein; der südöstliche Bruch (RG 7516‑328, heute Bauhof) ist weitgehend aufgefüllt, der nordwestlich anschließende, ehemalige Stbr. Schmid (RG 7516‑100) bietet hingegen das schönste noch zugängliche Profil im Raum Freudenstadt mit drei Werksteinlagern und dem farblich auffallenden Übergang zum Unteren Muschelkalk. Im südöstlichen Teil ist gut erkennbar, wie sich die Sandsteinlager diskordant in die liegenden Tonsteine einschneiden. Das Profil (Lage: O 462089 / N 5366092) im obersten Buntsandstein und auflagernden Unteren Muschelkalk umfasst – vom Hangenden zum Liegenden – folgende Einheiten:

Gewinnung und Verarbeitung

Blick auf eine dreifach abgestufte, graubraune Steinbruchwand. Zwischen und an den Rändern der Stufen ist Bewuchs erkennbar. Auf der obersten Stufe liegen einzelne Felsbrocken. Auch ein gelber Bagger ist oben rechts zu sehen.
Feinsandsteine der Plattensandstein-Formation bei dem Steinbruch Loßburg-Sulzbach

Der Plattensandstein gehört zu den im Schwarzwald am häufigsten abgebauten Buntsandsteinsorten, vor allem weil er relativ leicht zu gewinnen und zu verarbeiten ist. In den Werksteinlagern, die Ziel der Gewinnung waren und sind, treten 5–10 cm dicke Platten neben Bänken mit 0,8–2 m Mächtigkeit auf.

Die Gewinnung des Plattensandsteins bei Freudenstadt und Loßburg hat eine jahrhundertelange Tradition. Als erster urkundlich erwähnter „Plattenbrecher“ wird Michael Schuler (1778–1834) erwähnt, ein Vorfahre der heutigen Eigentümer des gegenwärtig allerdings kaum mehr betriebenen Bruchs bei Dietersweiler und des 1985 stillgelegten und völlig aufgefüllten und rekultivierten Bruchs von Lombach. Im 18. und 19. Jh. wurden die im oberflächennahen Bereich auftretenden und leicht zu gewinnenden Sandsteinplatten vor allem zu Bodenplatten für Küchen und Keller verarbeitet. Jakob Schuler (1861–1930) verkaufte diese Platten bis Göppingen, Tübingen und Karlsruhe (Schuler, 1997). Unter Gottlob Schuler (1894–1965) wurde das Werk in Sulzbach nördlich von Loßburg errichtet; in seiner Zeit gingen Transporte von Blöcken und Fertigware bis in die Schweiz. Bei einer Betriebsbereisung von Albert Schreiner im Jahr 1950 waren im Steinbruch 1,5 km westlich von Lombach (RG 7516‑101) und im Werk von Gottlob Schuler in Loßburg 20 Mitarbeiter beschäftigt; der Steinbruch 600 m südöstlich von Lombach (RG 7516‑116) war bereits stillgelegt. Der damals genutzte Steinbruch war 8 m tief; die unter 5 m Lehm, Tonstein und nicht verwertbaren Sandsteinplatten liegenden nutzbaren Werksteinbänke waren insgesamt 3 m mächtig. Noch Ende der 1980er Jahre wies das Werk in Loßburg-Sulzbach beeindruckende Größe auf.

  • Farbige Übersichtskarte mit betriebenen und stillgelegten Steinbrüchen; eingetragen als kleine rote Quadrate. Der Kartenausschnitt reicht von Freudenstadt links oben bis nach Loßburg und Glatten.
  • Grafische, farbige Darstellung eines Steinbruches im Profil. Zwei unterschiedlich tiefe Kernbohrungen sowie eine Werksteinzone sind darin erkennbar.
  • Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen des Buntsandsteins im Nordschwarzwald anhand eines Säulenprofils.
  • Blick auf rötlich graue, übereinander liegende Gesteinsblöcke, die zum Hintergrund hin stark überwachsen sind. An den vordersten Steinblock ist eine Messlatte angelehnt.
  • Blick auf eine dreifach abgestufte, graubraune Steinbruchwand. Zwischen und an den Rändern der Stufen ist Bewuchs erkennbar. Auf der obersten Stufe liegen einzelne Felsbrocken. Auch ein gelber Bagger ist oben rechts zu sehen.
  • Das Foto zeigt Verzierungen und unterschiedlich gefurchte Mauersteine an einer aus rötlichem Gestein bestehenden Mauer.

Weiterführende Links zum Thema

Literatur

  • Bräuhäuser, M. (1909a). Erläuterungen zu Blatt Schramberg (Nr. 129). – Erl. Geol. Spezialkt. Kgr. Württ., 130 S., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt). [Nachdruck 1971: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7716 Schramberg; Stuttgart]
  • Eissele, K. (1966b). Zur Gliederung des Nordschwarzwälder Buntsandsteins. – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 48, S. 143–158. [3 Abb., 1 Tab.]
  • Eissele, K. (1973). Geologisches Gutachten über das Vorkommen brauchbarer Werksteine im Oberen Buntsandstein im Raum Freudenstadt – Loßburg – 24 Höfe. – Privatgutachten, 10 S., 3 Anl., Emmendingen.
  • Kaufmann, S. (2005). Felsmechanische Untersuchungen an Sandsteinen des Nordschwarzwalds und numerische Modellierung der uniaxialen Druckversuche. – Dipl.-Arb. Univ. Freiburg, 180 S., 2 Anl., Freiburg i. Br. [unveröff.]
  • LGRB (2003c). Ingenieurgeologisches Gutachten zum Tunnel Freudenstadt, Trassenvariante 2002 (Ausbau B 28/462). – S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Az.: 4764//022996, unveröff.]
  • LGRB (2006a). Blatt L 7516/L 7518 Freudenstadt/Rottenburg am Neckar, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 260 S., 33 Abb., 6 Tab., 2 Kt., 2 CD-ROM, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kesten, D. & Werner, W., m. Beitr. v. Kilger, B.-M. & Selg, M.]
  • LGRB (2010a). Blatt L 7114/L 7116 Rastatt/Karlsruhe-Süd, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 237 S., 30 Abb., 9 Tab., 3 Kt., 2 CD-ROM, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kimmig, B. & Kesten, D., m. Beitr. v. Werner, W. & Kilger, B.-M.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Reyer, E. (1927). Die Bausteine Württembergs nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struktur in Bezug zu ihrer bautechnischen Verwendung und wirtschaftlichen Bedeutung. VIII + 138 S., 3 Taf., Halle/Saale (Martin Boerner Verlagsanstalt). [8 Abb.]
  • Schmidt, M. & Rau, K. (1910). Erläuterungen zu Blatt Freudenstadt (Nr. 105). – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Spezialkt. Kgr. Württ., 107 S., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt). [Nachdruck 1930, 1964, 1977, 1995: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7516 Freudenstadt; Stuttgart]
  • Schuler, E. (1997). Natur- und Sandsteine. – Heckmanns, K. M. (Hrsg.). Heimatbuch Dietersweiler, S. 433–435, Horb a. N. (Geiger). [3 Abb.]
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