Im Steinbruch Schopfloch (RG 7423‑3), nördlich von Lenningen-Schopfloch an der Straße nach Ochsenwang gelegen, wurde der hellbeige bis fast weiße „Elfenbeinmarmor“ gewonnen. Der im Jahr 1973 stillgelegte Bruch ist seit 1997 Naturdenkmal und beherbergt im vorderen Teil, dort wo früher Werkhallen standen, das „Naturschutzzentrum Schopflocher Alb“, in dem Landschaftsgeschichte und Geologie der Schwäbischen Alb sowie die albtypischen Lebensräume erläutert werden. Bei geführten Rundgängen durch den Steinbruch, in dem noch viele Spuren des früheren Werksteinabbaus zu erkennen sind, werden die Besucher des Zentrums über Geologie und Rohstoffgewinnung informiert.
Der Bruch von der Fa. Karl Hoyler aus Ochsenwang wurde seit 1929 zur Schottergewinnung betrieben, jedoch schon im Jahr 1940 stillgelegt, weil das Gestein mit zunehmender Abbautiefe schwerer zu lösen war.
Nach Abtrag von ca. 5–8 m kleinstückig brechenden, oft zuckerkörnigen Kalksteinen, hatte dieser Abbau zur Freilegung von schön strukturierten, gut polierfähigen Massenkalken (Oberjura) geführt, die so weitständig geklüftet sind, dass sie sich für die Gewinnung großformatiger Rohblöcke eigneten. Die Fa. Adolf Lauster, Stuttgart, erwarb deshalb den Bruch 1949. An sie erinnert ein vom Naturschutzzentrum restauriertes Schild am Brucheingang. Der 1950 mit der Gemeinde Schopfloch geschlossene Vertrag enthielt die Auflage, dass die Fa. Lauster zur Abmilderung der hohen Arbeitslosigkeit Erwerbslose aus der Gegend beschäftigen musste. Im Jahr 1957 erhielt der Betrieb Stromanschluss (wovon heute noch das Trafohäuschen aus dieser Zeit erinnert), 1963 wurde das Betriebsgebäude errichtet. Konkursbedingt ging die Gewinnung des Industriemarmors aber schon 10 Jahre später zu Ende, 1974 wurde der Bruch stillgelegt, der danach in das Eigentum der Fa. A. Moeck aus Schlattstall überging. Diese heute noch mit der Rohstoffgewinnung befasste Firma ließ den Bruch jedoch ruhen und verkaufte ihn schließlich im Jahr 1986 an den Landkreis Esslingen, der am alten Bruchgelände wegen der angedachten Anlage einer Erdaushubdeponie interessiert war. Glücklicherweise scheiterte dieser Plan am Widerstand der Naturschutzverbände. 1989 wurde schließlich das Naturschutzzentrum eröffnet. Dieses wurde im Sommer 2010 im Zusammenhang mit der Einrichtung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb sowie einer Informationsstelle für den UNESCO Geopark Schwäbische Alb ausgebaut.
Die Hochzeit der Gewinnung von Juramarmor lag in den 1950/60er Jahren, die max. Fördermenge an Rohblöcken betrug etwa 8000 t/a (interner LGRB-Bericht von 1987). Nach anfänglichen Versuchen mit sprengtechnischer Gewinnung ging man später auf das Loch-an-Loch-Bohren und Spalten über. Die großformatigen Blöcke wurden durch in drei Raumebenen mit einem Reihenbohrgerät durchgeführten engständigen Vollbohrungen sowie mit Keilen schonend aus dem Verband gelöst und dann mit einem mobilen Kranwagen auf LKW geladen. Dabei bemühte man sich, wie heute noch gut zu erkennen ist, die Hauptkluftrichtungen des Massenkalks so zu berücksichtigen, dass die vertikalen Bohrreihen der Richtung der Hauptklüfte folgten. Der stufenförmige Abbau erreichte eine Tiefe von 23 m. Die bis 12 t schweren Blöcke wurden zur Weiterverarbeitung ins Werk der Fa. Lauster nach Stuttgart transportiert.
Abgebaut wurden überwiegend massige Kalksteine aus dem stratigraphischen Niveau der Obere-Felsenkalke-Formation (Mittlerer Oberjura). Eine Analyse des LGRB ergab ein spez. Gewicht von 2,69 g/cm3 und eine Wasseraufnahme von 0,40 M.‑%. Im oberen Teil des Vorkommens treten verlehmte, dedolomitische Karbonatgesteine („Zuckerkornlochfels“) auf, die übrige aufgeschlossene Lagerstätte besteht aus ungeschichteten Massenkalken. Zonen mit steiler engständiger Klüftung (sog. Bretterklüftung) alternieren mit sehr weitständig geklüfteten Massenkalksteinen. Die Hauptkluftrichtungen sind N–S- und O–W-orientiert (80° bis 100°, 80–90° einfallend; 350–10°/90°), daneben tritt eine NO–SW-Kluftschar auf.
Aufgrund seiner eingeschränkten Frostbeständigkeit wurde der Kalkstein meist nur für Innenarbeiten verwendet. In den 1960/70er Jahren wurden viele große Geschäftshäuser und Postämter damit ausgekleidet, wie z. B. das Schuhhaus Schöpp und das Postamt 1 in Stuttgart sowie das Continentalgebäude und das Postamt in Hannover. Viele dieser Gebäude sind heute bereits abgerissen. Der Schopflocher „Elfenbeinmarmor“ diente außerdem als Außenwandverkleidung am Turm des neuen Stuttgarter Rathauses und ist in Gestalt brusthoher Vasen im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb und im Verwaltungsgebäude der Fa. Lauster Steinbau zu bewundern.
Im Steinbruch Laichingen-Feldstetten (RG 7523‑2) wurden von der Fa. Konrad Rösch & Söhne GmbH & Co. KG in 89150 Laichingen-Feldstetten ehemals gebankte bis dickplattige Kalksteine der Liegenden Bankkalk-Formation zur Herstellung von Mauersteinen für Kamine sowie Haus- und Gartenmauern abgebaut. Die Hauptzeit lag in den 1960/70er Jahren. Die Kalksteine mit Bankmächtigkeiten bis 60–70 cm aus den tieferen Schichten sind frostsicher, aus den höheren Schichten eignen sie sich nur für den Innenbereich. Der Abbau ist heute nach Betreiberauskunft aufgrund der Konkurrenz z. B. aus Solnhofen und Eichstätt unrentabel.
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (1986). Geologie von Baden-Württemberg. 3., völlig neu bearbeitete Aufl., VII + 472 S., Stuttgart (Schweizerbart). [254 Abb., 26 Tab.]