Sie befinden sich hier:

Buntsandstein

Übersicht, Bezeichnung

Ausschnitt einer mächtigen, rötlich braunen Steinbruchwand. In der Bildmitte ist die sonst glatte Wand von zahlreichen senkrechten Furchen durchzogen; außerdem gibt es helle waagrechte Streifen. Nach oben hin ist die Wand aufgebrochen und bewachsen.
Steinbruchwand aus roten, dickbankigen Sandsteinen des Unteren Buntsandsteins im Steinbruch Rockenau

Unter dem seit etwa 1780 gebräuchlichen Begriff „Bunt­sandstein“ bzw. „bunter Sandstein“ wird sowohl ein charakteristischer, für die Werksteinindustrie wichtiger Gesteinstypus als auch ein erdgeschichtlicher Zeitabschnitt verstanden. Schon im Handstück zeigt dieser zumeist mittel- bis grobkörnige Quarzsandstein zahlreiche verschiedene Farbtöne, in den großen Steinbrüchen von Schwarzwald und Odenwald dominieren jedoch meist die kräftig roten Felsen, in die schichtweise hellere Bänder eingeschaltet sind. Schon im Hand- oder Werkstück ändert sich das Farbmuster der Sandsteine häufig.

Der Zeitabschnitt, in dem die Sedimente abgelagert wurden, welche uns heute als Buntsandstein entgegentreten, ist hinsichtlich seiner erdgeschichtlichen Ober- und Untergrenzen unter Geologen seit rund 170 Jahren umstritten. Zu Missverständnissen und Verwirrung trägt bei, dass der Buntsandstein als unteres Glied der Germanischen Trias im faziellen und lithologischen Sinne in Südwestdeutschland bereits im Perm, genauer im terrestrischen Zechstein, beginnt (also älter als Trias ist). Der sog. Tigersandstein des Schwarzwalds entwickelt sich aus den groben, schnell geschütteten, oft schlecht sortierten Sedimenten des Rotliegenden. Früher wurde er von süddeutschen Geologen dem Unteren Buntsandstein zugeordnet, erst durch überregionale Vergleiche stellte sich heraus, dass er noch dem Perm (jüngstes Erdaltertum) zugehörig ist. In der Internetplattform Wikipedia ist zur Entwicklung des Begriffs Buntsandstein zu finden: „Der Begriff Buntsandstein (im Sinne von „bunter Sandstein“ im Gegensatz zum „roten Sandstein“ = Rotliegend) geht auf Abraham Gottlob Werner zurück, der ihn etwa ab 1780 in seinen Vorlesungen an der Bergakademie in Freiberg benutzte. 1834 bei der Etablierung des Systems der Trias durch Friedrich August von Alberti war der Begriff als „Bunter Sandstein“ bereits allgemein anerkannt. Seit den 1990er Jahren wird der Buntsandstein als Gruppe im Sinne der lithostratigraphischen Hierarchie betrachtet und in Formationen unterteilt, deren Grenzen und relative Lage zu anderen Formationen genau definiert sind“.

Handstück eines Bruchsteines mit senkrecht verlaufenden Farbstreifen von hellrot, dunkelrot, gelb und rosa.
Buntsandstein-Handstück aus dem Steinbruch Rockenau

Verbreitung

Karte von Baden-Württemberg, die mit unterschiedlichen Farben das Vorkommen und Fehlen von Buntsandstein aufzeigt.
Verbreitung der Sedimentgesteine des Buntsandsteins in Baden-Württemberg

Die Verbreitung der erdgeschichtlichen Einheit des Buntsandsteins in Südwestdeutschland mit den darin enthaltenen überwiegend roten, mächtigen Sandsteinpaketen ist in der Übersichtskarte dargestellt. Wie die Karte zeigt, sind die Sedimentgesteine östlich der Kristallingebiete des Schwarzwalds und Odenwalds sowie in den tektonischen Schollen der Lahr-Emmendinger-Vorbergzone und im Südschwarzwald am Rand des Oberrheingrabens aufgeschlossen. Inklusive des Tigersandsteins bedecken die Gesteine des Buntsandsteins in Baden-Württemberg eine Fläche von ca. 2900 km2 (Auswertung der digitalisierten geologischen Karten des LGRB mittels geographischem Informationssystem. Diese Flächenangabe beinhaltet natürlich auch alle nicht nutzbaren Bereiche innerhalb des Buntsandsteins). In den Kristallingebieten wurden die Gesteine bereits durch die Erosion abgetragen. Die hellbraune Färbung in der Karte bezeichnet die Gebiete, in denen der Buntstandstein von jüngeren Schichten überlagert wird und nur durch Bohrungen nachgewiesen werden kann. Südöstlich der Linie Konstanz–Ulm–Nördlingen sind keine Sandsteine mehr zu finden. Diese Region war zur Zeit des Buntsandsteins Abtragungsgebiet.

Farbige Schnittzeichnung von an der Oberfläche verlaufenden Flussrinnen und Sandbänken, sowie deren Untergrund.
Schematische Darstellung eines verwilderten oder verflochtenen Flusses

Die unterschiedlich dicken, meist aber einige Meter mächtigen Rinnenfüllungen sind Kornverfeinerungssequenzen. Sie beginnen am Rinnenboden mit grobkörnigen, z. T. geröllführenden Sandsteinen; sehr häufig sind hier Lagen von 5–20 cm, max. bis ca. 40 cm großen Tonsteingeröllen zu beobachten, die auf die Erosion und Umlagerung von Überflutungsablagerungen zurückgehen, in die sich die verlagernden Rinnen eingeschnitten hatten. Mit Auffüllung und Verflachung der Rinnen und damit stetig abnehmender Strömungsenergie entwickeln sich die Ablagerungen im Idealfall zu einer vollständig ausgebildeten fluviatilen Sequenz von Mittel- und dann Feinsandsteinen schließlich zu Silt- und Tonsteinen.

Stratigraphie

Übersichtsdarstellung mit der Abfolge von Schichten und Gesteinen in Baden-Württemberg, gegliedert von Norden nach Süden.
Stratigraphische Übersicht des Buntsandsteins in Baden-Württemberg

Nördlich des Mains wird der Buntsandstein in für das gesamte Germanische Becken einheitliche Formationen gegliedert. In Baden-Württemberg bereitet diese Korrelation aber Schwierigkeiten, da sich der Ablagerungsraum am Rand des Beckens befindet, welcher durch rasche Wechsel in Sedimentation und Erosion gekennzeichnet ist. Südlich der Linie Eberbach–Buchen verschwimmen die zeitlich-stratigraphischen Grenzen daher in einer lateral wechselhaften Randfazies aus Grobsandsteinen mit schwankendem Geröllanteil. Diese Variabilität führte zu einer Vielzahl von unterschiedlichen Namen auf den geologischen Karten des Landes.

Die heute gültige stratigraphische Gliederung des Buntsandsteins ist in der nebenstehenden Grafik dargestellt (Geyer et al., 2011; LGRB, 2011c). Im Bereich des Odenwalds wird der Untere und Mittlere Buntsandstein in die geröllfreie Miltenberg- sowie in die geröllführenden Grobsandsteinhorizonte der Volpriehausen-, Detfurth- und Hardeg­sen-Formation gegliedert. Hierbei handelt es sich um sog. Sohlbankfolgen (Boigk, 1957, 1959) aus Sandstein-Tonstein-Wechselfolgen. Da südlich des Neckars diese Formationen nicht mehr eindeutig zu unterscheiden sind, wurden die geröllfreien und geröllführenden Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins im Kraichgau und Schwarzwald zur Vogesensandstein-Formation zusammengefasst.

  • Ausschnitt einer mächtigen, rötlich braunen Steinbruchwand. In der Bildmitte ist die sonst glatte Wand von zahlreichen senkrechten Furchen durchzogen; außerdem gibt es helle waagrechte Streifen. Nach oben hin ist die Wand aufgebrochen und bewachsen.
  • Nahaufnahme eines Sandsteinbrockens mit vertikalen Streifen in hellem und dunklem Rot, Weiß, Gelb, Rosa und hellem Braun.
  • Teilansicht des Freiburger Münsterturms aus rotbraunem Gestein mit Ornamenten und Spitzbogenfenstern. Unten rechts ist das Zifferblatt der Münsteruhr zu sehen.
  • Das Foto zeigt mehrere aufeinander geschichtete, rechteckige Steinblöcke. In die violett-rote Grundfarbe der Steine mischen sich grünliche Streifen sowie Brauntöne.
  • Nahaufnahme von aufgeschnittenem, rötlich braunem Gestein mit fächerförmig verlaufenden Streifen und Wirbeln.
  • Das Bild zeigt die rötlich graue Fassade einer Kirche oder eines Klosters mit zwei Fensterreihen und vier senkrechten Stützpfeilern. Etwas davor steht ein niedriges Türmchen mit rotem Spitzdach.
  • Nahaufnahme einer aus rötlich grauem Stein gehauenen Figurengruppe. Die mittlere von drei Figuren trägt Engelsflügel auf dem Rücken.
  • Blick auf einen hohen, aus rötlich grauem Stein gefertigten Grenzstein mit eingeprägtem Wappen und Jahreszahl.
  • Das Bild zeigt einen rechteckigen, aus rötlich grauem Stein gefertigten Brunnen. In den Stein sind Zeichen und Buchstaben eingeritzt. Eine Frauenfigur mit Wassereimer ergänzt den Brunnen. Im Hintergrund steht ein Gebäude, ebenfalls aus rötlichem Stein.
  • Blick auf ein Rundbogenfenster mit blaugrünen Sprossen und Verzierungen. Das Fenster ist von rötlich grauen Mauersteinen umgeben.
  • Moderne, aus rötlich grauem Stein gefertigte Reliefarbeit an einer Hauswand. Sie zeigt unter anderem ein Gesicht, einen Zirkel, ein Wasserrohr und rechts unten ein kleines Haus.
  • Das Foto zeigt mehrere auf dem Boden abgestellte, aus rötlich grauem Stein gefertigte Brunnen und Pflanztröge.
  • Seitenansicht eines Toreingangs aus rötlichem, am Tor schwärzlichem Mauerwerk. Auffallend ist ein neu eingesetztes Sockelstück aus rosafarbenem Gestein.
  • Das Bild zeigt eine afrikanische Wüste mit Dünen im Hintergrund und einem gewundenen, beinahe ausgetrockneten Fluss im Vordergrund. Der Fluss endet in einem runden, flachen Becken.
  • Das Bild zeigt eine afrikanische Wüste mit Bergen im Hintergrund und Geröllfeldern im Vordergrund.
  • Übersichtsdarstellung mit der Abfolge von Schichten und Gesteinen in Baden-Württemberg, gegliedert von Norden nach Süden.
  • Die Grafik zeigt eine mehrfarbige Karte des Gebietes Hamburg bis München, unterteilt in Gebiete mit Ablagerungen, Abtragungen und zeitweiliger Wasserbedeckung. Auch Salzvorkommen sind eingetragen.
  • Farbige Schnittzeichnung von an der Oberfläche verlaufenden Flussrinnen und Sandbänken, sowie deren Untergrund.

Externe Lexika

Wikipedia

Literatur

  • Boigk, H. (1957). Vorläufige Mitteilung über eine neue Gliederung des Mittleren Buntsandsteins im Raume Südhannover. – Geologisches Jahrbuch, 72, S. 325–340. [3 Abb., 1 Tab.]
  • Boigk, H. (1959). Zur Gliederung und Fazies des Buntsandsteins zwischen Harz und Emsland. – Geologisches Jahrbuch, 76, S. 597–636. [6 Abb., 1 Tab., Anh.]
  • Deutsche Stratigraphische Kommission (2002). Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 (GeoForschungsZentrum Potsdam; Courier Forschungsinst. Senckenberg, Frankfurt). [Koordination und Gestaltung: Menning, M. & Hendrich, A.]
  • Geyer, M., Nitsch, E. & Simon, T. (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
  • LGRB (2011c). Symbolschlüssel Geologie Baden-Württemberg – Verzeichnis Geologischer Einheiten (Ausgabe 2011). – S., 1 Tab., Freiburg i. Br. (Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).
  • Mader, D. (1983a). Primäre und sekundäre Eisenoxide im Buntsandstein der Westeifel – ein Beitrag zur Genese der Rotfärbung in der germanischen Trias. Teil I. – Zeitschrift für geologische Wissenschaften, 11, S. 603–637. [7 Abb., 2 Tab.]
  • Mader, D. (1983b). Verteilung der Eisenoxide und Merkmale der Rotfärbung. Teil II Deutung der Pigmentgenese. – Zeitschrift für geologische Wissenschaften, 11, S. 729–767. [6 Abb., 2 Tab.]
  • Ortlam, D. (1967). Fossile Böden als Leithorizonte für die Gliederung des Höheren Buntsandsteins im nördlichen Schwarzwald und südlichen Odenwald. – Geologisches Jahrbuch, 84, S. 485–590, 5 Taf. [28 Abb., 4 Tab.]
  • Rupf, I. & Nitsch, E. (2008). Das Geologische Landesmodell von Baden-Württemberg: Datengrundlagen, technische Umsetzung und erste geologische Ergebnisse. – LGRB-Informationen, 21, S. 1–81, 10 Beil.
x
Dokument wird erzeugt.
Bitte warten ...