Verbreitungsgebiete: Nördlich und westlich des Bodensees
Erdgeschichtliche Einstufung: Hasenweiler-Formation (qHW), Hasenweiler-Beckensedimente (qHWb), Quartär
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper
Es handelt sich um die Beckenfazies der Hasenweiler-Formation in subglazial übertieften Becken (z. B. Bodensee-Becken) sowie die zur Jüngeren Inneren Endmoräne gehörenden Eisstauseen. Das bedeutendste Vorkommen stellen die Ablagerungen von Radolfzell-Böhringen des ehemals bis nach Überlingen am Ried reichenden Zeller Sees dar (Schreiner, 1989a). Wirtschaftlich interessante Rohstoffkörper innerhalb der Abfolge befinden sich hauptsächlich im oberen und mittleren Abschnitt. Der untere Abschnitt weist vielfach sog. „dropstones“ auf, die als Steine in Kies- bis Blockgröße im Eis eingeschlossen, beim Abtauen in die Sedimente am Gewässerboden abgelagert wurden. Die Ausdehnung der abbauwürdigen Bereiche wird durch das Abraum-Nutzschicht-Verhältnis, Eintalungen und „dropstone“-Lagen im Liegenden begrenzt.
Gestein
Die Abfolge besteht aus einem dunkelgrauen, stark tonigen, schwach sandigen Schluff mit einem Karbonatgehalt von 25–35 % (= Tonmergel und Mergel). Die überwiegend feinlaminierten, feinsandig-tonigen Schluffe führen z. T. 1–2,5 m mächtige Lagen aus schluffigem-tonigem Feinsand. Die Bänderung geht auf den jahreszeitlich bedingten Wechsel von hellgrauen (Frühjahrsschmelze) und dunkelgrauen (Winter, mehr organisches Material) Lagen zurück. Die Basis der nutzbaren Abfolge bilden z. T. Tonmergel der Unteren Süßwassermolasse, stark kiesige Bändertone oder Geschiebemergel. An der Basis ist vielfach eine mehrere Meter mächtige Übergangszone vorhanden, in welcher der Beckenton durch Zunahme von Geröllen allmählich in Geschiebemergel übergeht (Schreiner, 1989a).
Petrographie
LGRB-Analysen aus repräsentativen Mischproben der Tongruben Herdwangen-Schönach-Großschönach (RG 8121-1 und -2):
Korngrößenverteilung (2 Proben):
Korngröße | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
Ton (< 0,002 mm) | 33 | 43 | 38 |
Schluff (0,002–0,063 mm) | 55,9 | 65,6 | 60,8 |
Sand (0,063–2 mm) | 1,1 | 1,4 | 1,2 |
Mineralzusammensetzung: Quarz, Calcit, Dolomit, z. T. Siderit, Kaolinit, Chlorit, Illit/Glimmer.
Chemische Zusammensetzung (ohne Glühverlust) (6 Proben):
Chemie | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
SiO2 | 39,6 | 42,4 | 40,6 |
TiO2 | 0,55 | 0,55 | 0,55 |
Al2O3 | 11,7 | 13,1 | 12,2 |
Fe2O3 | 4,5 | 5,0 | 4,7 |
MnO | 0,08 | 0,86 | 0,34 |
MgO | 3,8 | 4,1 | 4,0 |
CaO | 15,0 | 16,7 | 15,7 |
Na2O | 0,4 | 0,5 | 0,45 |
K2O | 2,2 | 2,4 | 2,3 |
P2O5 | 0,09 | 0,11 | 0,10 |
Gesamtkarbonat (4 Proben) | 35,6 | 37,0 | 36,3 |
Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Bohrungen bei Mahlspüren, Schlatt am Randen und bei Radolfzell-Böhringen ergaben eine Mächtigkeit von 12–55 m im Beckentiefsten, im Raum Herdwangen-Schönach ergaben sie 5 m an den Rändern der Becken und maximal 50 m im Beckentiefsten. Die mittlere Mächtigkeit liegt bei etwa 25 m.
Genutzte Mächtigkeit: Bei Rickelshausen wurde bis in eine Tiefe von 10 m Bänderton abgebaut. In den Tongruben Herdwangen-Schönach-Großschönach (RG 8121-1 und -2) werden 21–33 m der Abfolge genutzt.
Gewinnung und Verwendung
Gewinnung: Der Abbau erfolgt durch Bagger und Raupen, wobei schon in der Tongrube eine Homogenisierung des Materials, also das Mischen unterschiedlicher toniger und sandiger Sedimente, stattfindet. Das Beckentonvorkommen im Zeller Becken bei Rickelshausen stand lange Zeit in zwei Lehmgruben (RG 8219-327 und -328) in Abbau. Dabei musste der Grundwasserspiegel durch Pumpen abgesenkt werden. Eine Lehmgrube wurde anschließend mit Müll verfüllt, die andere ist mit Wasser gefüllt und dient heute als Fischteich.
Verwendung: Aus dem gewonnenen Material wird zusammen mit den Mergeltonsteinen der Unteren Süßwassermolasse eine Mischung zu einer hochwertigen grobkeramischen Rohmasse angefertigt, aus der grobkeramische Erzeugnisse wie Hintermauersteine hergestellt werden. Im Zeller Becken wurde das Material mit einer Seilbahn zur südöstlich davon gelegenen Ziegelfabrik Rickelshausen transportiert und dort bis in die 1960er-Jahre zu Ziegelsteinen, Drainagerohren und Hourdis (= Tonhohlplatten) verarbeitet.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (1989a). Erläuterungen zu Blatt 8219 Singen (Hohentwiel). – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 139 S., 4 Taf., 8 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).