In Baden-Württemberg treten partienweise Kalksteine mit Calcium-Karbonat-Gehalten (CaCO3) von über 98,5 % auf. Auf der Schwäbischen Alb (Oberjura) sind die hochreinen Kalksteine sowohl schichtig als auch als abgegrenzte Körper in die Massenkalkfazies (Massenkalk-Formation) eingeschaltet. Es handelt sich dabei um riffartige Schwamm-Mikroben-Bioherme oder um unregelmäßige Schüttungskörper.
Am Oberrhein werden bei Merdingen am Tuniberg Kalkoolithe der Hauptrogenstein-Formation (Mitteljura) gewonnen. Im Markgräflerland, d. h. in der Vorbergzone am südlichen Oberrheingraben, bilden die oolithischen Kalksteine der Hauptrogenstein-Formation schichtige Körper von 20–60 m Mächtigkeit, die allerdings durch zahlreiche tektonische Störungen in Blöcke getrennt werden. Im Kalkwerk bei Istein werden die Korallenkalke (auch Rauracien-Kalke) und Splitterkalke des Unteren Oberjuras genutzt. Die massigen bis grobbankigen Korallen- und Splitterkalke am südlichen Oberrhein kommen in Störungsschollen in der Vorbergzone zwischen Istein-Huttingen und Liel vor. Der sehr reine Splitterkalk kann eine Mächtigkeit von 20 m erreichen.
Die hochreinen Kalke werden als Weiß- und Branntkalke, Körnungen für die Baustoffindustrie sowie für die Glasindustrie, Wasseraufbereitung und Futtermittelindustrie verwendet. Des Weiteren werden sie als Mehle für chemische und sonstige weiterverarbeitende Industrie, für Weißfeinkalk und Weißkalkhydrat (pulvrig) oder als Kalkmilch (Weißkalkhydrat-Suspension) für die Wasseraufbereitung genutzt. Kalksteinpartien mit zu geringen CaCO3-Gehalten innerhalb hochreiner Kalksteine sind kein Abraum, sondern werden in der Regel ebenfalls gewonnen und als Natursteine für Gesteinskörnungen genutzt.
Die Rohfördermenge an hochreinen Kalksteinen betrug im Jahr 2017 rund 5,3 Mio. t. Daraus wurden rund 3,6 Mio. t verkaufsfähiger Produkte hergestellt. Die Rohförderung liegt damit im langjährigen Durchschnitt für den Zeitraum 2003–2017 von rund 5,2 Mio. t. Bis ins Jahr 1996 blieb die jährliche Rohfördermenge an hochreinen Kalksteinen deutlich unter 4,0 Mio. t. Schon im Folgejahr stieg die Rohfördermenge jedoch auf über 5,5 Mio. t an und erreichte 2001 einen Wert von fast 6,5 Mio. t. Die Schließung eines Betriebs im Jahr 2002 leitete die Entwicklung der Rohförderung der Jahre 2002–2010 ein, die derer anderer Rohstoffgruppen in diesem Zeitraum gleicht. Dieser ist von zwei Rückgängen der Rohfördermengen und einer dazwischenliegenden, kurzen Erholungsphase gekennzeichnet. Jedoch wird im genannten Zeitraum niemals eine Rohfördermenge von 4,0 Mio. t unterschritten. Im Jahr 2013 stieg die Rohförderung auf fast 6,0 Mio. t, um schon im Jahr 2014 wieder auf rund 5,4 Mio. t zu sinken.
Die Anzahl der Gewinnungsstellen für hochreine Kalksteine im Land ist wie bei vielen anderen geförderten Rohstoffen seit dem Jahr 1992 gesunken. Lag deren Anzahl bis ins Jahr 2011 bei elf oder zwölf in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen, so sank deren Anzahl danach auf acht Betriebe ab. Diese Anzahl hat sich bis zum Jahr 2017 nicht mehr verändert.
Für den nicht verwertbaren Anteil der hochreinen Kalksteine wurden rund 31,6 % im Jahr 2017 registriert. Dieser ist somit seit dem Jahr 1992 von 17,7 % um knapp 80 % angestiegen. Jedoch ist die Gewinnung von hochreinen Kalksteinen grundsätzlich von markanten Schwankungen des nicht verwertbaren Anteils der Rohförderung gekennzeichnet. So fiel der nicht wirtschaftlich nutzbare Anteil der Rohförderung im Zeitraum 2002–2003 und im Jahr 2011 auf unter 16 % bzw. 20 % ab. Seit dem Jahr 2013 hat sich dieser Anteil auf etwas über 30 % eingependelt. Da minderwertige Qualitäten mit zu geringen CaCO3-Gehalten nicht immer verwertet werden können (z. B. als Natursteine für Gesteinskörnungen im Verkehrswegebau), kann dies einen beträchtlichen Einfluss auf den registrierten nicht verwertbaren Anteil eines Betriebes haben.