Lithostratigraphische Untergruppe
Übergeordnete Einheit
Mitteljura
Der Untere Mitteljura folgt auf den Unterjura und bildet die unterste Untergruppe der Braunjura-Gruppe (Franz et al., 2020b).
Verbreitung in Baden-Württemberg, Landschaftsbild
Der Untere Mitteljura bildet im Vorland der Schwäbischen Alb den meist bewaldeten, häufig von tiefen Schluchten zerfurchten Anstieg oberhalb der Jurensismergel-Formation des Unterjuras. Im Vorland der östlichen Schwäbischen Alb ist an der Obergrenze des Unteren Mitteljuras eine deutliche Verebnung zu beobachten. Kleine Ausstrichsflächen gibt es auch in der Langenbrückener Senke und in den Randschollen des Oberrheingrabens.
Lithologie, Abgrenzung, Untereinheiten
Der Untere Mitteljura besteht im unteren Teil aus mächtigen dunkelgrauen, schluffigen Tonsteinen der Opalinuston-Formation, in die sich vor allem im westlichen und mittleren Albvorland im oberen Teil feinsandige Kalkbänke einschalten, die örtlich deutliche Wasserfälle verursachen. Im südwestlichen bis mittleren Albvorland wird die Opalinuston-Formation überlagert von der Achdorf-Formation, die ebenfalls durch dunkelgraue Schlufftonsteine, jedoch mit wiederholter Einschaltung teilweise geröllführender oder oolithischer Kalkbänke charakterisiert ist. Sie wird vom Aichelberg-Gebiet nach Osten durch die Eisensandstein-Formation abgelöst. Diese besteht aus drei Horizonten mächtiger, eisenhaltiger Sandsteine im Wechsel mit feinsandigen Schlufftonsteinen. Lokal sind darin bauwürdige oolithische Eisenerzflöze eingeschaltet.
Im südlichen Oberrheingebiet folgt über der Opalinuston-Formation die Murchisonaeoolith-Formation, eine Wechselfolge aus feinsandigen Kalksteinen, Tonsteinen und Eisenoolith (Erzlager, früher als Murchisonae-Oolith bezeichnet). Mächtigkeiten und Ausbildung wechseln lateral rasch (Franz & Nitsch, 2009: Abb. 10).
Im mittleren und nördlichen Oberrheingraben wurden über der Opalinuston-Formation hellgraue bis hellgelbliche Feinsandsteine im Wechsel mit dunkelgrauen Tonsteinen erbohrt. Ob hier eine eigene Formation aufgestellt werden muss, kann erst nach Vorliegen weiterer, möglichst gekernter Bohrungen entschieden werden.
Charakteristische Horizonte und Leitbänke wie die Wasserfallschichten, Zopfplatten, Wilflingen-Bank (früher: Comptumbank) und Staufensisbänke in der Opalinuston-Formation, Unterer und Oberer Donzdorf-Sandstein und Personatensandstein in der Eisensandstein-Formation sind jeweils im überwiegenden Verbreitungsgebiet der Formation aufzufinden, keilen jedoch in den Randbereichen teilweise aus.
Mächtigkeit
Die Mächtigkeit des Unteren Mitteljuras schwankt im Vorland der Schwäbischen Alb zwischen 120 und 200 m, wobei auf den Opalinuston zwischen 100 und 150 m entfallen. Im südlichen Oberrheingraben werden 110–125 m erreicht. Für die Langenbrückener Senke sind bisher keine Angaben möglich.
Alterseinstufung
Die Opalinuston-Formation vertritt das Unter-Aalenium (Opalinum-Zone), teilweise auch noch das oberste Toarcium (Aalensis-Zone). Achdorf-, Eisensandstein- und Murchisonaeoolith-Formation vertreten das Ober-Aalenium (Murchisonae- bis Concavum-Zone).
Ältere Bezeichnungen
Die Opalinuston-Formation wurde früher als Braunjura bzw. Dogger alpha, Leioceratenschichten, Untere Braunjuratone bzw. Aalenium 1, in Baden als Dogger 1 bezeichnet. Ältere Bezeichnungen für die Achdorf-Formation waren Braunjura bzw. Dogger beta, Ludwigienton-Formation, Ludwigienschichten, Sandflasrige Braunjuratone und Aalenium 2. Für die Eisensandstein-Formation war auch der Name Personatensandstein gebräuchlich, für die Murchisonaeoolith-Formation in Baden Dogger 2.
Sonstiges
Auffälligstes Merkmal der Opalinuston-Formation ist die häufig weißschalige, aragonitische Erhaltung der Fossilien (Leioceras opalinum, Scaphotrigonia navis u. a.). Aalen ist die Typlokalität für die Stufe des Aaleniums, die Ortsteile Aalen-Wasseralfingen und -Attenhofen für die Eisensandstein-Formation.
In verwittertem Zustand neigt die Opalinuston-Formation bei entsprechendem Relief zu Rutschungen, welche dann die ebenfalls weitgehend tonigen, hangenden Formationen des Mitteljuras in Mitleidenschaft ziehen können.
Die bisher als Comptumbank bezeichnete Basisbank der Achdorf-Formation musste in Wilflingen-Bank (Dietze et al., 2021) umbenannt werden, da der namengebende Ammonit nachweislich nicht aus dieser Bank, sondern aus der Jurensismergel-Formation stammt.
Die Eisenoolithe der Eisensandstein-Formation und der Murchisonaeoolith-Formation wurden bis in die 1960er Jahre in Aalen-Wasseralfingen, Geislingen a. d. Steige und am Kahlenberg bei Ringsheim bergmännisch abgebaut.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (2021). The Middle Jurassic Opalinuston Formation (Aalenian, Opalinum Zone) at its type locality near Bad Boll and adjacent outcrops (Swabian Alb, SW Germany). – Palaeodiversity, 14(1), S. 15–113.
- (2009). Zur lithostratigraphischen Gliederung des Aalenium in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 22, S. 124–146.
- (2020b). Braunjura-Gruppe. Verfügbar unter https://litholex.bgr.de/pages/Einheit.aspx?ID=10000047.
- (2016c). Symbolschlüssel Geologie Baden-Württemberg – Verzeichnis Geologischer Einheiten (aktualisierte Ausgabe 2016), 1 Tab. Freiburg i. Br. (Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).