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Arietenkalk

Blick auf eine graue Natursteinmauer mit zahlreichen, darin festsitzenden Muschelschalen. Ein Hammer mit blauem Griff zeigt die Größe an.
Zusammenschwemmung von Muscheln der Art Gryphaea arcuata auf einer Schichtfläche im Arietenkalkstein
Blick auf eine grünlich graue Mauer aus waagrecht geschichteten Steinen, in die mehrere runde Ammoniten eingelassen sind.
Mauer mit Ammoniten der Gattung Arietites

Die Bezeichnung „Arietenkalk-Formation“ geht auf Ammoniten der Gattung Arietites zurück, welche in großer Zahl und oft beachtlicher Größe in den Kalksteinen dieser Formation auftreten können. Die Kalksteine sind reich an Schalenresten und Echinodermen­bruch­stücken. Die Muschel Gryphaea arcuata kommt auf der Ostalb teilweise so massenhaft vor, dass sie als gesteinsbildend bezeichnet werden kann. Darauf ist der Name „Gryphäenkalk“ oder „Gryphitenkalk“ zurückzuführen. Im Volksmund wird der Kalkstein aufgrund der Ammoniten und Muscheln auch „Schneckenfels“ oder „Uhrenfels“ genannt; bei Gmünd führt er den Namen „Liasfels“ (Reyer, 1927).

Gesteinsbeschreibung, technische Eigenschaften und Verwendung

Die Arietenkalk-Formation besteht aus grauen, fossilreichen Kalksteinen und zwischengeschalteten Mergelsteinen, teilweise können auch bituminöse Lagen eingeschaltet sein. Im angewitterten Zustand ist er gelblich grau. Der Arietenkalk wurde oft zusammen mit dem unterlagernden Angulatensandstein abgebaut.

Nahaufnahme eines aufgeschnittenen, braunen Steinblocks. In der sehr unruhigen Oberfläche sind zahlreiche dunkle Muschelhälften erkennbar.
Schnitt senkrecht zur Schichtung durch einen Arietenkalksteinblock

Nach Frank (1949) wurden die Arietenkalke im Albvorland überwiegend für Straßenbausteine verwendet. Örtlich wurden sie aber auch zum Bau von Hausmauern und rohen Feldmauern genutzt. Bei Trossingen, Spaichingen und Göppingen wurden sie zum Kalkbrennen gewonnen. Auch Reyer (1927) berichtet von der Herstellung von schwarzem Kalk, von Straßenschotter und Pflastersteinen. Beim Abbau von Arietenkalk zusammen mit dem Angulatensandstein in der Umgebung von Stuttgart-Vaihingen (Reyer, 1927) wurden von oben nach unten drei brauchbare Felsen von den Pflasterern unterschieden und mit folgenden Namen belegt: Straßenschotterfels, Galle und Pflastersteinfels. Bei der Galle handelt es sich um einen sehr harten, dichten und festen Kalkstein mit Echinodermen- und Muschelschalenresten. Nach Mayer (2010) erhielten die drei Hauptbänke des Arietenkalks im Raum Schwäbisch Gmünd von den Steinbrechern die Namen Dreispälter (Gryphäenbank), Schneckenfels sowie unterer und oberer Schneller.

Ansicht einer grünlich grauen Steinmauer mit unregelmäßig geformten Steinen, in die teilweise Austernschalen eingelassen sind. Eine kleine Münze zeigt die Größenverhältnisse an.
Detailaufnahme aus einer Arietenkalkmauer

Einer der Hauptverwendungszwecke des Arietenkalks nach 1945 war der Straßen- und Wegebau. In der Region um Schwäbisch Gmünd wurden die Gesteine in den Steinbrüchen bei Straßdorf, Wetzgau, Bettringen und Herlikofen gewonnen. Kalksteine, welche nach der Sprengung gerade Seiten aufwiesen, fanden Verwendung als Mauer und Sockelsteine, der Rest als Vorlagesteine. Sie bildeten das Grundgerüst der Straßen und Wege und wurden mit einer Schicht aus Hartsteinschotter bei höherwertigen Straßen und Splitt im Fall von Wegen bedeckt. Anfang der fünfziger Jahre ging die Nachfrage nach Arietenkalk zurück, er wurde durch härtere Gesteine ersetzt (Mayer, 2010). In Schwäbisch Gmünd wurde er beispielsweise 1960 zum letzten Mal für Vorlagesteine genutzt. Nach LGRB (2001a) wurden die Arietenkalkbrüche nach der Einführung der Asphalt- und Betondecken im Straßenbau aufgegeben und verfüllt.

  • Im Bild ist eine grafische Karte, die das Vorkommen einer geologischen Einheit - des Unterjuras - sowie zahlreiche Steinbrüche im Gebiet der Schwäbischen Alb zeigt.
  • Blick auf eine graue Natursteinmauer mit zahlreichen, darin festsitzenden Muschelschalen. Ein Hammer mit blauem Griff zeigt die Größe an.
  • Das Foto zeigt die geschliffene Oberfläche einer Gesteinsprobe mit Schalenstücken und anderen Einschlüssen. Eine kleine Münze links unten dient als Größenvergleich.
  • Nahaufnahme eines aufgeschnittenen, braunen Steinblocks. In der sehr unruhigen Oberfläche sind zahlreiche dunkle Muschelhälften erkennbar.
  • Über eine steinbedeckte Ackerfläche im Vordergrund geht der Blick zu stufigem, immer weiter ansteigendem Gelände bis zu bewaldeten Höhen im Hintergrund.
  • Ansicht einer grünlich grauen Steinmauer mit unregelmäßig geformten Steinen, in die teilweise Austernschalen eingelassen sind. Eine kleine Münze zeigt die Größenverhältnisse an.
  • Blick auf eine grünlich graue Mauer aus waagrecht geschichteten Steinen, in die mehrere runde Ammoniten eingelassen sind.
  • Blick auf eine von links nach rechts verlaufende, halbhohe Steinmauer. Zwischen den grünlich grauen Steinen sind zahlreiche Ammoniten eingelassen. Hinter der Mauer wachsen hohe Sträucher, rechts steht ein Baum.

Literatur

  • Eisenhut, E. (1975). Erläuterungen zu Blatt 7223 Göppingen. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 213 S., 5 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1978, 2002]
  • Frank, M. (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
  • Frank, M. (1949). Technologische Geologie der Bodenschätze Württembergs. 446 S., Stuttgart (Schweizerbart).
  • LGRB (2001a). Blatt L 7324 Geislingen an der Steige, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 91 S., 7 Abb., 5 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Wagenplast, P. & Werner, W.]
  • Mayer, W. K. (2010). Der Unterjura in der Umgebung von Schwäbisch Gmünd. 255 S., München (Pfeil). [300 Abb., 14 Tab.]
  • Reyer, E. (1927). Die Bausteine Württembergs nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struktur in Bezug zu ihrer bautechnischen Verwendung und wirtschaftlichen Bedeutung. VIII + 138 S., 3 Taf., Halle/Saale (Martin Boerner Verlagsanstalt). [8 Abb.]
  • Schmidt, M., Hummel, P., Koziorowski, G., Villinger, E. & Ohmert, W. (1981). Erläuterungen zu Blatt 7421 Metzingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 190 S., 7 Taf., 1 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Simon, T. (2004a). Erläuterungen zu Blatt 7321 Filderstadt. – 4. völlig neu bearbeitete Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 160 S., 2 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Ströbel, W. & Wurm, F. (1977). Erläuterungen zu Blatt 7220 Stuttgart-Südwest. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 191 S., 3 Taf., 6 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1994]
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