An dieser Stelle werden Böden aus würmzeitlichem Löss beschrieben, bei denen der kalkhaltige Rohlöss aufgrund seiner Mächtigkeit noch nicht vollständig von der holozänen Bodenbildung überprägt wurde. Die Böden im Bereich völlig entkalkter Lösslehme, die z. T. bereits in der vorletzten Kaltzeit entstanden sind und später solifluidal umgelagert wurden, sind in den Kapiteln zu den Muschelkalk‑ und Lettenkeuper-Gäuflächen erläutert.
Oft liegt der Löss über älterem Lösslehm, der von Lettenkeuper-Material unterlagert wird (Unterkeuper, Erfurt-Formation) . Am Übergang zur Keuper-Schichtstufe bildet örtlich bereits Gipskeuper und im Norden und Nordwesten Oberer Muschelkalk den Untergrund. Ein Hauptverbreitungsgebiet der Lössdecken befindet sich im östlichen Korngäu zwischen Rottenburg am Neckar und Herrenberg. Nördlich von Herrenberg setzt es sich in einem breiten lückenhaften Streifen bis Leonberg entlang des Fußes der Keuper-Schichtstufe fort. Die großen inselhaft vorkommenden Lössdecken nördlich davon bis zum Enztal leiten bereits zur benachbarten Lösslandschaft des Neckarbeckens über. Wenige kleine Lössinseln südlich des Neckartals oberhalb von Rottenburg am Neckar, sind die südlichsten Vorkommen in den Oberen Gäuen.
Vorherrschende Böden auf den Lössdecken sind erodierte Parabraunerden (BK50-Kartiereinheiten g32 und g35). Der ehemalige Tonverarmungshorizont (Al) ist meist im Pflughorizont aufgearbeitet oder durch die Bodenerosion komplett abgetragen worden. Unter dem Tonanreicherungshorizont (Bt) folgt oft bereits in 5–10 dm Tiefe der kalkhaltige Löss. Wegen ihres günstigen Wasser‑ und Lufthaushalts und ihrer hohen Speicherkapazität für Nährstoffe gehören die Parabraunerden zu den fruchtbarsten Böden des Landes. Als Besonderheit treten am Rand des Lössgebiets im Raum Herrenberg/Rottenburg am Neckar Parabraunerden mit dunkel gefärbten Bt-Horizonten auf, die einen geringen Humusgehalt aufweisen und vermutlich Degradationsstadien ehemaliger Schwarzerden darstellen (Tschernosem-Parabraunerden). Ähnliche Böden wurden auch am Rand des Neckarbeckens, auf dem Langen Feld südlich von Ludwigsburg gefunden (vgl. Müller, 1951; Ostendorff, 1954; Hornig, 1993a). Eine Zusammenfassung der Diskussion zur altholozänen Schwarzerdegenese findet sich bei Hönscheidt (2002, S. 12 ff.).
Die Tschernosem-Parabraunerden unterscheiden sich mit der schwärzlich braunen Farbe und der natürlichen Gefügestruktur der humosen Bt-Horizonte deutlich von anderen tief humosen Böden, die ebenfalls im Raum Herrenberg/Rottenburg am Neckar häufig auftreten und durch das tiefe Umgraben (Rigolen) im Zuge des früher verbreiteten Hopfenanbaus entstanden sind (Zabel-Wittoch, 1977).
Die in Kartiereinheit g33 abgegrenzten erodierten Parabraunerden sind inselartig über Oberem Muschelkalk am Rand des Lössgebiets im Norden der Oberen Gäue verbreitet. Die Lössdecken sind dort deutlich geringmächtiger. Im kleinräumigen Wechsel treten hier auch zunehmend erodierte Parabraunerden auf, bei denen der kalkhaltige Löss im Unterboden fehlt. Auch Böden mit Muschelkalkmaterial im tieferen Unterboden können vereinzelt vorkommen.
Meist kleinflächig gibt es im Lössverbreitungsgebiet auch Bereiche, in denen im Laufe der jahrhundertelangen Bodenerosion die Parabraunerden komplett abgetragen wurden und der kalkhaltige Löss bis an die Oberfläche reicht. Es handelt sich meist um rundliche Scheitelbereiche und hängige Lagen, in denen Pararendzinen aus schluffig-lehmigen Substraten vorherrschen (g13). Nicht selten wird der Löss in geringer Tiefe noch von karbonatfreiem älterem Lösslehm unterlagert. Örtlich treten bei diesen Böden im tieferen Unterboden auch bereits Gesteinszersatz oder Fließerden aus Muschelkalk‑, Lettenkeuper‑ oder Gipskeupermaterial auf.
Das durch die Bodenerosion von den Lössflächen abgeschwemmte Bodenmaterial wurde in den Muldentälchen in Form mächtiger Kolluvien wieder abgelagert. In der Bodenkarte wurden für diese Bereiche dieselben Kartiereinheiten verwendet, wie sie bei den mit Lösslehm bedeckten Muschelkalk‑ und Lettenkeuper-Gäuflächen beschrieben werden (g60, g62). In wenigen kleinen Mulden im Norden, südlich des Enztals, wurden sehr schluffreiche Kolluvien mit Haftnässeerscheinungen kartiert (Haftnässepseudogley-Kolluvium, g70).
Literatur
- (1993a). Blatt 7120 Stuttgart-Nordwest, Karte und Tabellarische Erläuterung. – Bodenkt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 49 S., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (2002). Holozäne Bodenbildung, Bodenabtrag und Akkumulation am Beispiel bandkeramischer Siedlungsreste bei Vaihingen/Enz (nordwestlich von Stuttgart): Untersuchungen zur holozänen Landschaftsgeschichte im nordwestlichen Baden-Württemberg. – Stuttgarter Geographische Studien, 132, S. 1–272.
- (1951a). Schwarzerderelikte in Stuttgarts Umgebung. – Jahreshefte der Geologischen Abteilung des Württembergischen Statistischen Landesamtes, 1, S. 79–90.
- (1954). Fossile Schwarzerden und Waldböden in Südwestdeutschland und ihre Bedeutung für die Diluvialgeschichte. – Zeitschrift für Pflanzenernährung, Düngung, Bodenkunde, 65, S. 62–80.
- (1977). Hopfen im Gäu – Rückblick auf rund 175 Jahre Hopfenanbau. – Das Gäu – Geschichte, Persönlichkeiten, Wirtschaft, 6, 12 S., Herrenberg (Volksbank Herrenberg).