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Renfrizhauser Schilfsandstein

Blick auf zwei farbig dargestellte, einfache Ablagerungsmodelle als Schnittzeichnungen von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach. Schnitt 1 (oben) geht von Nordwest nach Südost, Schnitt 2 (darunter) von Südwest nach Nordost.
Aus der sedimentologischen Aufnahme von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach erstelltes Ablagerungsmodell für die Stuttgart-Formation

Im Bereich des Blatts 7618 Haigerloch sind noch rund zwei Dutzend Steinbrüche erhalten, die einen relativ guten Einblick in den Aufbau des einst genutzten Schilfsandsteins gestatten. Die meisten großen Brüche befinden sich zwischen dem Stockbachtal bzw. Beuremer Tal südlich von Rosenfeld-Heiligenzimmern und dem Rindelberg südöstlich von Renfrizhausen; weitere Brüche liegen im Bubenhofertal westlich von Binsdorf und am Eisenbühl nordöstlich des ehemaligen Klosters Kirchberg. Die geologische Kartierung von T. Schmierer erbrachte, dass sie alle innerhalb eines etwa 2 km breiten, Nord–Süd verlaufenden Stranges von Schilfsandstein in Flutfazies liegen. Außerhalb dieser ehemaligen Rinne ist der Schilfsandstein nur 1–2 m mächtig und besteht aus sandigen, glimmerreichen Tonsteinen, südöstlich von Ren­frizhausen, d. h. innerhalb der Sandsteinrinne, erreicht der Sandstein schon 30–40 m Mächtigkeit (Schmierer, 1925b). Schmierer (1925b, S. 29), der zu seiner Aufnahmezeit noch viele Steinbrüche in Betrieb erlebte, stellte fest: „Je mächtiger die Zone wird, um so kompakter und brauchbarer ist gewöhnlich wenigstens ein Teil des Lagers. Die Sandsteine brechen bei Renfrizhausen in mächtigen Blöcken nach ebenflächigen, senkrecht verlaufenden Klüften“.

Teilansicht eines rötlich grauen, steinernen Grabkreuzes mit herausgearbeiteter Verzierung in Form einer Blume mit zwei Kelchen und Blättern. Der Stein weist zudem zahlreiche dunklere Flecken auf.
Grabkreuz auf dem ehem. Nonnenfriedhof von Kloster Kirchberg aus Renfrizhauser „Forellensandstein“

Verwendung

Blick auf eine größere Klosteranlage mit Hauptgebäude rechts und Nebengebäuden in der Mitte und links. Die Häuser sind weiß, mit braunen Ecken und Fensterrahmen. Das Gebäude links hat zudem einen braunen Steinsockel sowie Fachwerk. Die Dächer sind rot.
Kloster Kirchberg bei Haigerloch aus Renfrizhauser Schilfsandstein

Der rötliche bzw. braunrot gefleckte „Forellensandstein“ wurde gerne für Grabsteine, Kreuze, Brunnentröge, Gesimse, Portale und Türrahmen genutzt. In Renfrizhausen, Mühlheim, Kirchberg und Haigerloch sind zahlreiche Kirchen, Profangebäude und Mauern aus Renfrizhauser Sandstein errichtet. Bestes Beispiel ist das 1237 gegründete ehemalige Kloster Kirchberg, das vollständig aus diesem Feinsandstein erbaut wurde. Die gotische Klosteranlage wurde ab 1245 errichtet und ab 1688 im Barockstil erweitert. Zu finden ist er heute noch an Kirchen in Spaichingen und Haigerloch sowie am Postamt in Sulz a. N. (Lukas, 1990b); nach Frank (1944) wurde er auch für die Eisenbahnbrücke an der Strecke Fischingen–Neckarhausen verwendet. Aus den Brüchen bei Renfrizhausen und Heiligenzimmern stammen auch die Steine für das ehem. Kloster Bernstein, die Neckarbrücke bei Sulz a. N. und für Schmuckelemente usw. an der Burg Hohenzollern (Ernst, 1994). Auch Schleifsteine wurden produziert. Von der Fa. Gerhard Merkt aus Vöhringen wurden bis 1995 die Sandsteine aus dem Bruch im Gewann Keller (RG 7816‑6) zu Abdeckplatten, Fensterbänken und Mauersteinen verarbeitet. Einige Blöcke wurden für Renovierungsmaßnahmen verwendet.

  • Vereinfachte Übersichtskarte der Lage der „Sandstränge“ des Schilfsandsteins im Dreieck Östringen–Crailsheim–Trichtingen.
  • Mehrfarbige Karte mit dem Ablagerungsraum des Schilfsandsteins in Deutschland.
  • Blick auf zwei farbig dargestellte, einfache Ablagerungsmodelle als Schnittzeichnungen von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach. Schnitt 1 (oben) geht von Nordwest nach Südost, Schnitt 2 (darunter) von Südwest nach Nordost.
  • Blick auf eine größere Klosteranlage mit Hauptgebäude rechts und Nebengebäuden in der Mitte und links. Die Häuser sind weiß, mit braunen Ecken und Fensterrahmen. Das Gebäude links hat zudem einen braunen Steinsockel sowie Fachwerk. Die Dächer sind rot.
  • Teilansicht eines Kreuzganges, mit weißen Wänden und rotem Dach. Die eingelassenen, bodentiefen Fensteröffnungen sind aus hellgrauem und rötlichem Stein.
  • Teilansicht eines rötlich grauen, steinernen Grabkreuzes mit herausgearbeiteter Verzierung in Form einer Blume mit zwei Kelchen und Blättern. Der Stein weist zudem zahlreiche dunklere Flecken auf.
  • Blick auf eine stark zugewachsene grünlich graue Gesteinswand. Auf der linken Bildhälfte verlaufen mehrere diagonale Verwerfungen durch das Gestein.

Literatur

  • Beutler, G. & Nitsch, E. (2005). Paläogeographischer Überblick. – Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.). Stratigraphie von Deutschland IV – Keuper, S. 15–30, Frankfurt a. M. (Courier Forschungsinstitut Senckenberg, 253).
  • Eger, F. (2000). Konzeption und Untersuchung geeigneter Anböschmassen für die Konservierung von Renfrizhauser Schilfsandstein am Beispiel der Grabsteine der St. Nikolauskirche zu Haigerloch. – Dipl.-Arb. Fachhochschule Hildesheim/Holzminden, 129 S., Hildesheim. [unveröff.]
  • Ernst, W. (1994). Der Schilfsandstein bei Bernstein (Messtischblatt Haigerloch). Lage, Zustand, Eignung und Verwendung. – Bericht, S. 1–11, Tübingen. [unveröff.]
  • Frank, M. (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
  • Grimm, W.-D. (1990). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland. – Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, 50, 255 S., 232 Taf., München. [70 Abb., 10 Tab.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Müller, B. (2007). Der Schilfsandstein des Mühlbacher Stranges – Fazies, Rohstoffgeologie, 3D-Modell. – Dipl.-Arb. Univ. Tübingen, 104 S., Tübingen. [unveröff.]
  • Schmierer, T. (1925b). Blatt Hechingen (Bodelshausen), Gradabteilung 84, Nr. 40, No. 3640 (120). – Erl. Geol. Kt. v. Preußen u. benachb. dt. Ländern, Lieferung 228, 68 S., Berlin (Preußische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1985, 1995: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7619 Hechingen: 91 S.; Stuttgart]
  • Wurster, P. (1964a). Geologie des Schilfsandsteins. – Mitteilungen aus dem Geologischen Staatsinstitut in Hamburg, 33, S. 1–140, 4 Taf., 15 Kt. [57 Abb.]
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