Bei Eigeltingen (Lkr. Konstanz) existieren am Südrand der Hegaualb mehrere alte Steinbrüche, aus denen auch im großen Umfang Bankkalksteine der Hangende-Bankkalke-Formation (Oberer Oberjura) als Mauersteine im Hausbau verwendet wurden, z. B. die Steinbrüche Eigeltingen (RG 8119‑303 und ‑306) sowie der Steinbruch Reute (RG 8119‑305; Schreiner, 1993).
Südlicher Oberrhein: Kalksteinplatten der Korallenkalk-Formation (Unterer Oberjura) fanden am Isteiner Klotz und etwa 3 km südwestlich von Kandern im Steinbruch Holzen (RG 8311‑302) in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts Verwendung als Dekorationssteine. Besonders beachtet wurden dabei Platten aus der Nerineenkalk-Formation, die bei Welmlingen (RG 8311‑303) gewonnen und geschliffen und poliert zu Kaminen und Tischplatten verarbeitet wurden, z. B. für die Innenausstattung des Karlsruher Schlosses und des Klosters St. Blasien. Die Bezeichnung „Welmlinger Bäumleins-Marmor“ erhielt der Kalkstein wegen seiner dendritischen Zeichnungen (Wittmann, 1994).
Der Bruch der Fa. HeidelbergCement bei Huttingen bietet ein gewisses Potenzial für die Gewinnung von Austauschmaterial für Renovierungsarbeiten, sofern Blöcke mittels Reißen, also nicht im Sprengbetrieb, gelöst werden. Die 70–80 m mächtigen, in Splitterkalke und Korallen- bzw. Rauracienkalke unterteilten, massigen bis undeutlich geschichteten Kalksteine sind in Folge der intensiven Oberrheingrabentektonik oft engständig geklüftet. Dennoch gibt es geschonte Bereiche, die attraktive, fossilreiche Massenkalke bieten können.
Im Bereich eines Donau-Umlaufberges östlich von Immendingen wurden im stratigraphischen Niveau der Liegende-Bankkalke-Formation (Oberer Oberjura) „Quaderkalke“ zum Bau der Bahnstrecke Immendingen–Singen gewonnen, z. B. bei Hattingen (RG 8018‑341), von Spitz (1930b) auch als sogenannte „Hattinger Riffkalke“ bezeichnet (Hattingen-Trümmerkalk). Frank (1944) berichtet, dass bei Immendingen von der Fa. A. Lauster, Stuttgart, ein rötlicher, dichter, teilweise fossilreicher Kalkstein als Quader für Brückenpfeiler, Sockelgemäuer, Pflaster-, Grenz- und Marksteine, Randplatten, Straßen- und Bahnschotter abgebaut wird.
Auch östlich von Neuhausen ob Eck (RG 8019‑106) wurden aus Massenkalken Pflaster- und Werksteine hergestellt (Schreiner, 2002). In den beiden im Gewann Frauenholz erhaltenen und zugänglichen Steinbrüchen in den Dickbankkalken (RG 8018‑338 und ‑339) liegt die nutzbare Mächtigkeit bei 8–10 m, der Abraum an überlagernden aufgewitterten Weißjura-Kalksteinen beträgt 2–4 m. Die Dickbankkalke sind weitständig geklüftet und die Bankmächtigkeiten schwanken zwischen 0,5 und ca. 4 m, so dass große Rohblöcke gewinnbar sind. Es handelt sich um einen weißlich beigen bis kräftig gelblich beigen, „goldbraunen“, polierfähigen Kalkstein mit Fossilresten, Algenkrusten und 0,5 mm kleinen Foraminiferen, die wie „weißliche Flämmchen“ aussehen; typisch sind Stylolithen und durch Umkristallisation glasig wirkende grobspätige Partien, die den Steinhauern den Eindruck eines Marmors lieferten. Andere, weniger gut polierfähige Abschnitte sind porig und kleinkavernös sowie manganfleckig.
Bei Langenenslingen-Ittenhausen, etwa 8 km östlich Hettingen (RG 7722‑105), wurden im gleichen stratigraphischen Niveau durch die Fa. Lauster Steinbau zwischen 1940 und Ende der 1960er Jahre rötlich-bräunliche Massenkalksteine in einem etwa 5 ha großen Bruch für die Herstellung von Gesimsen und Treppenstufen usw. abgebaut. Der „Korallenfels“ von Ittenhausen ziert in sehr schönen, wolkig gelblich und beige gemusterten, großen Platten die Wände in den Fluren des Rektoratsgebäudes der Universität Stuttgart (Mitt. Reiff, 2009), in einer seltenen rötlichen Varietät die Fensterbänke im Gasthof zum Eck in Ittenhausen.
Im heute als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesenen Steinbruchgelände sind etwa 20 m mächtige, splittrig brechende Massenkalke aufgeschlossen, die auf zwei Sohlen abgebaut wurden. Es handelt sich um hellbeige bis cremefarbene, z. T. fast weiße Schwamm-Algen-Kalksteine mit unregelmäßiger Manganpigmentierung. Die Kalksteine brechen als mittelgroße unregelmäßige Blöcke. Aufgrund des intensiven Bewuchses und der teilweisen Verfüllung sind heute keine Abbauspuren mehr erkennbar, die Auskunft über Art und Umfang der Werksteingewinnung geben.
Auf der Ostalb bei Neresheim sind auch dolomitisierte Massenkalksteine zur Gewinnung von Werksteinen abgebaut worden. Sie eignen sich zur Gewinnung von Mauersteinen, es können aus ihnen aber auch Ornamente und figürliche Arbeiten hergestellt werden, wie an der spätbarocken Abtei Neresheim zu sehen ist.
Für die Bodenplatten im Kloster Neresheim wurden Steinweiler Platten verwendet. Gwinner et al. (1987) beschreibt die Massenkalksteine aus dem Waibertal sowie aus dem Raum Großkuchen und Nattheim als ungeschichtet, meist dicht, stellenweise auch zuckerkörnig oder dedolomitisch, hellgelblich braun bis hellgrau oder fast weiß. Aus ihnen werden gelegentlich auch Werksteine gewonnen, z. B. zu sehen an der Natursteinvormauerung am Förderwerksgebäude des Egauwasserwerks südlich von Dischingen, welche aus Massenkalk von Ebnat gefertigt wurde.
Literatur
- (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
- (1986). Geologie von Baden-Württemberg. 3., völlig neu bearbeitete Aufl., VII + 472 S., Stuttgart (Schweizerbart). [254 Abb., 26 Tab.]
- (1987). Erläuterungen zu Blatt 7227 Neresheim-West. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 136 S., 4 Taf., 2 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1993). Erläuterungen zu Blatt 8119 Eigeltingen. – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 84 S., 2 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (2002). Erläuterungen zu Blatt 8019 Neuhausen ob Eck. – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 86 S., 4 Taf., 3 Beil., Stuttgart (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (1930b). Erläuterungen zu Blatt Möhringen (Nr. 122), württembergisch Tuttlingen (Nr. 160). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 107 S., Freiburg i. Br. (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1985, 1997: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 8018 Tuttlingen; Stuttgart]
- (1994). Erläuterungen zu Blatt 8311 Lörrach. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 153 S., 9 Taf., 1 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [unveränd. Nachdr. d. 2. Aufl. v. 1988]