Baden-Württemberg hat viele Gesichter: Fruchtbare Agrargebiete und Weinbauregionen in den Gäulandschaften und im Oberrheingebiet stehen höher gelegenen Mittelgebirgslandschaften gegenüber. Dabei unterscheidet sich beispielsweise der Schwarzwald mit seinen Nadelwäldern, Wiesen und tief eingeschnittenen Tälern deutlich von der Schwäbischen Alb, deren Landschaftsbild durch helle Kalksteinfelsen, Buchenwälder, Wacholderheiden und wasserarme Hochflächen geprägt ist. Nach Süden bildet das zwischen Donau und Bodensee gelegene hügelige Alpenvorland mit seinen Mooren und Seen einen weiteren landschaftlichen Kontrast. Zusätzliche Akzente setzen weitere geologisch bedingte Landschaftsformen, wie z. B. die Vulkanruinen im Hegau und am Kaiserstuhl.
In diesem einführenden Abschnitt von LGRBwissen erfolgt eine zusammenfassende Beschreibung der Landschaftsräume Baden-Württembergs. Hierzu wurde das Land in acht Georegionen eingeteilt: Schwarzwald, Odenwald, Gäulandschaften, Keuperbergland, Albvorland, Schwäbische Alb, Alpenvorland, Oberrhein- und Hochrheingebiet. Die Abgrenzung der Georegionen orientiert sich nur grob an den Einheiten der naturräumlichen Gliederung Deutschlands und beruht ausschließlich auf geologisch/bodenkundlichen Kriterien. Umfassendere und vertiefende Ausführungen zu den geowissenschaftlichen Daten des LGRB finden sich auf den LGRBwissen-Seiten der einzelnen Fachbereiche.
Einen breiten Landschaftsstreifen im Westen des Landes bildet das Oberrheinische Tiefland. Es ist Teil eines vom Mittelmeer bis zur Nordsee verlaufenden tektonischen Grabensystems. Im Osten schließen sich die im Zuge der Grabenbildung herausgehobenen Mittelgebirge, der Schwarzwald und der Odenwald an. Sie gehören zum sogenannten Grundgebirge und bestehen zu einem großen Teil aus Gneisen, gneisähnlichen Gesteinen und Graniten. Es handelt sich um die ältesten Gesteine des Landes, die im Erdaltertum vor ca. 350–320 Mio. Jahren in großer Tiefe durch die Umwandlung noch älterer Gesteine entstanden sind. Bereits die Ostabdachungen von Schwarzwald und Odenwald sind Teil der südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft. Sie ist aus schräggestellten Sedimentgesteinen des Erdmittelalters (vor ca. 250–140 Mio. Jahren), dem sogenannten Deckgebirge aufgebaut. Es handelt sich um festländische und marine Ablagerungen aus dem Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper und Jura. In weiten Bereichen wurden die Gesteinsschichten während der jüngeren Erdgeschichte wieder abgetragen und dabei die geomorphologisch härteren Gesteine als Stufen herauspräpariert. Die oberste und markanteste Landstufe stellt dabei der Trauf der überwiegend aus Karbonatgestein aufgebauten, verkarsteten Schwäbischen Alb dar. Der große Landschaftsraum südlich der Alb gehört zum Alpenvorland. Es handelt sich um einen tiefen, während der Alpenauffaltung entstandenen und wieder verfüllten Sedimentationstrog (Molassebecken). Eine zusätzliche Überformung und Überdeckung mit alpinem Gesteinsmaterial erfolgte während mehrerer Gletschervorstöße im Eiszeitalter.