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Gschwend–Ellwangen

Mehrfarbige geologische Schnittzeichnung; dargestellt sind Stubensandstein-Schichten im Gebiet einer Sandgrube.
Geologischer Schnitt durch die Stubensandstein-Schichten bei Gschwend

Neben der Sandgrube bei Kernen i. R.-Stetten der Fa. E. Bayer (s. Esslingen–Schorndorf–Murrhardt) bietet diese Gewinnungsstelle den besten Einblick in den wechselhaften Aufbau des Stubensandsteins. Bei im Jahr 2010 durchgeführten Erkundungsbohrungen zeigte sich, dass die Grube am Rand einer keuperzeitlichen Flussrinne liegt und dass die Stubensandstein-Schichtglieder vornehmlich aus halbverfestigten bis lockeren Mürbsandsteinen bestehen, in die Ton-, Sand- und Schluff-Lagen eingeschaltet sind. Die nebenstehende Grafik zeigt ein Profil, das aus den Grubenaufschlüssen und den Kernbohrungen erstellt werden konnte.

Blick von erhöhtem Standort auf mehrere hintereinanderliegende, violettgraue Steinbruchwände. Die Brüche sind durch Fahrstraßen getrennt. Im Hintergrund stehen hohe Nadelbäume an.
Gewinnung von Mürbsandstein in der Quarzsandgrube Birkhof bei Gschwend

In westlicher Nachbarschaft der Grube der Fa. Lang befindet sich die sog. Teufelsküche, eine durch die Erosion angeschnittene Felsgruppe im Übergang vom Mittleren zum Oberen Stubensandstein. Sie zeigt, dass im Stubensandstein zwischen Birkhof und dem Gemeindeberg, südwestlich von Gschwend, auch bis 8 m hohe Felswände auftreten können. Wo Kluftzonen die Schichten durchschlagen, haben sich kleine Höhlen gebildet.

Teilansicht einer Kirche mit schmalem, aus hellem Gestein bestehendem und von Stützpfeilern, kleinen Türmchen sowie einem Spitzdach umrahmtem Eingangsportal.
Südportal der ev. Kirche von Gschwend

Dieser leicht zu gewinnende Stubensandstein wurde früher für viele Bauwerke verwendet. Die 1861–1863 im neogotischem Stil errichtete und 1936 renovierte ev. Kirche von Gschwend mit ihrer Fensterrosette aus Sandstein bietet ein besonders schönes Beispiel für die Verwendung und Beschaffenheit der Werksteinbänke in der Löwenstein-Formation der Gegend um Gschwend. Das Baumaterial für die steinsichtige Kirche soll aus einem Steinbruch auf dem Gemeindeberg von Gschwend stammen (s. weiterführende Links: Evangelischer Kirchenbezirk Gaildorf). In der topographischen Karte von 1904 ist am Nordabhang des Gemeindebergs, etwa 1 km südwestlich der Kirche und direkt an der Straße nach Schwäbisch Gmünd, ein kleiner Bruch eingezeichnet, von dem heute nur noch eine Geländesenke erhalten ist. Ein weiterer kleiner Bruch lag an derselben Straße westlich von Schlechtbach (RG 7024‑141); recht wahrscheinlich wurden auch von dort Steine nach Gschwend geschafft. Dieser Sandsteinbruch war um 1947 noch zeitweise in Betrieb. Die Wand war aber nur 3 m hoch und erzeugt wurden vor allem Vorlagesteine und Schotter für die Wege (LGRB-Archiv).

Blick in eine nur schwach erhellte Kammer aus grauem, teilweise behauenem Gestein. Ein Durchgang in der Bildmitte führt zu weiteren Kammern.
Blauhornkeller Ellwangen, Relikt der Quarzsandgewinnung

Doch es gibt auch andere Möglichkeiten für die Herkunft von Sandsteinquadern für die mittelalterliche Stadt und das Kloster. Die unmittelbare Umgebung der Altstadt von Ellwangen ist reich an Felsenkellern, die im Stubensandstein angelegt sind. Die möglicherweise größte Anlage ist der nach dem letzten Betreiber des „Sandbergwerks“ benannte Blauhornkeller im Rübezahlweg nordwestlich der Altstadt. Die vielen Keller bzw. Stollen wurden zur Aufbewahrung von Lebensmitteln und zur Gewinnung von Bausand angelegt. Schicht- und linsenartig stärker verfestigte Bereiche können Quader geliefert haben, die nach Aushärten an der Luft als Mauersteinmaterial verwendet wurden. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Bausandsteine für Ellwangen aus vielen kleinen Steinbrüchen und Gruben der näheren und weiteren Umgebung bezogen wurden.

  • Vereinfachte Übersichtskarte des Gebiets zwischen Tübingen und Ostwürttemberg mit farbiger Darstellung unter anderem des Vorkommens der Löwenstein-Formation sowie der Lage von Gewinnungsstellen.
  • Mehrfarbige geologische Schnittzeichnung; dargestellt sind Stubensandstein-Schichten im Gebiet einer Sandgrube.
  • Blick von erhöhtem Standort auf mehrere hintereinanderliegende, violettgraue Steinbruchwände. Die Brüche sind durch Fahrstraßen getrennt. Im Hintergrund stehen hohe Nadelbäume an.
  • Nahaufnahme eines violett-grauen Steinblocks in einem Steinbruch.
  • Nahaufnahme von vier verschiedenen Gesteinsplatten, mit verfestigter Oberfläche und zumeist hellbraun bis grau. Nur bei der Platte rechts oben mischt sich Violett ins Grau. Aufgelegte Cent-Münzen dienen als Größenvergleich.
  • Blick auf mehrere massige Felsen, die einen engen, schattigen Kessel bilden. Das Gestein der Felsgruppe ist dunkelgrau bis violett, auf den Kuppen mit Bäumen bewachsen und stark bemoost. Am Fuß der Felsgruppe steht ein Mann und schaut hoch.
  • Teilansicht einer Kirchenfassade mit achtflügeliger Fensterrosette aus hellbraunem bis hellgrauem Gestein.
  • Teilansicht einer Kirche mit schmalem, aus hellem Gestein bestehendem und von Stützpfeilern, kleinen Türmchen sowie einem Spitzdach umrahmtem Eingangsportal.
  • Aufwärts gerichteter Blick auf einen hellen steinernen Kirchturm, rechteckig mit Rundbogenfenstern und nur teilweise sichtbarem Ziegeldach.
  • Blick in eine nur schwach erhellte Kammer aus grauem, teilweise behauenem Gestein. Ein Durchgang in der Bildmitte führt zu weiteren Kammern.

Literatur

  • LGRB (2008). Blatt L 7120/L 7122 Stuttgart-Nord/Backnang, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 242 S., 24 Abb., 6 Tab., 2 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Hoffmann, B. & Kimmig, B., m. Beitr. v. Prestel, R.]
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