Der Pfaffenweiler Kalksandstein entstand in der Zeit des älteren Tertiärs, als große Teile des Oberrheingrabens von einem Meeresarm bedeckt waren. In dessen östlicher Küstenregion wurden Sedimente aus dem Verwitterungsschutt der sich randlich heraushebenden Hochgebiete abgelagert. Zum großen Teil handelt es sich dabei um Kalkkonglomerate, die in der Geologischen Karte als Küstenkonglomerat-Formation ausgewiesen sind. Ihr größter Ausstrichbereich liegt in der Vorbergzone zwischen Freiburg i. Br. und Badenweiler. Die groben Konglomerate, wie sie zum Beispiel im Burggraben der beim Nachbarort Ebringen auf dem Schönberg gelegenen Ruine Schneeburg aufgeschlossen sind, können Gerölle mit einem Durchmesser von bis zu 1 m enthalten. Typisch ist eine Wechsellagerung mit feineren Sedimenten unterschiedlichster Korngrößenzusammensetzung. Bei Pfaffenweiler sind den Konglomeraten wenige Meter mächtige Bänke von Kalksandsteinen (Arenite) zwischengeschaltet, die seit Jahrhunderten für Bauzwecke und Steinmetzarbeiten abgebaut wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abbau eingestellt.
Die Bänke aus besonders reinem feinporösem Kalksandstein, die sich im bergfrischen Zustand sehr gut behauen lassen, eignen sich für hochwertige Bildhauerarbeiten. An Gebäuden, Grabsteinen und Feldkreuzen usw. ist der Sandstein in Pfaffenweiler überall präsent. Er fand aber auch bei historischen Gebäuden und Kunstwerken der weiteren Umgebung Verwendung. Man findet ihn z. B. im Inneren des Freiburger Münsters oder an der Nepomukstatue auf der gleichnamigen Brücke in Bad Krozingen.
Das am südöstlichen Ortsrand in den beiden letzten erhaltenen Steinbrüchen gelegene Freilichtmuseum „Historische Steinbrüche Pfaffenweiler” wurde 1985 eröffnet. Auf dem Gelände sind Rekonstruktionen einer Steinhauerhütte und einer Bildhauerwerkstatt samt Werkzeugen sowie mehrere Erzeugnisse wie Grabsteine, Bildstöcke, Torbögen und andere Werkstücke aus Kalksandstein zu sehen. Auch eine Gleisanlage für Loren wurde verlegt. Ein Rundweg führt die Besucher durch das Steinbruchareal. Das Freilichtmuseum ist Teil des Dorfmuseums, das im Rathaus untergebracht ist und ebenfalls Objekte der Steinhauer- und Steinmetztradition zeigt. Dort ist auch der Abguss des Unterkiefers eines ca. 35 Mio. Jahre alten Urpferdchens (Palaeotherium magnum) ausgestellt, das um 1838 im Pfaffenweiler Kalksandstein gefunden wurde. Das Original befindet sich im Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Freiburg.
Das Betreten des Geländes erfolgt auf eigene Gefahr. Führungen sind nach telefonischer Absprache möglich. Jährlich findet im Juni auf dem Areal des Freilichtmuseums das als „Schteibickfescht“ bezeichnete Steinhauerfest statt, bei dem das alte Handwerk vorgeführt und über die Geschichte und Geologie der Steinbrüche berichtet wird.
Weitere ausführliche Informationen finden sich bei Werner et al. (2013) sowie bei Brednich (1985), Groschopf et al. (1996) und Weeger (1997).
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (1985). Pfaffenweiler Stein. 95 S., Pfaffenweiler (Dorfmuseum Pfaffenweiler e. V.). [38 Abb.]
- (1996). Erläuterungen zum Blatt Freiburg i. Br. und Umgebung. – 3. Aufl., Geologische Karte von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 364 S., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1997). Pfaffenweiler – eine Ortsgeschichte. 455 S., 4 Anl., Freiburg i. Br. (Gemeinde Pfaffenweiler).
- (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).