(Stand: Rohstoffbericht 2019)
In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich rund 788 Mio. t an festen mineralischen und energetischen Rohstoffen gewonnen. Zusätzlich werden rund 8,3 Mio. Kubikmeter Erdgas, Erdölgas und Grubengas sowie 2,2 Mio. t Erdöl gefördert. Mit rund 533 Mio. t haben Kiese und Sande, gebrochene Natursteine sowie Karbonatgesteine für die Bau- und Zementindustrie den größten Anteil (67,6 %) an der Gewinnung mineralischer Rohstoffe. Die Kiese und Sande stellen mengenmäßig mit 32,2 % fast ein Drittel der Rohstoffförderung in Deutschland; gefolgt von den gebrochenen Natursteinen (27,5 %) und Braunkohle (21,4 %). Die nicht zu den gebrochenen Natursteinen gehörenden Kalk-, Mergel- und Dolomitsteine belaufen sich auf 7 %. Lehm bzw. Ziegelton und Quarzkies und ‑sand stehen mit einem Anteil an der Förderung von 1,7 % und 1,3 % an fünfter und sechster Stelle. Die Industrieminerale wie Stein- und Kalisalz, Sulfatgesteine, Spezialtone usw. stellen zusammen nur etwa 5 % der Förderung in Deutschland. Die Produktion von Metallen ist mengenmäßig unbedeutend (BGR, 2018).
Die transparente Darstellung der Datenlage zur Rohstoffsituation ist sowohl aufgrund der Aktualität der Daten als auch wegen der Art der Datenerhebung in den einzelnen Bundesländern nicht immer einfach. Bisher mangelt es noch an einer bundesweit abgestimmten Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern, was die Kartierung, Abgrenzung und Darstellung von Vorkommen von oberflächennahen mineralischen Rohstoffen sowie die Erhebung von Daten zur Rohförderung anbelangt. Ein erster Schritt für eine abgestimmte Rohstoffkartierung stellt der Bericht „Empfehlungen für die Erfassung und Bewertung von oberflächennahen mineralischen Rohstoffvorkommen in der Bundesrepublik Deutschland“ der AG Rohstoffe des Direktorenkreises der Staatlichen Geologischen Dienste sowie des Bund-Länder-Ausschusses Bodenforschung Deutschlands (in Vorbereitung) dar, der kurz vor der Publikation steht. Der Bericht „Methoden zur Prognose von Reichweiten von Rohstoffen im Rahmen der Rohstoffsicherung“ (AG Rohstoffe, 2020) ist bereits erschienen. In der bundesweiten Statistik können aber trotz gewissenhafter Arbeit auch weiterhin aufgrund unterschiedlicher Arbeitsweise und Bewertung der Rohstoffe in den einzelnen Bundesländern kleinere Ungereimtheiten vorkommen.
Baden-Württemberg liegt mit einer durchschnittlichen jährlichen Gesamtfördermenge (2003–2017) aller hier gewonnenen Rohstoffe (inkl. Steinsalz, Sole und Kohlensäure) von 91,8 Mio. t im Bundesvergleich an dritter Stelle. Bei den oberflächennahen mineralischen Rohstoffen bzw. den Baumassenrohstoffen und Steinen und Erden ist Baden-Württemberg ebenfalls eines der Bundesländer mit den größten Fördermengen – im Jahr 2017 rund 92,8 Mio. t (Mittel für den Zeitraum 2003–2017: 87,6 Mio. t) – hinter Nordrhein-Westfalen und Bayern. Die Fördermenge in Baden-Württemberg ist, wie auch in den anderen Bundesländern (außer Mecklenburg-Vorpommern), in den letzten Jahren angestiegen.
Nach dem Geschäftsbericht 2017/2018 des Bundesverbands Mineralischer Rohstoffe (MIRO, 2018) wurden in Deutschland bei den Mitgliedsunternehmen rund 487 Mio. t Gesteinskörnungen nachgefragt, davon 257 Mio. t Baukiese und Bausande. Damit sind die Mengen im Vergleich zu den Vorjahren weiter angestiegen. Die Nachfrage nach Natursteinen stieg ebenfalls an und es wurden rund 220 Mio. t Natursteine hauptsächlich an die Bauindustrie geliefert. Besonders der Bedarf nach qualitativ hochwertigen Gesteinskörnungen ist in Deutschland deutlich angestiegen (MIRO, 2018).
Pro-Kopf-Förderung
Aus der Gesamtmenge der Förderung an oberflächennahen mineralischen Rohstoffen (ohne Steinsalz, Sole, Kohlensäure, Braun- und Steinkohle sowie Erdgas und ‑öl) in Deutschland für das Jahr 2017 (BGR, 2018), den Angaben der Staatlichen Geologischen Dienste und der Bevölkerungszahl ergibt sich für Deutschland eine mittlere Förderung von 7,4 t pro Einwohner im Jahr 2017.
Rechnet man die Fördermengen der einzelnen Bundesländer an oberflächennahen mineralischen Rohstoffen für das Jahr 2017 in den durchschnittlichen Verbrauch je Einwohner um, so ergibt sich, dass Baden-Württemberg bei der Pro-Kopf-Förderung im Mittelfeld liegt. In sechs Ländern wird mehr und in ebenfalls sechs Ländern wird pro Kopf weniger gefördert. In Baden-Württemberg werden 8,4 t je Einwohner an oberflächennahen Rohstoffen gefördert. Das entspricht unter Abzug des nicht verwertbaren Anteils von der Rohförderung einer tatsächlichen Produktion von 7,3 t je Einwohner. Somit werden in Baden-Württemberg also in etwa so viele verkaufsfähige Rohstoffe/Rohstoffprodukte produziert wie benötigt werden.
Eine vergleichbare Pro-Kopf-Förderung weisen Sachsen und Niedersachen auf. Die geringste Pro-Kopf-Förderung je Einwohner gibt es in Thüringen und im Saarland, wohingegen die höchste Pro-Kopf-Förderung in Bayern und Sachsen-Anhalt erfolgt. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass seit dem Jahr 2009 die Pro-Kopf-Förderung in allen Bundesländern zugenommen hat.
Die dargestellten Förderzahlen und Pro-Kopf-Förderungen zeigen, dass Baden-Württemberg zu den führenden rohstoffgewinnenden Bundesländern gehört. Jedoch befindet sich der Verbrauch an mineralischen Rohstoffen im Land auf einem ausgeglichenen Niveau von Förderung/Produktion und tatsächlichem Verbrauch. Wie in den Einzelbetrachtungen im Themenast Rohförderung und Produktion nach Rohstoffgruppen ausgeführt wird, gibt es allerdings rohstoff- und gebietsbezogene Unterschiede in den zwölf Regionen des Landes.
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (2020). Methoden zur Prognose von Reichweiten von Rohstoffen im Rahmen der Rohstoffsicherung. 48 S., Hannover, verfügbar unter https://www.infogeo.de/Infogeo/DE/Downloads/methoden_prognose_reichweiten_rohstoffen_im_rahmen_der_rohstoffsicherung.pdf?__blob=publicationFile&v=2, zuletzt aufgerufen am 22.09.2020.
- (2018). Deutschland ‒ Rohstoffsituation 2017. 190 S., Hannover.
- (2018). Bericht der Geschäftsführung 2017/2018. 112 S., Duisburg.