Unmittelbar neben dem ehemaligen Kurmittelhaus liegt der Eingang zum Historischen Besucherbergwerk Freudenstadt (früher Grube Heilige Drei Könige). Das Bergwerk im Nordschwarzwald wurde wohl um 1530 aufgefahren. In der Haspelkammer über dem zweiten Blindschacht ist eine undeutliche Inschrift eingemeißelt, die das Jahr 1556 bezeichnen könnte. Außerdem konnte das Holz des Wellbaums einer Handhaspel dendrochronologisch auf das Jahr 1560 datiert werden. Die Ausführung des Grubengebäudes lässt auf eine zweite Bergbauphase in der Mitte des 18. Jahrhunderts schließen. Es handelt sich um ein Erkundungsbergwerk, in dem keine Förderung von Silber-, Kupfer- oder Eisenerzen stattfand. Nach der Wiederentdeckung der Anlage 1996 ging man zunächst davon aus, dies sei das Bergwerk „Friedrichs Fundgrube“. Dieses liegt jedoch weiter südlich. Die Führungen erfolgen in drei unterschiedlichen Schwierigkeits- und Besichtigungsstufen – je nach Wunsch des Besuchers. Im 35 m langen, ebenen und gut beleuchteten Zugangsstollen erhält der Besucher Informationen zur Geologie und Geschichte des Freudenstädter Bergbaus. Wer will, kann dann dem 70 m tiefen Schacht ein Stück in die Tiefe folgen. Teilweise erkennt man die Spuren der Arbeit mit Eisen und Schlägel. Die erste Erwähnung des Bergbaus in Freudenstadt datiert von 1267. Der Silber- und Kupferbergbau im Gebiet erlosch 1770. Das Besucherbergwerk wurde 1999 zum 400-jährigen Jubiläum von Freudenstadt eröffnet.
Westlich von Freudenstadt liegt eine NW–SO-gerichtete Gangzone am westlichen Rand der Störungszone des Freudenstädter Grabens. Die Gesteinsabfolge reicht hier auf der Hochscholle von der Eck-Formation im Unteren Buntsandstein bis zur Plattensandstein-Formation des Oberen Buntsandsteins auf dem Kienberg. Im Bereich der bis nach Dornstetten reichenden Tiefscholle stehen an der Oberfläche dagegen überwiegend Oberer Buntsandstein und Muschelkalk an. Der Eingang zum Besucherbergwerk liegt im Ausstrich der Geröllsandstein-Subformation im aufgelassenen Steinbruch nördlich des Kienbergs. Der steilstehende Schwerspatgang im Besucherbergwerk ist 0,1–1 m mächtig. Er entstand durch das Eindringen heißer mineralreicher Lösungen während des Tertiärs vor etwa 15–20 Mio. Jahren. Dabei wurde zunächst der Buntsandstein verkieselt. Der grobspätige, weiße Baryt (Schwerspat) wurde nachträglich z. T. von Quarz verdrängt. Gegen Ende oder kurz nach der Abscheidung des Schwerspats wurden Eisen, Kupfer, Antimon und Silber als Sulfide auskristallisiert (Brauneisenerz, Fahlerz).
Der nahegelegene Herzog-Friedrich-Turm auf dem Kienberg ermöglicht eine weite Aussicht über den Nordschwarzwald und die östlich von Freudenstadt anschließenden Oberen Gäue. Am Marktplatz von Freudenstadt beginnt der Eugen-Drissler-Weg, ein Lehrpfad mit mehreren bergbaugeschichtlichen Stationen, der von Freudenstadt nach Baiersbronn führt.
Weiterführende Informationen finden sich bei Metz (1977) sowie bei Werner & Dennert (2004).
Externe Lexika
Wikipedia
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (1977). Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald, besonders in dessen alten Bergbaurevieren. 2. Aufl., 632 S., Lahr (Schauenburg).
- (2004). Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald – Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke. 334 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).