Verbreitungsgebiet: Vorbergzone bei Istein und zwischen Kandern und Tannenkirch
Erdgeschichtliche Einstufung: Korallenkalk-Formation (joKO) und Nerineenkalk-Formation (joN), Oberjura
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper
Die Kalksteine der Korallenkalk- und der Nerineenkalk-Formationen sind am Südlichen Oberrhein die jüngsten erhaltenen mesozoischen Einheiten; sie werden von eozänen und oligozänen Sedimenten überlagert. Die Oberjura-Kalksteine bilden massige bis geschichtete Rohstoffkörper, die aufgrund der Tektonik im Oberrheingrabenrand in einzelne Bruchschollen zerlegt sind. Die Einzelschollen erreichen eine Ausdehnung von mehreren Kilometern. Die Schichten fallen wegen der tektonischen Zerlegung der Vorkommen unregelmäßig in verschiedene Richtungen ein. Es überwiegen geringe Einfallswinkel mit Einfallsrichtungen nach West oder Ost. Selten fallen die Gesteine mit über 20° ein. Besonders im Raum zwischen Liel und Holzen wurden die Kalksteine von einer Bretterklüftung mit intensiver Verkarstung betroffen. Die Größe der nutzbaren Vorkommen ist vor allem von der lateralen Ausdehnung der einzelnen tektonischen Schollen, dem Einfallen der Schichten, der nutzbaren Mächtigkeit, dem Grad der Verkarstung und der Mächtigkeit der überlagernden nicht nutzbaren Schichten abhängig. Kalksteine der Korallenkalk-Formation treten am südlichen Oberrhein in der Vorbergzone zwischen Kandern und Holzen, zwischen Tannenkirch und Liel sowie am Isteiner Klotz auf. Gewonnen wird der Korallenkalk im großen Steinbruch Kapf bei Huttingen, Gemeinde Efringen-Kirchen.
Gestein
Die Korallenkalk- und die Nerineenkalk-Formationen des Oberjuras bestehen aus Korallen führenden, mikritischen Kalksteinen, untergeordnet treten Brachiopoden und Echinodermen auf. Im obersten Abschnitt, der Nerineenkalk-Formation, sind mergelige Lagen zwischengeschaltet. Die dickbankig bis massigen, hellcremeweiß bis ockerfarbenen Kalksteine sind sehr fest, brechen scherbig-splittrig und sanden nicht ab. Im mittleren Abschnitt, den Splitterkalken, liegen lagenweise Jaspisknollen. Sie waren in der Jungsteinzeit sehr begehrt.
Petrographie
Mischprobe aus dem ehem. Steinbruch Holzen (RG 8311-302) aus dem Korallenkalk (Röntgenfluoreszenz-Analyse des LGRB, 2015):
Chemie | Anteil [%] |
SiO2 | 0,26 |
TiO2 | 0,01 |
Al2O3 | 0,1 |
Fe2O3 | 0,14 |
MnO | 0,01 |
MgO | 0,08 |
CaO | 55,34 |
Na2O | 0,01 |
K2O | 0,02 |
P2O3 | 0,01 |
Glühverlust | 44,03 |
Gesamtkarbonat | 99,40 |
Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Die Kalksteine der Korallenkalk-Formation erreichen eine Mächtigkeit von durchschnittlich 60 m. Davon sind die untersten 40 m mächtige Korallenkalke, darüber lagern etwa 20 m Splitterkalke. Die Kalksteine der Nerineenkalk-Formation besitzen im Raum Istein eine Restmächtigkeit von mehr als 16 m, nördlich davon sind sie bereits gänzlich erodiert.
Genutzte Mächtigkeit: Im Steinbruch Huttingen (RG 8311-3), unmittelbar nordöstlich des Kalkwerks Istein, werden die Kalksteine der Korallenkalk- und der Nerineenkalk-Formationen in einer Mächtigkeit von 75–80 m abgebaut. In kleinen Steinbrüchen, z. B. zwischen Liel und Holzen, wurden diese Kalksteine in Mächtigkeiten von nur wenigen Metern genutzt, in größeren Steinbrüchen konnten meist bis 25 m und mehr gewonnen werden. Die nutzbare Mächtigkeit ist abhängig von Anzahl und Mächtigkeit mergeliger Einschaltungen, von Verkarstung, Morphologie und Lage des Grundwasserleiters.
Gewinnung und Verwendung
Gewinnung: Die Kalksteine werden bei Efringen-Kirchen, Stbr. Huttingen (RG 8311-3), mittels Großbohrlochsprengungen gewonnen und im angeschlossenen Werk aufbereitet. Die Aufbereitung umfasst Brechen, Sieben, Mahlen und Brennen.
Verwendung: Je nach Reinheitsgrad der Kalksteine werden sie als
1. hochreine Kalksteine für die Herstellung von gebrannten und gelöschten Produkten wie Feinweißkalk, Weißkalkhydrat, Edelhydrat und Kalkmilch oder
2. als Natursteine für Splitte, Kalkmehle und Kalksteinfüller genutzt.
Produziert werden in Istein gebrannte und ungebrannte Kalkmehle für die Stahlindustrie, chemische Industrie und die Papierherstellung sowie Edelputze. Die ungebrannten Produkte reichen vom Feinmehl bis zum Kalksteinschotter, zu den gebrannten Kalkprodukten gehören Weißfeinkalk, körniger Branntkalk und Stückkalk (für Kalksandsteinherstellung, Hochofenzuschlag im Stahlwerk, Futtermittel, Dünger); daneben wird Weißkalkhydrat (gelöschter Kalk) erzeugt.
Literatur
- (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
- (2001). Hochreine Kalksteine im Oberjura der Schwäbischen Alb – Zusammensetzung, Verbreitung, Einsatzmöglichkeiten. – Zeitschrift für Angewandte Geologie, 47, S. 101–108.
- (1994). Erläuterungen zu Blatt 8311 Lörrach. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 153 S., 9 Taf., 1 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [unveränd. Nachdr. d. 2. Aufl. v. 1988]