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Böden der Albhochfläche im Oberjura

Die Bodengesellschaften auf der Albhochfläche im Verbreitungsgebiet des Oberjuras sind aufgrund des relativ einheitlichen Ausgangsgesteins und wegen des weitgehenden Fehlens von Grund‑ und Stauwassereinflüssen vorwiegend hinsichtlich ihrer Entwicklungstiefe und Gründigkeit zu differenzieren. Diese sind wiederum v. a. von der Mächtigkeit quartärer Deckschichten und vom Erosionsgrad der Böden abhängig. Hinzu kommt die Unterscheidung zwischen Böden auf Karbonat‑ und auf Mergelgestein.

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sehr steinige Profil ist nur etwa 40 cm tief.
Rendzina auf Oberem Massenkalk (Oberjura) am Hahnenbol bei Neuhausen ob Eck-Schwandorf (r66)

Die auf der Hochfläche von Baaralb, Hegaualb und Randen vergleichsweise geringmächtige Decklage ist wohl nicht nur mit Erosion zu erklären. Sie ergibt sich auch aus der Lösungsverwitterung von ursprünglich in der Deckschicht vorhandenem Kalksteingrus, womit im Laufe des Holozäns ein Volumenverlust und eine Mächtigkeitsabnahme verbunden war (Kösel & Rilling, 2002, S. 126). Während KE r1 überwiegend im Flachrelief von Oberjura-Bankkalken auftritt, wurden ganz ähnliche Böden im stärker reliefierten Massenkalk-Gebiet v. a. im Osten der Hegaualb mit KE r66 abgegrenzt. Der Unterschied zu KE r1 liegt darin, dass ein viel kleinräumigerer Bodenwechsel auftritt und die als Begleitböden auftretenden Terrae fuscae etwas häufiger und z. T. tiefer entwickelt sind. Dies liegt zum einen an dem kuppigen Relief, zum anderen auch an der Inhomogenität der Karbonatgesteine bzw. deren wechselnden Widerstandsfähigkeit gegenüber der Lösungsverwitterung. Neben Kalkstein mit unterschiedlichem Karbonatgehalt können auch Dolomitstein und Dedolomit (Zuckerkörniger Kalkstein) auftreten. Ein engräumiger Bodenwechsel entsteht dadurch, dass unter einer glatten Geländeoberfläche die Tiefenlage der sog. Lösungsfront der Karbonatgesteinsverwitterung sehr stark schwanken kann. So kann in Karstspalten metertiefer Rückstandston liegen, während sich direkt daneben auf dichtem, schwer verwitterbarem Kalkstein nur eine flach entwickelte Rendzina befindet.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das braune, unten sehr steinige Profil ist etwa 50 cm tief.
Mittel tief entwickelte Terra fusca auf der Hegaualb bei Meßkirch-Langenhart (r7)

Kartiereinheit r7, mit ähnlichen Böden, tritt ebenfalls auf breiteren Plateaus der Baaralb westlich von Tuttlingen sowie auf dem Randen auf, hat aber ihr Hauptverbreitungsgebiet auf der Hegaualb. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Terrae fuscae und Braunerde-Terrae fuscae mit 3–6 dm dort deutlich tiefer entwickelt sind. Naturgemäß schwankt aber die Mächtigkeit der Feinbodendecke in der Fläche sehr stark. Neben noch tiefer entwickelten Böden treten auch flach entwickelte Rendzinen und Terrae fuscae als Begleitböden auf. Die Erklärung für die höhere Mächtigkeit des Rückstandstons liegt darin, dass die Bankkalke im Mittleren und Oberen Oberjura oft einen großen nichtlöslichen Gesteinsanteil besitzen und häufig von Mergellagen unterbrochen werden, was die Bodenbildung beschleunigt. Im geneigten Gelände wurde das tonige Material im Pleistozän solifluidal umgelagert und in Mulden und Hangfußlagen akkumuliert. Oft finden sich Beimengungen von Bohnerzen und örtlich einzelne kieselige Schotter der Urdonau. Auch von einer Vermischung mit Bohnerztonen oder jüngerem tertiärem Paläobodenmaterial muss ausgegangen werden. Kartiereinheit r7 findet sich nicht nur auf Bankkalken sondern auch im Verbreitungsgebiet der Massenkalke, in Reliefpositionen, die sich für die Erhaltung des Rückstandstons als günstig erwiesen (Flachhänge, Verebnungen, Mulden, Hangfuß‑ und Sattellagen).

Das Bild zeigt einen steinigen braunen Acker, der zum Mittelgrund hin abfällt. Dahinter steigen weitere Nutzflächen auf, die sich in Wellenform bis zum Horizont fortsetzen. Straßen und Brücken queren dabei die Landschaft.
Rand der Hegaualb-Hochfläche nördlich von Emmingen-Liptingen

Die flachwellige bis kuppige Hochfläche der Hegaualb wird von einem ausgedehnten Netz schmaler Trockentalmulden durchzogen. In ihnen hat sich im Laufe der Jahrhunderte das durch Bodenerosion von den Äckern abgeschwemmte Bodenmaterial angesammelt. Entsprechend den starken Mächtigkeitsschwankungen der Abschwemmmassen (4 bis über 10 dm) wurden in KE r78 mittlere bis tiefe Kolluvien als Leitbodenformen angegeben. Der Karbonat‑, Humus‑ und Steingehalt des Solums kann ebenfalls sehr unterschiedlich sein. In breiteren Mulden und Karstwannen sind die Abschwemmmassen i. d. R. nur geringmächtig und werden von Böden aus Rückstandston oder aus lösslehmreichen Deckschichten unterlagert (Kolluvium über Terra fusca, Kolluvium über Parabraunerde, r73). Die meist mittel bis mäßig tiefen Kolluvien, deren Einzugsgebiet sich im Gebiet der Zementmergel-Formation befindet, fallen durch höhere Tongehalte des Solums auf. Sie wurden in KE r49 zusammengefasst.

Von einem Fahrweg durchschnitten, breiten sich links und rechts Acker- und Grünlandflächen aus. Im Mittelgrund stehen Baum- und Häusergruppen; dahinter folgen weitere Nutzflächen, Waldstreifen, bewaldete Hochflächen und ganz rechts Berge.
Albhochfläche nördlich von Emmingen-Liptingen

Literatur

  • Kösel, M. & Rilling, K. (2002). Die Böden der Baar – ein Beitrag zur regionalen Bodenkunde Südwestdeutschlands. – Schriften der Baar, 45, S. 99–128.
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