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Hangrutschungen im Grenzbereich des Mitteljuras zum Oberjura am Albtrauf

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Weiter Blick über Wälder auf zum Horizont hin gestaffelte, bewaldete Berg- und Hügelrücken.
Oberjura-Schichtstufe (Albtrauf) bei Reutlingen (Blick vom Rossberg)

Der Albtrauf ist der natürliche, nach Nordwesten freistehende Steilhang der Schwäbischen Alb und leitet zum etwa 300 m bis 400 m tiefer gelegenen Albvorland über. Der Albtrauf wird aus oberjurassischen Kalk-, Dolomit- und Mergelsteinen der Impressamergel-Formation bis maximal der Liegende-Bankkalke-Formation aufgebaut, die über den Gesteinen der Ornatenton-Formation (Mitteljura) abgelagert wurden. Der Albtrauf wandert aufgrund natürlicher rückschreitender Abtragungsprozesse immer weiter nach Südosten zurück. Anhand von Gesteinsbruchstücken des höheren Unterjuras im Tuffschlot des Scharnhauser Vulkans (Ostfildern) sowie anhand von oberjurassischen Kalksteinkomponenten der Unteren Felsen-Kalke-Formation bzw. gleichaltriger Schwammkalke in der Schlotfüllung des Kraftrains bei Kirchheim unter Teck lässt sich rekonstruieren, dass zumindest Abschnitte des Albtraufs im Tertiär (vor ca. 15 Mio. Jahren) etwa 10–­15 km weiter nördlich als heute, im Bereich des heutigen Neckaroberlaufs südlich von Plochingen gelegen haben müssen (Schweigert, 2018).

Luftbild, das rechts die Abrisskante einer Hangrutschung zeigt. Links unten sind Gebäudetrümmer erkennbar.
Rutschung Bronner Mühle

Die größten Rutschschollen am Albtrauf mit etwa 100 m hohen und nahezu 1 km langen, weithin sichtbaren Abrisswänden gingen in der letzten Eiszeit bei Hausen an der Fils nieder (Wagenplast, 2005). Generell haben sich die größten Rutschungsereignisse, die zu den heute am Fuß des Albtraufs vorhandenen Rutschmassen führten, überwiegend während den klimatisch besonders ungünstigen Bedingungen im Pleistozän ereignet. Im Holozän sind diese landschaftsformenden Rutschungsereignisse zurückgetreten, was jedoch prominente Einzelereignisse nicht ausschließt (z. B. Rutschung Bronner Mühle, 1960, Rutschung Achalm, 1965, Bergrutsch am Hirschkopf bei Mössingen, 1983) (Ohmert, 1988a; Gwinner & Hafner, 1995). Als jüngstes prominentes Einzelereignis ereignete sich am 02.06.2013 der Bergrutsch bei der Landhaussiedlung in Mössingen-Öschingen.

Literatur

  • Franz, M. & Rohn, J. (2004). Erläuterungen zu Blatt 8117 Blumberg. – 3. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., VII+196 S., 2 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Franz, M., Schaaf, D., Schmidt, S. & Schweizer, V. (1987). Erläuterungen zu Blatt 7719 Balingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 146 S., 1 Taf., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Hahn, W. & Schreiner, A. (1976). Geologische Untersuchungen beim Bau der Autobahnstrecke Geisingen-Engen (Baden-Württemberg). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 58, S. 83–99.
  • Hönig, J. (1984). Erläuterungen zu Blatt 7224 Schwäbisch Gmünd-Süd. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 152 S., 2 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1994]
  • Krautter, M. (1995). Erläuterungen zu Blatt 7423 Wiesensteig. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 148 S., 5 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Ohmert, W. (1988a). Erläuterungen zu Blatt 7521 Reutlingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 222 S., 8 Taf., 6 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1994]
  • Schweigert, G. (2018). Der Scharnhäuser Vulkan – eine Bestandsaufnahme 125 Jahre nach Brancos Beschreibung. – Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, 174, S. 191–207.
  • Schädel, K. & Stober, I. (1988). Rezente Großrutschungen an der Schwäbischen Alb. – Jahreshefte des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg, 30, S. 413–439.
  • Wagenplast, P. (2005). Ingenieurgeologische Gefahren in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 16, S. 1–79.
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