Neben den Grund-, Mineral- und Thermalwässern sowie der Erdwärme stellen mineralische Rohstoffe den herausragenden, wirtschaftlich bedeutenden Bodenschatz in Baden-Württemberg dar. Heimische mineralische Rohstoffe sind dabei weder vermehrbar noch verlagerbar. Seit 1989 führt der Staatliche Geologische Dienst von Baden-Württemberg fachliche Arbeiten zur Rohstoffsicherung durch. Die Erarbeitung der Grundlagen für die fachliche Rohstoffsicherung in den Regionen sind unterschiedlich weit fortgeschritten.
Rohförderung in den Regionen
Einen Überblick über die Fördermengen in den zwölf Planungsregionen des Landes im Jahr 2017, d. h. über den Rohstoffbedarf aus eigenen Lagerstätten, gibt die Übersichtskarte (siehe oben). Die größte Fördermenge wird in der Region Heilbronn-Franken mit 12,2 Mio. t gewonnen. Es folgen die Regionen Südlicher Oberrhein (11,9 Mio. t), Donau-Iller (10,7 Mio. t), Mittlerer Oberrhein (10,3 Mio. t), Bodensee-Oberschwaben (10,1 Mio. t) und Stuttgart (9,2 Mio. t). Die geringsten Mengen stammen aus dem baden-württembergischen Anteil der Metropolregion Rhein-Neckar (2,9 Mio. t) und aus dem Nordschwarzwald (3,4 Mio. t; vgl. Rohförderung und Produktion in den Regionen).
Die Grafik (siehe rechts) zeigt die Entwicklung der Gesamtfördermengen sowie der Anzahl der Gewinnungsstellen in allen zwölf Regionen, gegliedert nach Regierungsbezirken. Die Maßstäbe sind dabei mit Hinblick auf eine gute Vergleichbarkeit bei allen zwölf Abbildungen gleich gewählt. Die Farbe der Säulen orientiert sich am vorherrschend genutzten Rohstoff: Dunkelgrün dargestellt sind „Festgesteinsregionen“, hellgrün dargestellt die „Kiesregionen“.
Auf den ersten Blick lässt sich feststellen, dass die Anzahl der Gewinnungsstellen in den „Festgesteinsregionen“ generell niedriger ist als in den „Kiesregionen“. Insgesamt ist die Anzahl der Gewinnungsstellen stagnierend bis leicht fallend. Dabei ist der Abwärtstrend in den „Kiesregionen“ stärker ausgeprägt als in den Regionen mit vorwiegend Festgesteinsabbau.
Betrachtet man die Entwicklung der Rohfördermengen, so ist der Anstieg der Gesamtrohfördermenge in Baden-Württemberg vor allem auf die Zunahme der Gewinnung von Natursteinen zurückzuführen wie z. B. im Regierungsbezirk Stuttgart. Dort sticht die Region Stuttgart durch einen deutlichen Anstieg der Rohfördermenge bei einem kontinuierlichen Rückgang der Anzahl der Abbaustätten hervor. In den Regionen entlang des Oberrheins ist die Rohförderung parallel zur Anzahl der Gewinnungsstellen – und gegenläufig zur Entwicklung der Gesamtfördermenge des Landes – kontinuierlich rückläufig. Der Rückgang der exportierten Mengen in andere Länder, wie z. B. die Niederlande, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Insgesamt betrachtet nähern sich die Rohfördermengen der „Kiesregionen“ am Oberrhein und im Alpenvorland mit rund 10 Mio. t an diejenigen der „Natursteinregionen“ Stuttgart, Heilbronn-Franken und Ostwürttemberg an.
In den drei folgenden Diagrammen wurden nur die oberflächennah gewonnenen Rohstoffe berücksichtigt, da nur diese für die Regionalplanung und somit auch für den Vergleich über die Flächengrößen der Regionen entscheidend sind.
Im Diagramm (s. u.) ist die Entwicklung der Fördermengen in den zwölf Regionen über die Zeitscheiben der vier Rohstoffberichte 2002, 2006, 2012/2013 und 2019 nochmals herausgegriffen. Die Reihung der Regionen richtet sich dabei nach der absoluten Rohfördermenge im Jahr 2017. Im Vergleich zum Rohstoffbericht 2012/2013 hat sich die Reihung anhand der Rohfördermenge vor allem bei den Regionen mit den größten Rohfördermengen verändert. Insgesamt ist die Rohfördermenge der drei im letzten Rohstoffbericht bedeutendsten Regionen (Stuttgart, Mittlerer und Südlicher Oberrhein) gesunken. Die Region Mittlerer Oberrhein ist mittlerweile von Platz zwei auf Platz drei gewandert (Rückgang um 1,5 %) und die Region Stuttgart von Platz drei auf Platz fünf (Rückgang um 7,8 %). In der Region Donau-Iller stieg die Rohfördermenge um 8,7 %, weshalb die Region jetzt auf Rang zwei liegt. Die Region Südlicher Oberrhein hat – trotz eines Rückgangs der Rohfördermenge um 9,9 % – bei den oberflächennah gewonnenen Rohstoffen immer noch die größte Rohfördermenge. In der Kartendarstellung (vgl. Karte „Rohförderung im Jahr 2017“), bei der die tiefliegenden Rohstoffe ebenfalls berücksichtigt sind, hat jedoch mittlerweile die Region Heilbronn-Franken die höchste Rohfördermenge aufzuweisen.
Rohförderung bezogen auf die Flächengröße der Regionen
Das Diagramm (s. u.) zeigt einen Vergleich der Regionen hinsichtlich der Entwicklung der Fördermengen im Verhältnis zu den jeweiligen Flächengrößen der Regionen. Die Reihung der Regionen in der Grafik orientiert sich dabei an der absoluten Fördermenge im Jahr 2017. In den Regionen Mittlerer und Südlicher Oberrhein sowie in der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Rohstoffgewinnung pro km2 seit dem ersten Rohstoffbericht 2002 kontinuierlich rückläufig. Bei der letztgenannten Region ist sie im Vergleich zum Jahr 2011 mit einem Rückgang um 18,2 % am stärksten gesunken. Seit dem Rohstoffbericht 2006 lässt sich in sieben Regionen wieder eine Zunahme der Förderung pro Fläche feststellen, wobei in den meisten Fällen mit dem Erreichen des Jahres 2017 für die Rohförderung pro km2 ungefähr wieder das Niveau von 2000 (erster Rohstoffbericht 2002) erreicht wird.
Rohförderung bezogen auf die Einwohnerzahlen in den Regionen
Analog erfolgt in der Grafik (s. u.) ein Vergleich der Regionen unter dem Blickwinkel der Einwohnerzahlen. Die Entwicklung der Rohfördermengen mit Bezug zu den Einwohnerzahlen verläuft sehr ähnlich zu derjenigen mit Bezug zur Regionsgröße. Seit dem zweiten Rohstoffbericht im Jahr 2006 ist die Rohfördermenge pro Einwohner in denselben sechs Regionen (Neckar-Alb, Schwarzwald-Baar-Heuberg, Ostwürttemberg, Heilbronn-Franken, Bodensee-Oberschwaben und Donau-Iller) angestiegen und erreicht heute bei den meisten Regionen ungefähr wieder das Niveau aus dem Jahr 1999. In der Region Ostwürttemberg ist in diesem Zeitraum die Rohfördermenge mit 18,9 Tonnen pro Einwohner heute deutlich höher als 1999. In dieser Region ist als einzige die Bevölkerung um 1,8 % gesunken. In den anderen Regionen liegt der Bevölkerungszuwachs zwischen 1,3 % (Region Schwarzwald-Baar-Heuberg) und 8,2 % (Region Südlicher Oberrhein). Im Landesdurchschnitt ist die Bevölkerung um 5,0 % angewachsen.
Ebenso analog zur Entwicklung bei der Rohförderung bezogen auf die Regionsgröße ist die Rohförderung bezogen auf die Einwohnerzahl in den drei Regionen entlang des Oberrheins seit dem ersten Rohstoffbericht kontinuierlich gefallen. Bei der Betrachtung der Rohförderung bezogen auf die Einwohnerzahl fällt allerdings zusätzlich noch die Region Stuttgart auf, in der seit dem Jahr 1999 die geförderte Rohstoffmenge pro Einwohner unverändert niedrig ist – trotz des hohen Bevölkerungszuwachses von 6,6 %.
Die geringsten Werte bei der Umrechnung der Rohfördermengen auf die Einwohnerzahl (2017) entfallen auf die Ballungszentren Stuttgart (3,3 t pro Einwohner) und Mannheim (2,5 t pro Einwohner, Region Rhein-Neckar). Im eher dünn besiedelten Alpenvorland ist die Fördermenge, bezogen auf den einzelnen Einwohner, hingegen ausgesprochen hoch (Donau-Iller 20,6 t pro Einwohner, Bodensee-Oberschwaben 16,1 t pro Einwohner), ebenso in der Region Ostwürttemberg (18,9 t pro Einwohner).