Sie befinden sich hier:

Untere Süßwassermolasse

Lithostratigraphische Untergruppe

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt

Übergeordnete Einheit

Molasse

Die Untergruppe Untere Süßwassermolasse umfasst die ältesten obertägig in Baden-Württemberg anstehenden Molasseeinheiten.

Lithologie, Abgrenzung, Untereinheiten

Klastengestütztes Konglomerat aus gerundeten Steinen und Blöcken an einem steilen Hang. Die Grundmasse hat eine rotbraune Farbe.
Konglomerate der Älteren Juranagelfluh (Untere Süßwassermolasse) bei Tengen

Die Untergruppe Untere Süßwassermolasse wird in drei Formationen gegliedert:

  • Ältere Juranagelfluh

  • Bunte Granitische Molasse

  • USM-Süßwasserkalke

Im Raum Tengen – Engen gab es offenbar ein stärkeres Relief zwischen der ansteigenden Juratafel und der weitestgehend flachen Molasselandschaft, denn hier sind aus Nordwesten kommende fluviale Rinnen mehrere 10er Meter tief in den Oberjura eingeschnitten. Sie sind mit grobem Kies aus Jura-Gesteinen verfüllt. Weiter südlich verzahnen sich die groben Schüttungen mit feinkörnigen Molasseablagerungen und bilden weit in das Becken hineinreichende Schuttfächer. Diese groben Schüttungen (Kiese und untergeordnet Sandmergel) sind als Ältere Juranagelfluh ausgewiesen.

Mächtigkeit

Die Untere Süßwassermolasse lagert den Juraeinheiten am Beckennordrand nur geringmächtig auf. Nach Süden, zum Alpennordrand, steigt die Gesamtmächtigkeit aber keilförmig bis unter die aufgerichtete Faltenmolasse stark an.

Im Hegau und vom Jura kommend sind Rinnenfüllungen der Älteren Juranagelfluh von bis zu 60 m Mächtigkeit erhalten. Die fossilreichen USM-Süßwasserkalke vom nördlichen Becken werden bis zu 150 m mächtig. Sie verzahnen sich mit der am weitesten verbreiteten Beckenfazies, der Bunten Granitischen Molasse. Deren Mächtigkeit beträgt rund 100 m im nördlichen Becken und bis über 1500 m im schweizerischen Bodenseegebiet (NAGRA, 2008) und bis etwa 2500 m im Allgäu, wo zunehmend grobklastische Bänke eingeschaltet sind.

Alterseinstufung

Die Sedimentation der Unteren Süßwassermolasse erfolgte über rund 6 Mio. Jahre; sie begann im späten Rupelium (frühes Oligozän) und dauerte bis in das späte Aquitanium (frühes Miozän) an.

Ältere Bezeichnungen

Kalkig zementierte, grobkonglomeratische Schichten der Unteren Süßwassermolasse werden auch als Nagelfluh bezeichnet. Der kalkige Zement verwittert leichter, als die aus unterschiedlichen Gesteinen bestehenden Komponenten, weswegen die Gerölle wie die Köpfe von Nägeln aus dem Bindemittel herausragen. „Fluh“ ist eine schweizerische Bezeichnung für eine steile Wand.

Sonstiges

Der Abtragungsschutt aus den Bergen gelangte über Schuttfächer und Flüsse vorwiegend von Süden in das Molassebecken. Im Becken selbst erfolgte der fluviale Haupttransport zur Ablagerungszeit der Unteren Süßwassermolasse etwa in Längsrichtung des Molassebeckens nach Osten zum Pannonischen Becken. Dieses erstreckt sich als Tiefland von Wien über Ungarn bis etwa Belgrad und wird im Norden und Osten durch den Karpatenbogen begrenzt.

Konglomerate der Unteren Süßwassermolasse bauen die markanten Grate der drei Nagelfluhketten des Allgäus auf. Deren höchster Gipfel ist mit 1834 m Höhe der Hochgrat bei Oberstaufen (Bayern). Sie bestehen aus kalkig zu Nagelfluh zementierten, groben polymikten Kiesen, die im späten Oligozän am damaligen Südrand der Paratethys abgelagert wurden. Im Zuge der weiteren Absenkung des Beckens und späteren Aufschuppung durch den nordwärts gerichteten Schub der Alpen wurden die harten Konglomerat-Horizonte zerschert, als Decken übereinander geschoben und schließlich steil aufgerichtet. Deshalb zeigen die nach Norden gerichteten Steilhänge übereinanderliegende Konglomeratschichten, während die Südhänge in etwa mit den Schichtflächen abfallen.

Die Formationsbezeichnung „Bunte Granitische Molasse“ bezieht sich inhaltlich darauf, dass die Feinklastika einen hohen Gehalt an Quarz-, Feldspat- und Glimmermineralen besitzen bei gleichzeitig geringem Karbonatanteil.

Literatur

  • NAGRA (2008). Vorschlag geologischer Standortgebiete für das SMA- und das HAA-Lager. Geologische Grundlagen. – Techn. Ber., 08–04, 439 S., Wettingen (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle).
x
Dokument wird erzeugt.
Bitte warten ...