Verbreitungsgebiet: Dinkelberg (südlich des Wiesentals, westlich von Wehr sowie nördlich von Brombach)
Erdgeschichtliche Einstufung: Muschelkalk (m)
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper
Die nutzbaren Kalksteine des Oberen Muschelkalks im Dinkelberg-Gebiet bilden flächenhafte, schichtig aufgebaute Rohstoffkörper. Der Obere Muschelkalk ist in drei Abschnitte gegliedert (von unten nach oben): Trochitenkalk-Formation (moTK), Plattenkalk (moP) und Trigonodusdolomit (moD). Die Kalksteinvorkommen im Oberen Muschelkalk werden durch zahlreiche, meist N–S verlaufende Graben- und Horst-Strukturen in tektonische Blöcke untergliedert. Die Gesteinskörper weisen entweder söhlige (= horizontale) Schichtlagerung auf oder fallen mit wenigen Grad nach NW oder SO ein. Stärkere Schichtverkippungen stehen meist mit Subrosionsvorgängen im Sulfatgestein des unterlagernden Mittleren Muschelkalks im Zusammenhang. Die Gesteine des Oberen Muschelkalks weisen besonders im Gebiet des Dinkelbergs, wie z. B. östlich der Ortschaft Nordschwaben, so starke Verkarstung und Verlehmung auf, dass sie aus rohstoffgeologischer Sicht als nicht nutzbar betrachtet werden müssen. Verkarstete Bereiche wurden mit Hilfe des digitalen Höhenmodells (Laserscan der Geländeoberfläche), durch Geländeaufnahmen und unter Beachtung des Geländereliefs eingegrenzt.
Gestein
Die Trochitenkalk-Formation (moTK) besteht aus grauen, sparitischen Kalksteinen, die Ooide, Schill und Trochiten enthalten (teilweise gesteinsbildend), sowie aus bläulich grauen mikritischen Kalksteinen. Die einzelnen Bänke haben meist Mächtigkeiten von 15–30 cm und werden durch Mergelfugen voneinander getrennt. Der überlagernde Plattenkalk (moP) wird von grauen, mikritischen Kalksteinen gebildet, die in Bänken von bis 20 cm Mächtigkeit vorkommen. Nur einzelne Bänke sind schillführend und/oder enthalten Ooide. Die Bänke werden durch dünne Mergelfugen voneinander getrennt.
Der Trigonodusdolomit (moD) besteht aus beigen bis ockergrauen feinkristallinen oder zuckerkörnigen Dolomitsteinen, die durch Mergellagen in 2–5 m mächtige Dolomitkomplexe untergliedert werden. Da die Dolomitsteine des Trigonodusdolomits meist mürbe sind und absanden, sind sie nicht für eine Verwendung als qualifizierter Baustoff geeignet.
Petrographie
Zusammensetzung der gebrochenen Körnung 0/56 (GLA-Analyse von 1996): Gesamtkarbonatgehalt 92,7 Gew.-% (davon 86 % Calcit, 7 % Dolomit = schwach dolomitischer Kalkstein), Nebengemengteile (röntgenographisch ermittelt): Quarz, Kaolinit, Illit, Gips, Sulfide und quellfähige Tonminerale wurden nicht nachgewiesen.
Chemische Zusammensetzung (Röntgenfluoreszenzanalyse):
Chemie | Anteil [%] |
SiO2 | 4,74 |
Al2O3 | 1,14 |
Fe2O3 | 0,39 |
K2O | 0,56 |
P2O5 | 0,069 |
CaO | 50,4 (entspricht 89,7 % CaCO3) |
MgO | 1,71 |
Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Die Gesteine des Oberen Muschelkalks erreichen im Dinkelberg-Gebiet Mächtigkeiten von max. 80 m, wobei etwa 20 m auf den Trigonodusdolomit und jeweils etwa 30 m auf die Trochitenkalk-Formation und den Plattenkalk entfallen.
Genutzte Mächtigkeit: Grundsätzlich sind die Schichten der Trochitenkalk-Formation und des Plattenkalks als Rohstoff nutzbar, woraus sich bei vollständig erhaltenen Schichten eine nutzbare Mächtigkeit von 60 m ergibt. Der einzige Steinbruch des Dinkelberg-Gebiets, der die Gesteine des Oberen Muschelkalks gewinnt, nutzt jedoch nur 40 m Mächtigkeit, da sich die übrigen 20 m des Trochitenkalks unterhalb der Talsohle befinden und somit unterhalb des Grundwasserspiegels abgebaut werden müssten. Die Gesteine des Trigonodusdolomits können aufgrund ihrer mechanischen Eigenschaften nicht verwertet werden (Abraum).
Gewinnung und Verwendung
Gewinnung: Die Gesteine des Oberen Muschelkalks werden im Dinkelberg-Gebiet derzeit nur im Steinbruch bei Karsau (RG 8412-3) gewonnen. Die Gewinnung findet hier im Trockenabbau mittels Großbohrlochsprengung statt. Das so erzeugte Rohmaterial wird vor Ort durch Brechen, Sieben und Mischen aufbereitet.
Verwendung: Im Stbr. Karsau werden aus den Kalksteinen des Plattenkalks und untergeordnet des Trochitenkalks Splitte und Brechsande, Schotter sowie kornabgestufte Gemische erzeugt. Der Plattenkalk eignet sich aufgrund der Gesteinseigenschaften lediglich für den nicht qualifizierten Wegebau, besonders zur Befestigung von Wald- und Wirtschaftswegen. Die Kalksteine der Trochitenkalk-Formation können auch als Zuschlagstoff für Asphalt im Straßenbau eingesetzt werden. Die Kalksteine der Trochitenkalk-Formation wurden früher auch zu Branntkalk verarbeitet.
Literatur
- (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
- (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).