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Angulatensandstein

Übersicht, Bezeichnung und Verbreitung

Im Bild ist eine grafische Karte, die Lage und Vorkommen einer geologischen Einheit - des Unterjuras - sowie Steinbrüche entlang der Schwäbischen Alb aufzeigt.
Ausstrich des Unterjuras im Vorland der Schwäbischen Alb

Beim Angulatensandstein handelt es sich nicht um einen einzelnen, mehr oder weniger geschlossenen Sandsteinkörper, wie es z. B. beim Buntsandstein oder bei den Strängen des Schilfsandsteins der Fall ist. Vielmehr existieren mehrere Sandsteinhorizonte, die jeweils vergleichsweise geringe laterale Erstreckung aufweisen. Man müsste daher eigentlich von „den Angulatensandsteinen“ sprechen. Werksteintaugliche und ausreichend mächtige Abschnitte sind z. B. zu finden beim Ebersbacher Sandstein in der Umgebung von Plochingen, südöstlich Stuttgart, und beim Gmünder Sandstein im Raum Schwäbisch Gmünd (s. Übersichtskarte). Ein größeres Verbreitungsgebiet besitzt der bei Plochingen in vier Horizonten auftretende Hauptsandstein, dessen unterster Horizont vom Stuttgarter Raum bis nach Aalen und Ellwangen reicht.

Das Bild zeigt mehrere, waagrecht aufeinanderliegende Mauersteine. Die Steine sind grünlich blau und weisen feine Furchen auf.
Mauersteine aus Angulatensandstein

Lithologisch sind die Sandsteine der o. g. Horizonte sehr ähnlich, sodass am Hand- oder Werkstück kaum zu entscheiden ist, aus welchem Niveau der verwendete Sandstein stammt. In der Naturstein­praxis werden sie daher alle als Angulatensandsteine be­zeichnet. Im Volksmund sind die Sandsteine aber auch als „Buchstein“ oder „Malbstein“ bzw. „Malmstein“ bekannt, da sie in Folge von Verwitterung oftmals in dünnschichtigen Lagen aufspalten oder mehlig absanden (Frank, 1965). Bisweilen kommen in den Sandsteinen rostbraune Bänderungen vor, die auf eisenhaltige Formationswässer zurückzuführen sind und dem sonst gleichmäßigen Gestein eine abwechslungsreiche Struktur verleihen.

Das Foto zeigt die Langseite eines Wohnhauses mit Dachgaube und spitzem Dach. Das Mauerwerk des Hauses besteht aus gelblich braunen Steinen.
Wohnhaus in Stuttgart-Vaihingen aus Angulatensandstein

Schleifsteine aus Angulatensandstein waren sehr geschätzt und wurden weit über die Grenzen von Württemberg gehandelt. Ferner wurden Fundamente, Keller, Wohnhäuser, Schulen und Amtsgebäude aus diesen Feinsandsteinen errichtet. Schöne Beispiele bietet die Umgebung von Schwäbisch Gmünd und Stuttgart-Vaihingen (Frank, 1960; Mayer, 2010; ­Ströbel & Wurm, 1977). In Stuttgart-Vaihingen sind einige gut erhaltene, steinsichtige Villen aus Angulatensandstein zu finden. Das Material ist hier sehr hart und verwitterungsbeständig. Für den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern im 19. Jahrhundert wurde Angulatensandstein aus der Umgebung von Hechingen verarbeitet; er fand sowohl für die Fassaden als auch für die Treppen Verwendung (Schmierer, 1925a).

Potenzial

Nahaufnahme eines gelblich braunen Steinblocks mit senkrecht aufsteigenden Streifen und wolkenartigen Mustern.
Brauneisenreicher Angulatensandsteinblock

Der Angulatensandstein wird heute nirgends mehr abgebaut, auch für Restaurierungsmaßnahmen steht zurzeit kein Steinbruch zur Verfügung. Die alten Brüche sind verbrochen und oft mit Abraum bedeckt, verfüllt oder überbaut. Die im Hangenden der Sandsteinbänke auftretenden Tonsteine führen zu einer geringen Standfestigkeit der Steinbruchwände, so dass schon wenige Jahre nach der Stilllegung die einst genutzten Sandsteinbänke kaum mehr erkennbar sind. Gelegentlich treten verwertbare Angulatensandsteinblöcke bei Tunnel- und Straßenbaumaßnahmen oder in Baugruben auf. Rührige Steinmetz- und Restaurierungsbetriebe sichern sich gerne diese selten gewordenen Sandsteine als Bildhauermaterial.

  • Im Bild ist eine grafische Karte, die Lage und Vorkommen einer geologischen Einheit - des Unterjuras - sowie Steinbrüche entlang der Schwäbischen Alb aufzeigt.
  • Das Bild zeigt eine geologische Schnittzeichnung, in der Sandstein-Vorkommen in Baden-Württemberg dargestellt sind.
  • Das Bild zeigt geologische Profile anhand einer schematischen Grafik im Bereich nördlich von Schwäbisch Gmünd.
  • Das Foto zeigt die Langseite eines Wohnhauses mit Dachgaube und spitzem Dach. Das Mauerwerk des Hauses besteht aus gelblich braunen Steinen.
  • Nahaufnahme eines gelblich braunen Steinblocks mit senkrecht aufsteigenden Streifen und wolkenartigen Mustern.
  • Das Bild zeigt mehrere, waagrecht aufeinanderliegende Mauersteine. Die Steine sind grünlich blau und weisen feine Furchen auf.
  • Blick auf drei Stufen einer gelblich braunen bis rötlichen Steinmauer mit senkrechten und waagrechten Einkerbungen.
  • Dieses Bild zeigt ein aus gelblich braunen Steinen erbautes Haus mit dunklem, stufigem Dach.
  • Das Bild zeigt einen hohen Steinturm am Ende einer Häuserzeile. Der Turm ist gelblich bis graubraun, hat schmale Schlitze und kleine Fenster sowie ein dreieckiges Ziegeldach.

Literatur

  • Bloos, G. (1976). Untersuchungen über den Bau und Entstehung der feinkörnigen Sandsteine des Schwarzen Jura α (Hettangium u. tiefstes Sinemurium) im schwäbischen Sedimentationsbereich. – Arbeiten aus dem Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Stuttgart, N. F. 71, 277 S., 27 Taf., Stuttgart (Institut für Geologie und Paläontologie). [60 + IX Abb.]
  • Frank, M. (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
  • Frank, M. (1949). Technologische Geologie der Bodenschätze Württembergs. 446 S., Stuttgart (Schweizerbart).
  • Frank, M. (1960). Erläuterungen zu Blatt 7221 Stuttgart-Südost. – 2. Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 72 S., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1990, 1994]
  • Frank, M. (1965). Erläuterungen zu Blatt 7222 Plochingen. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 198 S., 1 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1991]
  • Kissling, H. (2000). Die Pfeilermadonna der Gmünder Johanniskirche, ein singuläres Werk der schwäbischen Kunstgeschichte. – Gmünder Studien, 6, S. 7–24.
  • Mayer, W. K. (2010). Der Unterjura in der Umgebung von Schwäbisch Gmünd. 255 S., München (Pfeil). [300 Abb., 14 Tab.]
  • Schmierer, T. (1925a). Blatt Haigerloch (Binsdorf), Gradabteilung 84, Nr. 39, No. 3639 (119). – Erl. Geol. Kt. v. Preußen u. benachb. dt. Ländern, Lieferung 228, 64 S., Berlin (Preußische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1985, 1995: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7618 Haigerloch; Stuttgart]
  • Simon, T. (2004a). Erläuterungen zu Blatt 7321 Filderstadt. – 4. völlig neu bearbeitete Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 160 S., 2 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Ströbel, W. & Wurm, F. (1977). Erläuterungen zu Blatt 7220 Stuttgart-Südwest. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 191 S., 3 Taf., 6 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1994]
  • Trinkle, W. (1972). Die Geologie des Landkreises Schwäbisch Gmünd. 121 S., Stuttgart (Gmünder Geschichtsverein).
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