Der etwa 1700 Hektar große Moorkomplex des Wurzacher Rieds liegt im Nordosten des Landkreises Ravensburg. Hier formte der Rheingletscher während der Riß-Eiszeit ein großes Zungenbecken. Vor allem während seines zweiten Vorstoßes tiefte sich der Gletscher zwischen der Grabener Höhe im Nordwesten und dem Ziegelbacher Berg im Südosten stark ein. Der Endmoränenwall von Dietmanns bildet die nördliche Begrenzung des Wurzacher Rieds. In der letzten Eiszeit riegelte der Rheingletscher bei seinem Hauptvorstoß das Becken im Südwesten mit dem Wall der Äußeren Jungendmoräne ab, sodass sich ein Eisrandstausee bildete. In diesen See wurden große Mengen an Schmelzwasserschotter und feinkörnigen Beckensedimenten abgelagert. Nach dem Ende der Eiszeit verlandete der See vollständig, indem sich ein Niedermoor bildete. Durch zunehmendes Torfwachstum verlor das Niedermoor den Anschluss zum nährstoffreichen Grundwasser. In dem kühl-feuchten Klima entwickelte sich daraufhin ein ausschließlich vom sehr nährstoffarmen Regenwasser gespeistes Hochmoor.
Das Wurzacher Ried wird heute vom Hochmoorschild des Haidgauer Rieds beherrscht, der größten noch intakten Hochmoorfläche Mitteleuropas. Mit seiner typischen, uhrglasförmigen Aufwölbung erhebt sich das Haidgauer Ried deutlich über den Grundwasserspiegel. Unter den extremen Verhältnissen eines Regenwassermoors gedeihen Torfmoose (Sphagnum) und Wollgras (Eriophorum) noch am besten und bilden so die Hauptbestandteile des Hochmoortorfs. So sind in den letzten Jahrtausenden bis zu 7,5 m mächtige Hochmoortorfe aufgewachsen. Zusammen mit darunter liegenden Niedermoortorfen und organischen Seeablagerungen (Mudden) ergibt sich eine maximale Mächtigkeit des Moorkörpers von 9,5 Metern. Weitere kleinere Hochmoor-Aufwölbungen sind durch Niedermoore entlang von Wurzacher und Dietmannser Ach und dem Rand des Wurzacher Rieds voneinander abgetrennt. Eine Besonderheit stellen die Haidgauer Quellseen im Südwesten des Rieds dar. Hier dringt kalkreiches Grundwasser aus dem Schotterkörper der Haidgauer Heide zu Tage. Der Kalk wird aus dem Wasser ausgefällt, so dass die Böden in der Umgebung der heutigen Seen aus Seekreide und kalkreicher Mudde bestehen und noch kein Niedermoortorf aufgewachsen ist (Anmoorgley, Nassgley).
Das über 1800 ha umfassende Naturschutzgebiet Wurzacher Ried bildet den Lebensraum für annähernd 800 Pflanzenarten. Aufgrund seines kühl-feuchten Kleinklimas mit durchschnittlich 120 Frosttagen im Jahr dient es als wichtiger Rückzugsraum für aus dem nordischen und arktischen Raum stammende Tiere und Pflanzen. Darüber hinaus ist es als Rastplatz für Zugvögel von Bedeutung. Seit 1989 ist das Wurzacher Ried als einziges Naturschutzgebiet in Baden-Württemberg vom Europarat mit dem Europadiplom der Kategorie A ausgezeichnet. Das Naturschutzzentrum in Bad Wurzach bietet zahlreiche Informationen und Veranstaltungen rund um das Wurzacher Ried.
Wie in allen größeren Mooren wurde auch im Wurzacher Ried versucht, durch Entwässerung landwirtschaftliche Nutzflächen und durch Torfstiche Brennmaterial zu gewinnen. Während des 18. Jahrhunderts wurden deshalb erste Entwässerungsgräben angelegt. Die planmäßig angelegten, großen Torfstiche wurden seit der Gründung des Waldburg-Wurzachschen Torfwerks von 1880 bis ins Jahr 1962 betrieben. Seit dem Ende des Badetorfabbaus 1995 versucht man die vom Menschen beeinträchtigten Moorflächen durch Wiedervernässung zu regenerieren. Im Oberschwäbischen Torfmuseum im ehemaligen Torfwerk gibt es in der Ausstellung oder bei einer Fahrt mit der Torfbahn viel Wissenswertes über das Wurzacher Ried und den früheren Torfabbau zu entdecken.