Die im Bauland im nördlichen Baden-Württemberg gelegene Tropfsteinhöhle im Buchener Stadtteil Eberstadt verdankt ihre Entdeckung einem Zufall. Am 13. Dezember 1971 öffnete sich bei Sprengarbeiten in einem Muschelkalk-Steinbruch ein ca. 1 m hoher und 2 m breiter Spalt. Bereits die ersten vorsichtigen Erkundungen ließen die atemberaubende Schönheit eines Naturdenkmals erahnen, das einmalig in Süddeutschland ist: mit der Eberstadter Tropfsteinhöhle ist erstmals eine Höhle im Unteren Muschelkalk entdeckt worden. Seit der Eröffnung 1973 ist sie mit mehr als 70 000 Besuchern jährlich eines der wichtigsten touristischen Ziele der Region. Die Eberstadter Tropfsteinhöhle bildet eines der vier Eingangstore zum Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Als Ergänzung bietet sich der Geologische Lehrpfad an, auf dem von der Höhle aus der Steinbruch und die anschließende Muschelkalk-Gäufläche erkundet werden können.
Der Untere Muschelkalk (Jena-Formation) wird oben durch die porösen, aber sehr harten Kalksteine der Schaumkalkbänke abgeschlossen. Die Untere Schaumkalkbank bildet auf große Strecken die Decke der Eberstadter Tropfsteinhöhle. Die durch Verkarstung entstandene Höhle verläuft vom Eingang in nordnordwestliche Richtung entlang von Klüften im Gestein. Von diesen Klüften aus konnten kohlensäurehaltige Wässer die weniger widerständigen Kalksteine unterhalb der Unteren Schaumkalkbank lösen und abtragen. An Kreuzungspunkten von Klüften knickt der Höhlengang ab. Für das Alter der Höhle werden zwischen 1 und 2 Millionen Jahre angenommen. In dieser Zeit entwickelte sich eine große Vielfalt von Sinterbildungen an der Decke, den Wänden und auf dem Höhlenboden: Tropfsteine, Sinterfahnen und -vorhänge von besonders großer Schönheit! Ein kleiner Höhlensee, ein noch im Wachstum begriffenes Sinterbecken, gehört ebenfalls zu den besonderen Sehenswürdigkeiten dieser Besucherhöhle. Die Hauptattraktion sind Riesentropfsteine mit über einem Meter Durchmesser und mehreren Metern Höhe, die sicher einige hunderttausend Jahre alt sind. Da die Höhle nie mit Fackeln beleuchtet war, gibt es keine Rußspuren auf den leuchtend weißen oder durch Eisenoxide rötlich gefärbten Tropfsteinen.
Die Höhle ist auf einer Strecke von etwa 590 m bequem begehbar und kann auch von Rollstuhlfahrern besichtigt werden. Insgesamt ist die Eberstadter Tropfsteinhöhle 645 m lang, zwischen 2 und 7 m breit und 2,5 bis 8 m hoch. Sie weist das ganze Jahr über eine konstante Temperatur von etwa + 11 oC auf.
Weitere Informationen finden sich bei Bachmann & Brunner (1998), Dobat et al. (1975) und Fritz (1998).
Externe Lexika
Wikipedia
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (1998). Nordwürttemberg – Stuttgart, Heilbronn und weitere Umgebung. – Sammlung geologischer Führer, 90, 403 S., Berlin (Borntraeger).
- (1975). Die Eberstadter Tropfsteinhöhle im Neckar-Odenwald-Kreis. – Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde, Reihe A, 12, 60 S., München.
- (1998). Die Eberstadter Tropfsteinhöhle – die einzige Schauhöhle im Unteren Muschelkalk Süddeutschlands. – Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde, Reihe A, 12, S. 3–33.