Im westlich von Ulm gelegenen Blautal befindet sich eines der traditionsreichsten Abbauzentren von Kalksteinen und Kalkmergelsteinen des Oberjuras; seit über hundert Jahren werden die Karbonatgesteine vor allem für die Zement- und Weißkalkindustrie verwendet (LGRB, 2001c, 2006b; Bock et al., 2011); Werksteinmaterial wird dort heute nirgends mehr gewonnen. Die reinen bis hochreinen Massenkalke des Blautals und der weiteren Umgebung sind überwiegend engständig geklüftet, so dass i. d. R. nur unregelmäßig geformte Quader von 10–25 cm Größe gewinnbar wären. Jedoch standen früher auch stärker gebankte Bereiche mit deutlich größeren Rohblockgrößen in Abbau.
Vor allem der Bau der vielen mächtigen Bollwerke und Mauern der ausgedehnten Bundesfestung Ulm, erbaut 1842–1859, beflügelte die Suche nach geeigneten Lagerstätten in der Nähe. Von älteren Einwohnern von Herrlingen und Mitarbeitern der Fa. Schwenk wurde berichtet, dass aus dem Ostteil des alten Steinbruchs Herrlingen erhebliche Anteile für die Festung geliefert wurden (Mitt. R. Koch, Erlangen). Das heutige, auf die Gewinnung von Kalksteinen für die Weiß- und Branntkalkherstellung ausgelegte sprengtechnische Abbauverfahren ermöglicht keine selektive Gewinnung von werksteintauglichem Material; auch größere Blöcke zeigen aufgrund von anfangs nicht sichtbaren, durch die hochbrisanten Sprengstoffe erzeugten Mikrorisse geringe Witterungsbeständigkeit.
Bei dem „Marmor“ von Arnegg, westlich von Ulm im Blautal gelegen, handelt es sich um Korallenkalke aus dem stratigraphischen Niveau der Obere-Felsenkalke- bis Liegende-Bankkalke-Formation (Mittlerer und Oberer Oberjura). Reyer (1927) beschreibt ihn als Detrituskalkstein mit Bruchstücken von Korallen, Schwämmen, Echinodermen etc. Im 1921 eröffneten Bruch der Marmor- und Kalkwerke AG (vermutlich RG 7525-128 im Arnegger Tal knapp 1 km südsüdwestlich von Arnegg) sowie im so genannten Festungsbruch bei der Ruine Arnegg (RG 7525‑126) konnten bis 0,6 m mächtige Blöcke mit Kantenlängen bis 1,2 auf 2,0 m gewonnen werden. Die Steine aus dem Festungsbruch wurden in der Ulmer Festung verbaut, ansonsten wurden Wandplatten etc. hergestellt. Nach Frank (1944) findet sich das Gestein weiterhin am Rathaus und an der Donaubrücke in Ulm.
Literatur
- (2011). Der Obere Weißjura im Gebiet Ulm – Blaustein – Blaubeuren – Schelkingen – Allmendingen: Fazies und Rohstoffgeologie (Exkursion C am 28. April 2011). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 93, S. 227–268. [13 Abb., 5 Tab.]
- (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
- (1986). Geologie von Baden-Württemberg. 3., völlig neu bearbeitete Aufl., VII + 472 S., Stuttgart (Schweizerbart). [254 Abb., 26 Tab.]
- (2001c). Blatt L 7724/L 7726 Ulm/Neu-Ulm, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 116 S., 2 Abb., 14 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Bock, H., m. Beitr. v. Kimmig, B., Werner, W. & Szenkler, C.]
- (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
- (1927). Die Bausteine Württembergs nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struktur in Bezug zu ihrer bautechnischen Verwendung und wirtschaftlichen Bedeutung. VIII + 138 S., 3 Taf., Halle/Saale (Martin Boerner Verlagsanstalt). [8 Abb.]