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Stuttgart-Formation (Schilfsandstein)

Verbreitungsgebiete: Keuperbergland

Erdgeschichtliche Einstufung: Stuttgart-Formation (kmSt, Schilfsandstein), Mittelkeuper

(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt

Lagerstättenkörper

Das Bild zeigt die horizontal abgestufte Wand eines Steinbruches. Über den rötlich grauen Quadern sowie einem Fahrweg erhebt sich eine hohe, gelbliche Schicht lockeren Bodenmaterials. Die Kuppe davon ist bewaldet.
Schilfsandsteinabbau bei Mühlbach

Der Schilfsandstein ist Teil des nordischen Keupers, welcher durch nördliche bis nordöstliche Schüttungsrichtungen charakterisiert ist (Wurster, 1964a). Die Stuttgart-Formation umfasst zuoberst die Dunklen Mergel und im Liegenden davon den Schilfsandstein, der sich aus den verschiedenen Sedimentgesteinen der Normal- und Flutfazies zusammensetzt. Kennzeichnend ist, dass sich die beiden Faziesbereiche lateral miteinander verzahnen. Die Flutfazies ist dabei rinnenförmig in die Normalfazies eingetieft. Der Schilfsandstein in der Normalfazies lagert diskordant auf den Tonsteinen der Oberen Bunten Estherienschichten (Obere Grabfeld-Formation). Die Ablagerungen der Flutfazies haben sich dagegen lokal bis in die Gesteine der Mittleren Grabfeld-Formation eingeschnitten

Die Sedimente der geringmächtigen, 5 m kaum überschreitenden Normalfazies bestehen aus einem Wechsel von meist dünnbankigen bis plattigen Feinsandsteinen, Schluff- und Tonsteinen; im oberen Teil kommen auch Gipsstein und Dolomitstein vor. Der Ablagerungsraum lag im Stillwasser bzw. in Überflutungsbereichen.

In den Ablagerungen der Flutfazies kommen dagegen häufig bis über 10 m mächtige, z. T. schwach mittelsandige Feinsandsteine vor. Schilfsandstein in Flutfazies bildet mitunter markante Schichtstufen. Die teilweise schräg- oder kreuzgeschichteten Sandsteine wurden in Rinnen eines Deltasystems abgelagert, daher schwanken Korngröße, Bankung etc. kleinräumig. Die Sandsteine werden von Sandstein-Schluffstein-Tonstein-Wechselfolgen unterschiedlicher Mächtigkeit überlagert. Randlich keilen die Sandsteine aus oder verzahnen sich mit tonig-schluffigen Sedimenten, die zwischen den Rinnen abgelagert wurden.

Es wird davon ausgegangen, dass in Schilfsandsteinschichten mit einer Gesamtmächtigkeit von mindestens 20 m auch bauwürdige Sandsteine auftreten können. Infolge der uneinheitlichen und schnell wechselnden Gesteinszusammensetzung und der Heterogenität der Ablagerungen in Flutfazies werden in der Karte der mineralischen Rohstoffe jedoch nur solche Vorkommen ausgewiesen, in denen durch früheren Gesteinsabbau nachgewiesen ist, dass hier Rohblöcke gewonnen werden können.

Mächtigkeiten

Das Bild zeigt eine hellviolette Abbauwand mit oben dickbankigem und unten dünnbankigem Schilfsandstein aus dem Steinbruch Sulz am Neckar-Renfrizhausen.
Abbauwand im Schilfsandsteinbruch Sulz am Neckar-Renfrizhausen (RG 7619-9)

Geologische Mächtigkeit: Entsprechend der Position innerhalb des keuperzeitlichen Flussrinnensystems schwankt die Mächtigkeit der Stuttgart-Formation auf relativ kurzer Distanz zwischen 5 und 45 m, die Mächtigkeit der Sandsteine variiert zwischen wenigen Dezimetern und über 30 m.

Genutzte Mächtigkeit: In Flutfazies können auch mächtige, sandige Tonsteinfolgen als Zwischenlagen auftreten (Brunner, 1986a). Meist liegen die Mächtigkeiten in der Werksteinfazies um 8–10 m, z. T. um 20 m.

Gewinnung und Verwendung

Teilansicht eines von einem rechteckigen Pfeiler gestützten Gebäudes aus braunrotem Gestein, mit Ecksteinen, dünnen Zwischenplatten und Quadern mit unterschiedlicher Oberfläche.
Fassade aus Maulbronner Sandstein am Erzbischöflichen Archiv in Freiburg

Gewinnung: Der Schilfsandstein Württembergs wurde bereits zur Römerzeit als Naturwerkstein abgebaut (Reyer, 1927). Nach Angaben von Schmidt (zit. in Bräuhäuser, 1912) wurde er bei Renfrizhausen spätestens seit etwa 1760 als Werkstein gewonnen. Die rot gesprenkelten Sandsteine von Renfrizhausen wurden als „Forellenstein“ bekannt.

Als bedeutende Abbaugebiete von Schilfsandstein sind zu nennen:

Verwendung: Der Schilfsandstein gehört zu den wichtigsten und am häufigsten als Bildhauermaterial verwendeten Werksteinen unseres Landes. Anders als Buntsandstein, Stubensandstein, Rhätsandstein und Eisensandstein, die auch in anderen Regionen Deutschlands weite Verbreitung besitzen, ist der Schilfsandstein ein überwiegend in Südwestdeutschland gewonnenes und genutztes Naturwerksteinmaterial. In großen Lagerstätten haben sich daher seit Jahrhunderten betriebene Abbauzentren entwickelt. Besonders durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Klosteranlage von Maulbronn ist er über die Grenzen des Landes hinaus berühmt geworden.

Weitere Informationen finden sie hier: Naturwerksteine aus Baden-Württemberg (2013)/Schilfsandstein

  • Das Bild zeigt die horizontal abgestufte Wand eines Steinbruches. Über den rötlich grauen Quadern sowie einem Fahrweg erhebt sich eine hohe, gelbliche Schicht lockeren Bodenmaterials. Die Kuppe davon ist bewaldet.
  • Blick auf eine ältere, rötlich graue Steinbruchwand mit weißlichen und grünen Verfärbungen oben und unten sowie leicht schräg verlaufenden Einkerbungen.
  • Das Bild zeigt einen rot gesprenkelten Sandstein mit einem blauen Kugelschreiber auf der linken Bildseite als Maßstab.
  • Blick auf eine unterschiedliche Steinbruchwand: Oben mit dünnplattiger Schichtung, darunter eine von Rissen durchzogene Kluftfläche. Rechts am Bildrand ein Schutthügel.
  • Das Bild zeigt eine hellviolette Abbauwand mit oben dickbankigem und unten dünnbankigem Schilfsandstein aus dem Steinbruch Sulz am Neckar-Renfrizhausen.
  • Teilansicht eines von einem rechteckigen Pfeiler gestützten Gebäudes aus braunrotem Gestein, mit Ecksteinen, dünnen Zwischenplatten und Quadern mit unterschiedlicher Oberfläche.

Externe Lexika

Litholex

Literatur

  • Brunner, H. (1986a). Erläuterungen zu Blatt 6821 Heilbronn. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 204 S., 1 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1995]
  • Bräuhäuser, M. (1912). Die Bodenschätze Württembergs. 331 S., Stuttgart (Schweizerbart). [37 Abb.]
  • Füchtbauer, H. & Müller, G. (1970). Sedimente und Sedimentgesteine. XV + 726 S., Stuttgart (Schweizerbart). [326 Abb., 66 Tab.]
  • Grimm, W.-D. (1990). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland. – Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, 50, 255 S., 232 Taf., München. [70 Abb., 10 Tab.]
  • Werner, W. & Hoffmann, B. (2007). Bausandsteine Südwestdeutschlands: Vorkommen, Beschaffenheit, Verwendung und Prospektion. – Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 158/4, S. 737–750. [8 Abb., 1 Tab.]
  • Werner, W., Wittenbrink, J., Bock, H. & Kimmig, B. (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).
  • Wurster, P. (1964a). Geologie des Schilfsandsteins. – Mitteilungen aus dem Geologischen Staatsinstitut in Hamburg, 33, S. 1–140, 4 Taf., 15 Kt. [57 Abb.]
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