Zwischen Wiesloch und Bruchsal befindet sich mit der Langenbrückener Senke eine außergewöhnliche geologische Struktur mit Gesteinen des Juras und des Tertiärs. In den Gesteinen des Unterjuras wurden in Bad Schönborn bis 1926 Posidonienschiefer zur Zementherstellung abgebaut. Lange nach der Stilllegung wurde der Steinbruch nahe der Kuranlagen von Bad Langenbrücken als Park angelegt. Seit 2019 zählt die Posidonienschieferwand zu den Nationalen Geotopen Deutschlands.
Bad Schönborn liegt inmitten der Langenbrückener Senke, so benannt nach dem Ortsteil Langenbrücken. Diese geologische Struktur entstand im Zuge der Einsenkung des Oberrheingrabens und liegt zwischen Wiesloch, Östringen und Bruchsal, am westlichen Rand des Kraichgaus. Sie besteht aus mehrfach zerstückelten Bruchschollen, die bei der Absenkung am Grabenrand verhakten und in unterschiedlichen Tieflagen erhalten blieben. Hier um Bad Schönborn-Langenbrücken sind es Ablagerungen des Unter- und Mitteljuras, die zwischen Keuperschollen eingesunken sind.
In der Schiefergrube, die ab 1878 von den Portland-Zementwerken Heidelberg zur Zementherstellung betrieben wurde, stehen 15 m der hier bis 32 m mächtigen Posidonienschiefer-Formation des Oberen Unterjuras an (früher Schwarzjura epsilon). Es handelt sich um blaugraue bis schwärzliche, pyritführende Schiefertone und Tonmergel mit wenigen Mergelkalkbänken. Sie werden aufgrund ihres Bitumengehalts auch als Ölschiefer bzw. Stinkkalke bezeichnet.
Die Bildung von Faulschlammsedimenten im Jurameer vor ca. 180 Millionen Jahren trug zur Erhaltung zahlreicher Fossilien bei. Die ursprünglich für die Posidonienschiefer namengebende Muschel Posidonia bronni wird heute als Bositra buchi bezeichnet; daneben kommen auch Ammoniten vor. Die überwältigende Fülle an weltbekannten Fossilien (z. B. Ichthyosaurier, Meereskrokodile, Seelilien), die in der Posidonienschiefer-Formation im Vorland der Schwäbischen Alb bei Holzmaden und Dotternhausen gefunden wurden, sucht man hier leider vergeblich.
Bei Bitumengehalten von 3–5 % ist das Gestein entzündbar und schwitzt bei Erwärmung Schieferöl aus. Dies führte im Ersten Weltkrieg zu Versuchen das Öl aus dem Gestein zu gewinnen, was aber bald wegen schlechter Ausbeute aufgegeben wurde. Nach seiner Stilllegung im Jahre 1926 wurde der Steinbruch zur wilden Müllkippe und zeitweise auch als Hühnerfarm und Schießstand genutzt. 1974 nahm die Gemeinde Bad Schönborn eine umfangreiche Restaurierung des Geländes in Angriff. Ab 1975 stand die Grube zunächst unter Denkmalschutz und wurde schließlich 1987 zum flächenhaften Naturdenkmal, das allen Bewohnern der Gemeinde zugänglich ist und schon recht früh mit einer Informationstafel versehen wurde.
Bad Langenbrücken verdankt seinen Status als Heilbad den Schwefelquellen, die in der Nähe entspringen. Durch oberflächennahe Gewässer, die in den zerklüfteten Schichten der Ölschiefer zirkulieren, wird feinstverteilter Pyrit oxidiert, durch Bakterien in Schwefelwasserstoff umgewandelt und im Wasser gelöst. Das deutlich nach Schwefel riechende Heilwasser findet seine Anwendung vor allem bei rheumatischen Erkrankungen, Ischias-Beschwerden, Gicht und Wirbelsäulenerkrankungen. Nördlich von Östringen gibt es im Krummbachwald eine weitere bekannte Schwefelquelle mit Einzugsgebiet im Unterjura.
Weiterführende Informationen finden sich bei Kreipl & Karl (1982) sowie bei Rosendahl (2019c).
Literatur
- (1982). Die Posidonienschiefergrube in Bad Schönborn / Langenbrücken. – Aufschluss, 33, S. 431–435.
- (2019c). Bad Schönborn: Fenster in die Jurazeit – Posidonienschiefer und Schwefelquellen bei Bad Schönborn und Östringen. – Rosendahl, W., Huth, T., Geyer, M., Megerle, A. & Junker, B. (Hrsg.). Entlang des Rheins von Basel bis Mannheim, S. 134–135, München (Wanderungen in die Erdgeschichte, 38).