Verbreitungsgebiet: Südwestliche Schwäbische Alb (Baaralb und Hohe Schwabenalb)
Erdgeschichtliche Einstufung: Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (joW), Lacunosamergel-Formation (joL) und Untere-Felsenkalke-Formation (joFU), Oberjura
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper

Die zur Herstellung von Natursteinkörnungen nutzbaren Bankkalksteine des unteren Oberjuras der südwestlichen und westlichen Schwäbischen Alb bilden einen flächenhaften, schichtig aufgebauten Rohstoffkörper, der mit wenigen Grad nach Osten bis Südosten einfällt. Die Abgrenzungen der dargestellten Lagerstättenkörper sind von verschiedenen Kriterien abhängig. Dazu zählen Eintalungen, Störungszonen, Dolinen und Senken sowie das Abraum-Nutzschicht-Verhältnis. Der Abgrenzung der wirtschaftlich interessanten Lagerstättenkörper auf der KMR 50 liegen außerdem die nutzbare Mindestmächtigkeit und ein erforderlicher Mindestvorrat von 10 Mio. t zugrunde.
Gestein

1) Untere-Felsenkalke-Formation: Es handelt sich um harte, hellbeigegraue Kalksteine, welche massig bis undeutlich dickbankig (Bankstärken ca. 1 m) entwickelt sind. Die Massenkalksteine führen oft Brachiopoden und zeigen einen scharfen Bruch.
2) Lacunosamergel-Formation: Mergelsteine, hellgraubeige, mit im oberen Abschnitt eingeschalteten, plattig bis dünnbankigen, 5–20 cm mächtigen Kalksteinlagen. Die unteren Lagen sind reich an Ammoniten und Calcitdrusen.
3) Wohlgeschichtete-Kalke-Formation: Die monotonen Bankkalksteine bestehen aus 10–60 cm, im Mittel 20–30 cm mächtigen, hellgraubeigen dichten Kalksteinen mit mehreren 2–10 cm mächtigen Mergelsteinzwischenlagen. Die Kalksteine weisen einen glatten bis muscheligen, untergeordnet auch rauen Bruch und eine glatte Schichtoberfläche auf. Das Verhältnis der Kalksteinbänke zu den Mergelsteinlagen beträgt etwa 10 : 1 bis 5 : 1. Die Mächtigkeit der Mergelsteinbänke sowie der Mergelsteinanteil an der Schichtenfolge (5–25 %) nehmen dabei vom Hangenden zum Liegenden (Impressamergel-Formation) deutlich zu. Der untere, 20 m mächtige Abschnitt direkt über der Impressamergel-Formation weist bereits einen Mergelsteinanteil von ca. 20–25 % auf. Häufig treten auf den Kluft- und Schichtflächen Dendriten und charakteristische rostbraune Flecken auf. Die Bankkalksteine verwittern blockig-plattig, die Mergelsteinlagen scherbig-kleinstückig. Durch die vertikale Klüftung erinnert die Schichtenfolge an ein wohlgeschichtetes Mauerwerk.

Petrographie
Die Karbonatgehalte (jeweils Calcit) betragen für die Bankkalksteine der Wohlgeschichteten Kalke 96–98 %, für die Mergelsteine der Lacunosamergel 76–79 %, für die Untere-Felsenkalke-Formation 98 %. Der Karbonatgehalt für die Wohlgeschichteten Kalke inklusive Mergelsteinlagen beträgt 90–94 %. Geochemische Analysen ergaben folgende Werte:
Chemische Zusammensetzung für die Wohlgeschichtete-Kalke-Formation inklusive Mergelsteine (alle Proben aus RG 8018-1):
Chemie | Mittelwert [%] |
CaO | 51,4 |
MnO | 0,01 |
MgO | 0,6 |
Fe2O3 | 0,55 |
SiO2 | 3,9 |
Al2O3 | 1,45 |
K2O | 0,3 |
Na2O | 0,01 |
TiO2 | 0,08 |
P2O5 | 0,4 |
Chemische Zusammensetzung für die Lacunosamergel-Formation (alle Proben aus RG 8018-1):
Chemie | Mittelwert [%] |
CaO | 42,4 |
MnO | 0,05 |
MgO | 1,2 |
Fe2O3 | 1,7 |
SiO2 | 13,8 |
Al2O3 | 4,1 |
K2O | 1,1 |
Na2O | 0,03 |
TiO2 | 0,2 |
P2O5 | 0,1 |

Chemische Zusammensetzung für die Bankkalksteine der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (7 Proben aus den Steinbrüchen Geisingen (RG 8018-1), Dürbheim (RG 7918-1), Deilingen (Riese, RG 7818-2), Dotternhausen (Plettenberg, RG 7718-1), dem aufgelassenen Steinbruch Albstadt-Pfeffingen (Auchtberg, RG 7719-1) und der LGRB-Rohstofferkundungsbohrung Ro7819/B3 [93,2–96,6 m]:
Chemie | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
CaO | 52,2 | 54,9 | 53,5 |
MnO | 0,0 | 0,03 | 0,02 |
MgO | 0,5 | 0,9 | 0,6 |
Fe2O3 | 0,1 | 0,6 | 0,4 |
SiO2 | 0,8 | 3,0 | 1,8 |
Al2O3 | 0,2 | 0,95 | 0,55 |
K2O | 0,05 | 0,2 | 0,11 |
Na2O | 0,01 | 0,21 | 0,08 |
TiO2 | 0,0 | 0,05 | 0,02 |
P2O5 | 0,01 | 0,04 | 0,03 |
Mächtigkeit

Geologische Mächtigkeit: Die Gesamtmächtigkeit der geschichteten Oberjura-Folge reicht von 110–165 m.
Die Mächtigkeit der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation reicht von 60–110 m und nimmt von Süden nach Norden ab. Durch eine häufig auftretende Verschwammung (Lochenfazies) kommt es im Bereich Wehingen–Ober-/Unterdigisheim–Meßstetten und Ratshausen–Hausen am Tann–Tieringen sowie bei Margrethausen–Burgfelden zu erheblichen Mächtigkeitsreduzierungen innerhalb der Schichtfazies. Durch das Auftreten der Mittleren Lochen-Schichten ist dort die Mächtigkeit der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation auf 10–60 m reduziert.
Nutzbare Mächtigkeit: Die nutzbare Mächtigkeit dieser Kalksteinvorkommen ist v. a. von der Überdeckung abhängig. In den Steinbrüchen der Baaralb reicht die genutzte Mächtigkeit von 10–130 m. Die nutzbare Mächtigkeit der einzelnen Einheiten fällt recht unterschiedlich aus und lautet wie folgt:
Wohlgeschichtete-Kalke-Formation: 70–110 m, Lacunosamergel-Formation: 15–55 m, Untere-Felsenkalke-Formation: 15–55 m.
Gewinnung und Verwendung

Gewinnung: Die Gewinnung erfolgt im Trockenabbau durch Lockerungssprengungen, Reißen und Baggern. Das Haufwerk wird mit Schwerlastkraftwagen zu den Aufbereitungsanlagen im Steinbruch transportiert und durch Brechen, Sieben und z. T. Mischen zu unterschiedlichen Produkten veredelt.
Verwendung:
1) Die Kalksteine werden hauptsächlich als Schotter, Splitte, Frostschutz- und Schottertragschichten, kornabgestufte Gemische, Brechsande und Schüttmaterialien für den Verkehrswegebau verwendet. Die Mergelsteine inkl. Kalksteinlagen der Lacunosamergel-Fm. finden als Schüttgut Verwendung.
2) Im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) werden die oberen 30 m der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation sowie die Lacunosamergel- und die Untere-Felsenkalke-Formation als Zementrohstoffe in einer Gesamtmächtigkeit von 60 m abgebaut und im Zementwerk Geisingen unter Zugabe von Opalinuston aus der nahe gelegenen Tongrube Geisingen (RG 8017-2) im Albvorland zu Rohmehl für Zementklinker verarbeitet. Um den für die Zementherstellung geforderten CaCO3-Gehalt von 77 % zu erhalten, wurde der Abbau am Geisinger Berg so gestaltet, dass eine möglichst große Menge an Mergelstein gewonnen werden konnte. Ein erneuter Einsatz dieser Abfolge des Oberjuras als Zementrohstoff ist aufgrund der günstigen Vorratssituation auch zukünftig möglich.
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Stark verkarstete Untere Felsenkalke (joFU) auf der obersten Abbausohle im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1). Blick nach Nordwesten.
Stark verkarstete Untere Felsenkalke (joFU) auf der obersten Abbausohle im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1). Blick nach Nordwesten.
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Kalksteine der Wohlgeschichteten-Kalke-Formation (joW), im unteren und oberen Abschnitt dickbankige (1 m) Kalksteine. Wand im Norden des Steinbruchs Geisingen (RG 8018-1), Wandhöhe ca. 75 m.
Im Muschelkalk und Oberjura kommen die bedeutendsten Vorkommen an Kalksteinen, die für hochwertige Gesteinskörnungen geeignet sind, vor. Ein Beispiel sind Bankkalksteine aus dem Oberjura im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1).
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Im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) werden Kalk- und Mergelsteine des Oberen Juras (joW, joL und joFU) abgebaut. Die Kalk- und Mergelsteine erreichen eine Gesamtmächtigkeit von 100–110 m. Der nicht verwertbare Anteil beträgt 20 %.
Im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) werden Kalk- und Mergelsteine des Oberen Juras (joW, joL und joFU) abgebaut. Die Kalk- und Mergelsteine erreichen eine Gesamtmächtigkeit von 100–110 m. Der nicht verwertbare Anteil beträgt 20 %.
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Detailaufnahme der Abbauwand auf der Tiefsohle des Steinbruchs Geisingen (RG 8018-1) aus Bankkalksteinen mit Mergelsteinlagen (Wohlgeschichte-Kalke-Fm.).
Detailaufnahme der Abbauwand auf der Tiefsohle des Steinbruchs Geisingen (RG 8018-1) aus Bankkalksteinen mit Mergelsteinlagen (Wohlgeschichte-Kalke-Fm.).
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Untere Abbauwand im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) aus „wohlgeschichteten“ Bankkalksteinen mit Mergelsteinfugen. Höhe der Abbauwand: 20 m.
Untere Abbauwand im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) aus „wohlgeschichteten“ Bankkalksteinen mit Mergelsteinfugen. Höhe der Abbauwand: 20 m.
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Auskeilende, dunkelgraue Lacunosamergel (joL) an der Nordwand des Steinbruchs Geisingen (RG 8018-1).
Auskeilende, dunkelgraue Lacunosamergel (joL) an der Nordwand des Steinbruchs Geisingen (RG 8018-1).
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Blick über den Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) mit Förderanlage. Der Abbau erfolgt Richtung Norden und auf drei Abbausohlen. Der natürlich aufgelockerte Gesteinsverband ermöglicht es, die Kalksteine durch Reißen und Baggern und gelegentlichen Lockerungssprengungen zu gewinnen und per Muldenkipper zum Brecher zu befördern.
Blick über den Steinbruch Geisingen (RG 8018-1) mit Förderanlage. Der Abbau erfolgt Richtung Norden und auf drei Abbausohlen. Der natürlich aufgelockerte Gesteinsverband ermöglicht es, die Kalksteine durch Reißen und Baggern und gelegentlichen Lockerungssprengungen zu gewinnen und per Muldenkipper zum Brecher zu befördern.
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Dickbankige (1,0 m) Kalksteine an der Basis der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (joW) im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1).
Dickbankige (1,0 m) Kalksteine an der Basis der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (joW) im Steinbruch Geisingen (RG 8018-1).
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Detailaufnahme aus dem aufgelassenen Steinbruch Seitingen-Oberflacht (Grashalde, RG 7918-302): Die härteren Bankkalksteine treten in der ehemaligen Abbauwand hervor, während die weniger widerständigen Mergelsteinlagen zurücktreten. Höhe der ehemaligen Abbauwand: ca. 4 m.
Detailaufnahme aus dem aufgelassenen Steinbruch Seitingen-Oberflacht (Grashalde, RG 7918-302): Die härteren Bankkalksteine treten in der ehemaligen Abbauwand hervor, während die weniger widerständigen Mergelsteinlagen zurücktreten. Höhe der ehemaligen Abbauwand: ca. 4 m.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (1995). Erläuterungen zu Blatt 7918 Spaichingen. – 3. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 193 S., 1 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1987). Erläuterungen zu Blatt 7818 Wehingen. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 99 S., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1987). Erläuterungen zu Blatt 7719 Balingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 146 S., 1 Taf., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1930b). Erläuterungen zu Blatt Möhringen (Nr. 122), württembergisch Tuttlingen (Nr. 160). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 107 S., Freiburg i. Br. (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1985, 1997: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 8018 Tuttlingen; Stuttgart]