Verbreitungsgebiet: Tengen und Blumenfeld, westlicher Hegau.
Erdgeschichtliche Einstufung: Randen-Grobkalk (tRG), Obere Meeresmolasse
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper

Der Hegau befand sich im Tertiär am Rande des sog. Molassemeeres, dabei kam es sowohl zu Süßwasser- als auch zu Meeresablagerungen. Die Gesteine des Randengrobkalks, welche zur Oberen Meeresmolasse gehören, werden als Bildungen stark gerichteter Gezeitenströmungen im küstennahen Flachwasserbereich verstanden (Geyer et al., 2011). Dabei gehen mit zunehmender Annäherung an die Küste die grobsandig-feinkiesigen Schalentrümmerkalksteine in reine kalksandige Schalentrümmerkalksteine über. Die einzelnen Randengrobkalkkörper sind rinnenförmige Strömungskörper in Küstennähe (Schreiner, 1992b) und daher räumlich stark begrenzt. Dazu kommen noch weitere begrenzende Faktoren wie Störungszonen und Eintalungen.
Gestein

Der „Tengener Muschelkalk“ ist ein kompakter, fester, dickbankiger bis massiger, komponentengestützter, grobkörniger Schalentrümmerkalkstein von gelblich-hellbrauner, z. T. gelblich weißer Farbe. Es handelt sich um ein Agglomerat aus Schalentrümmern von Schnecken und Muscheln, mit Steinkernen und calcitischem Bindemittel, mit einem Anteil von 10–30 % Quarz-Grobsand bis Quarz-Feinkies sowie Oberjurakalksteingeröllen von mehreren Millimetern bis ca. 1 cm Größe. Die Größe der Schalenfragmente kann bis zu mehrere Zentimeter betragen, die Fossilreste sind meist deutlich eingeregelt. Die einzelnen Bänke sind 1,5–4 m, im Mittel 1,5–2 m mächtig. Die besonderen Eigenschaften des Randengrobkalks liegen neben seiner Festigkeit in seiner besonderen Wärmeleitfähigkeit.
Petrographie
An einer Durchschnittsprobe aus dem aufgelassenen Steinbruch Tengen-Blumenfeld („Oberen“) (RG 8118-1) beträgt der Karbonatgehalt 79,7 %, die Rohdichte liegt danach bei 2,1 g/cm3. Der Sandgehalt beläuft sich nach Schreiner (1997) auf 29 %.

Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Das Vorkommen südwestlich von Blumenfeld enthält nach Schreiner (1997) einen 6–8 m mächtigen werksteinfähigen Randengrobkalk.
Genutzte Mächtigkeit: In mehreren Steinbrüchen bei Tengen wurde in einer Abbauhöhe von ca. 10 m das Gestein gewonnen. Heute ist dort noch der Steinbruch Tengen (RG 8117-2) zeitweise in Betrieb.
Gewinnung und Verwendung
Gewinnung: In dem seit 1967 stillgelegten Steinbruch Tengen-Blumenfeld („Oberen“) (RG 8118-1) wurden Rohblöcke von über einem Kubikmeter gewonnen. Hauptabbauphase des Steinbruchs war von 1920–1960 (Werner et al., 2013). Die Gewinnung im benachbarten Steinbruch Tengen (RG 8117-2) erfolgt mittels Schwertsäge und Bagger. Der „Tengener Muschelkalk“ wurde bereits von den Römern abgebaut und als Baustoff verwendet.

Verwendung: Das im Steinbruch Tengen-Blumenfeld („Oberen“) (RG 8118-1) gewonnene Material wurde u. a. in Kirchen in Tengen und Singen sowie bei der Rheinbrücke in Konstanz verbaut. Die Herz-Jesu-Kirche in Singen ist das prominenteste aus Randengrobkalk erbaute Gebäude im Hegau. An den Brückenbauwerken der Schwarzwaldbahn im Abschnitt Immendingen–Singen wurden im Bereich der Talmühle Werksteine bis zu 2 m Länge eingebaut. Diese stammen wahrscheinlich aus den heute verlassenen und verstürzten „Steinbrüchen“ am „Schopfloch“, in denen allochthone Randengrobkalkschollen aus den Mergeln der Älteren Juranagelfluh gewonnen wurden.
Weitere Informationen finden sie hier: Naturwerksteine aus Baden-Württemberg (2013)/Randengrobkalk
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Der Randengrobkalk ist ein grober, miozänzeitlicher Schalentrümmerkalkstein: Fassadenplatte am Rathaus in Tengen.
Der Randengrobkalk ist ein grober, miozänzeitlicher Schalentrümmerkalkstein: Fassadenplatte am Rathaus in Tengen.
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Gartenmauer aus Randengrobkalkquadern, gebaut unmittelbar auf den Abbaustufen eines alten Steinbruchs am Ostrand von Tengen.
Gartenmauer aus Randengrobkalkquadern, gebaut unmittelbar auf den Abbaustufen eines alten Steinbruchs am Ostrand von Tengen.
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Gewinnung von Randengrobkalk im Steinbruch Meier (RG 8117-2) bei Tengen: Oberes Lager und Top des Mittleren Lagers, getrennt durch Sande.
Gewinnung von Randengrobkalk im Steinbruch Meier (RG 8117-2) bei Tengen: Oberes Lager und Top des Mittleren Lagers, getrennt durch Sande.
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Die Sandablagerungen über dem Oberen Lager sind, mit einer gut erkennbaren Erosionsdiskordanz, unterhalb der Tengener Stauferburg gut aufgeschlossen (RG 8117-2). Der Randengrobkalk (unten) wird überlagert von einem geringmächtigen Kalksandstein und halbfesten, glimmerreichen Feinsanden mit am Meeresstrand entstandenen Schrägschüttungskörpern.
Die Sandablagerungen über dem Oberen Lager sind, mit einer gut erkennbaren Erosionsdiskordanz, unterhalb der Tengener Stauferburg gut aufgeschlossen (RG 8117-2). Der Randengrobkalk (unten) wird überlagert von einem geringmächtigen Kalksandstein und halbfesten, glimmerreichen Feinsanden mit am Meeresstrand entstandenen Schrägschüttungskörpern.
Literatur
- (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
- (1992b). Erläuterungen zu Blatt Hegau und westlicher Bodensee. – 3. Aufl., Geologische Karte 1 : 50 000 von Baden-Württemberg, 290 S., Freiburg i. Br., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1997). Erläuterungen zu Blatt 8118 Engen. – 2. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 184 S., 7 Taf., 4 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).