Die östlich von Schopfheim, ganz im Nordosten des Dinkelbergs gelegene Erdmannshöhle, auch Haseler Höhle genannt, wurde wohl 1755 als „Erdmännleins Grub“ erstmals auf einer inzwischen verschollenen Gemarkungskarte erwähnt. Angaben über eine Ersterwähnung in einer Chronik aus dem 13. Jahrhundert ließen sich bisher nicht belegen. Der Name geht auf Sagen von den „Erdmännlein“ und „Erdweiblein“ zurück, die angeblich in der Höhle lebten. Für einen Besuch des Markgrafen mit seiner Familie im Jahr 1773 wurde die Höhle abgesichert und für eine Begehung eingerichtet. Danach wurde die Erdmannshöhle verschlossen und nur für Besichtigungen geöffnet. Sie ist damit eine der ältesten Schauhöhlen in Deutschland.
Die Haseler Höhle entstand im Oberen Muschelkalk durch einen Höhlenbach, der heute noch das untere Stockwerk der Höhle durchfließt (Verkarstung im Oberen Muschelkalk). Auch in den beiden oberen Stockwerken finden sich noch überwiegend sandige Ablagerungen des Höhlenbachs. Die Stockwerksbildung hängt mit der schrittweisen Eintiefung des Haseltals im Verlauf der Kalt- und Warmzeiten und dem damit verbundenen Absinken des Grundwasserstandes zusammen. Nach dem Trockenfallen des größten Teils der Höhle konnten sich die Sinterformen und Tropfsteine bilden, für die die Erdmannshöhle so bekannt ist. Die Höhle ist als typische Schichtfugen- und Kluftganghöhle in plattigen bis bankigen Kalksteinen (Trochitenkalk, Plattenkalk) angelegt. Darunter liegen die Ton- und Mergelsteine des Mittleren Muschelkalks als gering durchlässige Sohlschicht. Das Kluftsystem im Bereich der Erdmannshöhle verläuft von NNW nach SSO parallel zu den tektonischen Störungen, die den Osten des Dinkelberges vor dem Anstieg zum Hotzenwald durchziehen (Piepjohn et al., 2005).
Bei der Besichtigung der Höhle geht man auf 23 Stufen nach unten, dann durch einen schmäleren Anfangsgang in die erste große Halle, von der aus weitere begehbare Höhlengänge abgehen. Die bekannte Länge der Erdmannshöhle beträgt rund 2300 m, davon sind rund 500 m begehbar. Von der ersten Halle, dem „Tempel“, geht links ein Gang über wenige Treppenstufen in ein unteres Stockwerk. Dort liegt der Höhlensee, ein nur durch Tropfwasser gespeistes Becken. Der mittlere Gang führt ebenfalls in ein unteres Höhlenniveau. Über mehrere Treppenstufen kommt man zu einem Steg über dem Höhlenbach, der in der Tiefe rauscht. Schöne Sinterbildungen wie die „Orgel” mit den „Orgelpfeifen” und mehrere Stalaktiten hängen an der Wand, von der Decke und über dem Bach.
Zurück in der Anfangshalle folgt man nun dem längsten Gang, der nahezu eben verläuft. Der Besucher läuft hier entlang einer Galerie von Sinterbildungen und Tropfsteinen unterschiedlichster Formen und Farben. Die meist rötlichen Farbtöne stammen von Eisenoxiden aus dem vom Wasser gelösten Kalkstein. Sinterfahnen, Stalaktiten und Stalagmiten, Säulen und tortenähnliche Gebilde säumen die Wände. Einer der größten Stalagmiten in Deutschland ist der „Wächter“. Der Weg endet im sogenannten „Rittersaal” mit malerischen Wandversinterungen.
Weitere Informationen finden sich bei Geyer et al. (2003).
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (2003). Die Hochrhein-Regionen zwischen Bodensee und Basel. – Sammlung geologischer Führer, 94, XI + 526 S., Stuttgart (Borntraeger).
- (2005). Die Erdmannshöhle bei Hasel (Südbaden). – Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V., 51(3), S. 84–92.