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Böden im Verbreitungsgebiet von Tertiär-Sedimenten

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Acker. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das Bodenprofil ist 1 m tief.
Pararendzina aus geröllarmen Mergeln der Jüngeren Juranagelfluh (r5)

Die hier genannten Kartiereinheiten r77, r103, r105, r22, r81 und r40 kommen überwiegend in bewaldeten Gebieten mit oft nur geringen Hangneigungen vor und haben im Verbreitungsgebiet der Jüngeren Juranagelfluh insgesamt nur einen geringen Flächenanteil. Viel weiter verbreitet, und v. a. auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vorkommend, ist die Kartiereinheit (KE) r5 mit über 16 % der Fläche der gesamten Bodengroßlandschaft. Verbreitete Böden sind Pararendzinen und Rendzinen auf geröllreicherem Ausgangsmaterial. Diese wenig entwickelten Böden sind in der hügeligen Landschaft als Erosionsprofile zu deuten. Die oben beschriebenen weiter entwickelten Böden treten in KE r5 nur noch vereinzelt als Begleitböden auf. Die von Geröllen übersäten Ackerflächen prägen in weiten Bereichen der Hegaualb das Landschaftsbild. Stärker geneigte Bereiche sind bewaldet oder werden durch Grünland genutzt.

Das Bild zeigt einen sehr kiesigen, nach links absinkenden Ackerboden. Im Hintergrund ist eine wellige Landschaft mit weiteren Äckern sowie Waldflächen erkennbar.
Kiesreiche Ackerböden aus Jüngerer Juranagelfluh bei Tengen
Links eines Fahrweges geht der Blick in ein besiedeltes Tal mit Acker- und Grünlandflächen, das zum Bildrand stark ansteigt. Auch rechts und im Hintergrund steigt die Landschaft an; links ist der Rücken durchgehend bewaldet.
Zertalte Hochfläche des Kleinen Randens bei Klettgau-Bühl

Im Verbreitungsgebiet von Mergeln der Unteren Süßwassermolasse auf der Hegaualb bei Emmingen-Liptingen dominieren Tonböden, die oft noch eine geringmächtige lehmige Deckschicht besitzen (Decklage). Es handelt sich um zweischichtige Braunerde-Pelosole, die in KE r51 beschrieben werden. Dieselbe Einheit kommt auch kleinflächig auf dem Kleinen Randen vor. Viel häufiger sind dort im Gebiet der Unteren Süßwassermolasse aber Substrate mit mächtigeren lösslehmhaltigen Deckschichten verbreitet (Deck‑ über Mittellage). Vorherrschende Böden sind dreischichtige Pelosol-Parabraunerden und Parabraunerden (r54). Flächenmäßig keine Bedeutung haben die intensiv rot gefärbten Tonböden (Pelosole, Pararendzinen), die sich in den Mergeln der Helicidenschichten entwickelt haben (r34). Es wurden nur zwei kleinflächige Vorkommen auf der Hegaualb südlich des Aitrachtals verzeichnet.

Das Bild zeigt einen dichten Nadelwald, in dessen Mittelgrund rechts eine mit Wasser und Astwerk gefüllte ovale Grube und links ein daran anschließender Erdhügel erkennbar sind.
Bohnerzgruben im „Jungholz“ nordöstlich von Liptingen

Im Gebiet der übrigen flächenhaft vorkommenden Bohnerztone ist aufgrund des historischen Erzabbaus mit stark gestörten Bodenverhältnissen zu rechnen. Die Vorkommen konzentrieren sich auf den Raum Emmingen-Liptingen auf der Hegaualb und die Hochfläche des Kleinen Randens bei Jestetten und Dettighofen. Es handelt sich ganz überwiegend um bewaldete Bereiche, in denen die Abbauspuren meist noch deutlich erkennbar sind. Es findet sich ein ausgeprägtes Kleinrelief mit Gruben und flachen Erhebungen unterschiedlichster Größenordnung. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden die Gruben später wieder verfüllt. Das kleinräumige Bodenmuster wurde in KE r55 zusammengefasst. Neben Auftragsböden können unterschiedliche andere Bodenformen auftreten. Wo ursprünglich vorhandene Deckschichten erodiert wurden, liegt das im Tertiär und Pleistozän umgelagerte, kaolinitische, ockergelbe bis rotbraune Paläobodenmaterial an der Oberfläche. Ist außer einer Humusanreicherung keine weitere Bodenbildung erkennbar, muss von einem Regosol gesprochen werden. Oft ist das Material aber auch in unterschiedlichem Maße mit jüngerem Rückstandston vermischt, so dass die Böden eine deutliche Gefügebildung besitzen und eher einer Terra fusca oder Terra rossa ähneln. In Flachlagen und Mulden neigen die Bohnerztone zu Staunässe, so dass dort die Bodenentwicklung zum Pseudogley verlief. Da sich im Untergrund ein ausgeprägtes Paläorelief befindet und immer wieder Aufragungen von Jurakalkstein auftreten, kommen als Begleitböden zusätzlich Rendzinen und Terra fusca-Rendzinen vor. Weiterführende bodenkundliche, geologische und mineralogische Informationen zu Bohnerztonen der Schwäbischen Alb finden sich bei Eichler, 1961; Seeger, 1963; Borger, 1990; Kuhn, 1991 und Kallis, 2001.

Hinter einem mit Grünpflanzen bedeckten Acker zeigen sich Baumgruppen, ein Waldstreifen, zwei unterschiedlich hohe Vulkankegel sowie eine schneebedeckte Gebirgskette.
Blick vom Witthoh (Oberhart) in den Hegau zum Hohenkrähen und Hohentwiel

Literatur

  • Borger, H. (1990). Bohnerze und Quarzsande als Indikatoren paläogeographischer Verwitterungsprozesse und der Altreliefgenese östlich von Albstadt (Schwäbische Alb). – Kölner Geographische Arbeiten, 52, S. 1–209.
  • Eichler, J. (1961). Mineralogische und geologische Untersuchungen von Bohnerzen in Baden-Württemberg, besonders der Vorkommen von Liptingen, Kreis Stockach. – Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen, 97, S. 51–111.
  • Kallis, P. (2001). Tertiäre Bodenbildung am nördlichen Rand des südwestdeutschen Molassebeckens (Schwäbische Ostalb). – Hohenheimer Bodenkundliche Hefte, 60, S. 1–281, Stuttgart.
  • Kuhn, K. (1991). Paläoböden auf der Schwäbischen Alb – Ein Beitrag zur Landschaftsgeschichte und zum Verständnis des heutigen Bodenmusters. – Diss. Inst. f. Geol. u. Paläont. Univ. Stuttgart, 134 S., Stuttgart.
  • Seeger, M. (1963). Fossile Verwitterungsbildungen auf der Schwäbischen Alb. Ein Beitrag zur Kenntnis der roten Bolus-Tone. – Jahreshefte des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg, 6, S. 421–459.
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