In der Region Nordschwarzwald wurden 2018, begleitend zu den Vorbereitungen für die Gesamtfortschreibung des Regionalplans durch den Regionalverband, durch das LGRB Betriebserhebungen und rohstoffgeologische Aufnahmen der Gewinnungsstätten durchgeführt.
Die Rohstoffgewinnung konzentriert sich in der Region Nordschwarzwald auf den Norden und Südosten. Kalksteine inkl. Dolomitsteine aus dem Oberen Muschelkalk sind die einzigen mineralischen Rohstoffe, die derzeit in der Region in großen Mengen gefördert werden. Die Vorkommen an Naturwerksteinen (Sandstein) aus dem Mittleren Keuper und Buntsandstein liegen in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung an zweiter Stelle, werden aber nur in geringen Mengen gefördert. Obwohl in der Region auch andere mineralische Rohstoffe wie Ziegeleirohstoffe, Natursteine aus dem kristallinen Grundgebirge sowie Mürbsandsteine, Kiese und Sande oder auch Gipsstein vorhanden sind und in der Vergangenheit gefördert wurden, haben diese Rohstoffe zurzeit keine wirtschaftliche Bedeutung.
Derzeit gibt es in der Region 15 in Betrieb befindliche Gewinnungsstellen, die im Jahr 2017 eine Gesamtrohförderung und ‑produktion von rund 3,4 Mio. t und 2,9 Mio. t generierten. Der Anteil der Region an der Gesamtfördermenge der in Baden-Württemberg gewonnenen mineralischen Rohstoffe betrug im Jahr 2017 rund 3,6 %. Der Durchschnitt der Rohförderung und Produktion seit dem Jahr 2003 beträgt rund 3,4 Mio. t (Rohförderung) bzw. 2,7 Mio. t (Produktion). Damit entsprechen die aktuellen Zahlen in etwa dem langjährigen Durchschnittswert. Die Förderung der letzten 15 Jahre ist jedoch im Vergleich zu dem Zeitraum von 1992‒2002 geringer. Die Fördermenge liegt seit 2003 durchgehend unter einem Wert von 4 Mio. t. Im Jahr 2004 und 2010 sank die Förderung auf unter 3 Mio. t, erholte sich aber schon im Folgejahr. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für die erzeugte Produktmenge. Die Fördermenge 2017 liegt innerhalb des Schwankungsbereichs seit dem Jahr 2012. Die Gesamtförderung besteht zu fast 100 % aus Natursteinen der Untergruppe Kalksteine. Im Diagramm (s. u.) ist die Aktualität der Daten dargestellt, welche für die Berechnung der Rohförderung eines jeweiligen Jahres verwendet wurden. Sie ist ein Maß für die Zuverlässigkeit der Aussagen über die Gesamtfördermenge des jeweiligen Jahres.
Ein wichtiges Kriterium bei der Datenerfassung von Rohstoffgewinnungsstellen ist der nicht verwertbare Anteil. Im Vergleich zum Zeitraum 1992‒1998 ist der nicht verwertbare Anteil an der Rohförderung in der Region von ca. 24‒26 % auf 15,2 % im Jahr 2017 zurückgegangen. Nach 1998 war die Entwicklung also von geringeren nicht verwertbaren Anteilen (< 20 %) geprägt, die jedoch starken jährlichen Schwankungen unterlagen. Seit 2007 gab es eine lange Phase mit durchschnittlich 20 % nicht verwertbarem Anteil, die 2016 zu Ende ging. Bei den Abbaustätten im Muschelkalk können sich die Mächtigkeitsverhältnisse (z. B. steigende Abraummächtigkeiten mit dem Fortschreiten des Abbaus, sinkende nutzbare Mächtigkeiten aufgrund des Einfallens der Schichten in grundwassererfüllte Bereiche) über kurze Distanzen ungünstig entwickeln. Dies trifft aufgrund des lateral gleichförmigen Aufbaus des Muschelkalks jedoch in der Regel nicht auf den nicht nutzbaren Mergelanteil innerhalb des Lagerstättenkörpers zu. Daher könnte der langfristige Trend zum Rückgang des nicht verwertbaren Anteils darauf zurückzuführen sein, dass viele Unternehmen in den letzten Jahrzehnten in moderne Aufbereitungstechnik investiert haben und Verwertungsmöglichkeiten auch für minderwertiges Material gefunden haben.
Betrachtet man die Entwicklung der Anzahl der Rohstoffgewinnungsstellen in der Region Nordschwarzwald, ist die Gesamtanzahl der Gewinnungsbetriebe seit Beginn der systematischen Datenerhebung gesunken. Waren im Jahr 1986 noch 37 in Betrieb befindliche Gewinnungsstellen dokumentiert, so lag deren Anzahl mit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1992 nur bei 28 Betrieben. Bis 2002 blieb diese Zahl relativ konstant und es gab 26 bis 28 in Betrieb befindliche Gewinnungsstellen. Im Jahr 2003 setzte ein sich bis 2017 fortsetzender Rückgang der Anzahl der Gewinnungsbetriebe in der Region ein. Im Jahr 2017 gab es nur noch 15 in Betrieb befindliche Rohstoffgewinnungsstellen. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der systematischen Datenerfassung. Seit 1992 wurden insgesamt 18 Betriebe stillgelegt oder es ruht derzeit der Abbau. Meist handelt es sich dabei um Tongruben oder Sandsteinbrüche. Im selben Zeitraum wurden drei Tongruben und ein Kalksteinbruch in Betrieb genommen.
Die Kalk- und Dolomitsteine aus dem Oberen Muschelkalk sind der einzige derzeit gewonnene Massenrohstoff der Region Nordschwarzwald und stellen fast 100 % der Gesamtförderung an mineralischen Rohstoffen in der Region. Sie werden sowohl im Enzkreis als auch im östlichen Landkreis Freudenstadt im großen Stil gefördert. Im Landkreis Calw gibt es eine Gewinnungsstätte für Kalkstein. Die Karbonatgesteine sind wegen ihres flächenhaften Vorkommens und ihrer nutzbaren Mächtigkeiten von 30‒90 m in großen Mengen für die Baustoffwirtschaft verfügbar. Sie werden als gebrochene Natursteine im Verkehrswegebau, Tief- und Hochbau sowie als Betonzuschlag verwendet. Die Dolomitsteine werden als Düngekalk und im unqualifizierten Wegebau eingesetzt. Die Rohförderung stieg seit dem Jahr 2015 nur sehr leicht von knapp 3,3 Mio. t auf rund 3,4 Mio. t im Jahr 2017 an. Sie befindet sich aber weiterhin unterhalb des letzten Fördermaximums von rund 3,8 Mio. t im Jahr 2013 und ist auch geringer als die Rohförderung im Zeitraum 1992–2002. Damals lag die Jahresförderung in der Regel bei etwa 4 Mio. t. Die Produktion erhöhte sich seit 2015 von 2,6 Mio. t auf rund 2,9 Mio. t im Jahr 2017. Das Mittel der Rohförderung für den Zeitraum 2003–2017 beträgt 3,3 Mio. t.
Betrachtet man die Entwicklung der Anzahl der Gewinnungsstellen von Kalk- und Dolomitsteinen, fällt auf, dass die Anzahl seit 1992 von 15 auf 13 im Jahr 2017 zurückging. Der im Jahr 2010 genehmigte Neuaufschluss Horb-Talheim im Landkreis Freudenstadt nahm erst im Sommer 2018 die Rohstoffgewinnung auf. Es handelt sich um den ersten Neuaufschluss eines Steinbruchs in der Region seit Beginn der Datenerfassung 1992.
Im Enzkreis werden geringe Mengen an Naturwerkstein (Sandstein) aus Keuper und Buntsandstein produziert. Die tatsächliche Rohstoffgewinnung fand 2017 nur noch in zwei Steinbrüchen (Schilfsandstein und Buntsandstein) statt. Ein weiterer Sandsteinbruch hat bereits 2015 die Förderung eingestellt, verarbeitet aber noch das bereits gewonnene Material bis zu seiner endgültigen Stilllegung. Die Fördermenge an Naturwerksteinen beläuft sich auf nur wenige tausend Tonnen im Jahr; ihr Anteil an der Gesamtförderung in der Region Nordschwarzwald liegt damit deutlich unter 0,1 %. Die Gewinnung von Naturwerksteinen spielt jedoch eine immer wichtigere Rolle für den Erhalt historischer Baudenkmäler wie zum Beispiel des Zisterzienserklosters Maulbronn, das aus Maulbronner Schilfsandstein errichtet wurde.
Sonstige mineralische Rohstoffe werden in der Region derzeit nicht gewonnen, jedoch wurden in der Vergangenheit vielerorts Ziegeleirohstoffe, Gesteine des kristallinen Grundgebirges, Mürbsandsteine, Kiese und Sande sowie Zementrohstoffe abgebaut. Die Förderung dieser Rohstoffe wurde mit Ausnahme der Ziegeleirohstoffe in der Regel schon vor Beginn der systematischen Datenerfassung 1992 eingestellt. Es wurden allerdings bis in jüngste Zeit Gesteine des kristallinen Grundgebirges (Plutonite) gewonnen. Die Gewinnung der Kristallingesteine wurde 2005 mit Stilllegung des Steinbruchs Holzwald (RG 7515‑1) beendet.
Grobkeramische Rohstoffe spielten für den Nordosten der Region (Enzkreis) lange Zeit eine herausragende Rolle. Ziegeleiprodukte wurden in der Region aus Tonen und Tonsteinen des Unteren und Mittleren Keupers sowie aus quartären Lehmen, Löss und Lösslehm hergestellt. Die grobkeramische Industrie war auf die Gemeinden Mühlacker, Wiernsheim und Zaisersweiher konzentriert. Es gab im Jahr 1986 sieben in Betrieb befindliche Ton- und Lehmgruben, deren Anzahl bis 2011 kontinuierlich auf null zurückging. Die Gewinnung und Verarbeitung grobkeramischer Rohstoffe wurde mit der Schließung der Ziegelei in Mühlacker und dem Ende der Tongewinnung in der Tongrube Maulbronn-Zaisersweiher eingestellt. Damit endete die fast 200‑jährige Geschichte der industriellen Ziegelproduktion in der Region. Gründe für das Ende der Ziegeleistandorte waren jedoch nicht die Erschöpfung der geologischen Rohstoffvorräte, sondern der Rückgang der Bauaktivität und geringe Auslastung der Betriebe in den 2000er Jahren, die fortgesetzte Entwicklung zu größeren und leistungsstärkeren Firmen mit größerer Kapitalkraft sowie die zunehmend veränderte Bauweise mit Kunststein und Beton.
Industrieminerale: Bis 1997 wurde im Bergwerk Käfersteige südlich von Pforzheim Fluss- und Schwerspat gefördert. Im Aufsuchungsbergwerk Dorothea bei Freudenstadt wurden Untersuchungen zur Gewinnung von Schwerspat durchgeführt.
Ausblick: Die Rohfördermenge der Region im Jahr 2017 liegt geringfügig über dem Durchschnittswert der letzten 15 Jahre. Die Gesamtrohfördermenge mineralischer Rohstoffe fällt mit durchschnittlich 3,4 Mio. t jedoch deutlich geringer aus als im Vergleich zum Zeitraum 1992–2002. Der Rückgang beruht hauptsächlich auf dem Rückgang der Natursteingewinnung aus Kalksteinen des Oberen Muschelkalks. Die gemittelte Rohfördermenge an Kalksteinen pro Abbaustätte schwankt zwischen 0,2 und 0,3 Mio. t und zeigt gemittelt über den gesamten Zeitraum 1992–2017 eine leicht fallende Tendenz.