In der Region Bodensee-Oberschwaben haben die Kiesablagerungen der Alpengletscher des Pleistozäns und fluviatile Sedimente des Tertiärs wegen der Größe und Qualität der Vorkommen eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung. Die Gewinnung der Kiese erfolgt in der Regel im Trockenabbau und untergeordnet im Nassabbau. Die Vorkommen an Quarzsanden aus dem Tertiär, Karbonatgesteinen aus dem Oberen Jura und die Ziegeleirohstoffe aus der Unteren Süßwassermolasse (Tertiär) und dem Quartär spielen in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für die Region eine untergeordnete Rolle. In geringerem Umfang wird in der Region Quartär-zeitlicher Torf (traditionell als Energierohstoff bezeichnet) für balneologische Zwecke gewonnen.
Im Jahr 2017 wurde in der Region Bodensee-Oberschwaben eine Gesamtrohförderung und ‑produktion von rund 10,1 Mio. t und 9,4 Mio. t generiert. Das Mittel der Gesamtrohförderung für den Zeitraum 2003–2017 beträgt rund 8,8 Mio. t, die mittlere jährliche Produktionsmenge für diesen Zeitraum von 15 Jahren rund 8,1 Mio. t. Der Anteil der Region an der Gesamtfördermenge der in Baden-Württemberg gewonnenen mineralischen Rohstoffe beträgt 10,5 %. Bereits im Rohstoffbericht 2012/2013 war die Entwicklung der Rohförderung und Produktion in der Region Bodensee-Oberschwaben bis zum Jahr 2011 beschrieben worden.
Die aktuellen Daten des Rohstoffberichts 2019 zeigen, dass seitdem eine deutliche Steigerung der Gesamtrohförderung und ‑produktion festzustellen ist. So stieg die Rohförderung an mineralischen Rohstoffen von 2010–2014 von rund 8,3 Mio. t auf rund 9,9 Mio. t und die daraus erzeugte Produktmenge von rund 7,7 Mio. t auf rund 9,2 Mio. t. Nach einem kurzzeitigen Rückgang der Rohförderung im Jahr 2015 stieg diese bis 2017 auf rund 10,1 Mio. t an. Dies deutet einen erhöhten Bedarf an Kiesen und Sanden an, welche die wichtigsten mineralischen Rohstoffe der Region sind. Ergänzend ist im Diagramm (s. u.) auch die Aktualität der Daten als Maß für die Zuverlässigkeit der Aussagen zu den jährlichen Gesamtfördermengen dargestellt.
Zu Beginn der systematischen Datenerfassung lag der nicht verwertbare Anteil an der Gesamtrohförderung in der Region nur bei etwas mehr als 4 %. Dieser Wert ist seit 1994 unter starken Schwankungen angestiegen und bewegt sich etwa seit 2006 um einen Wert von rund 8 % (± 2 %). Diese Entwicklung zu Lagerstätten mit zunehmend ungünstigen Eigenschaften wird hauptsächlich von der Gewinnung von Kiesvorkommen mit abnehmender Rohstoffqualität im Trockenabbau beeinflusst.
Die Anzahl der in Betrieb befindlichen Abbaustellen in der Region Bodensee-Oberschwaben ist seit Beginn der systematischen Datenerhebung im Jahr 1992 von 61 auf 91 im Jahr 1999/2000 gestiegen. Diese Zunahme ist überwiegend mit der bis dahin noch unvollständigen Erhebung aller Gewinnungsstellen in der Region zu erklären (vgl. Donau-Iller). Seit 1999/2000 ist die Anzahl an Betrieben wieder auf 61 im Jahr 2017 zurückgegangen. Der Druck auf die verbliebenen in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen, den Produktionsausfall der weggefallenen Betriebe zu kompensieren, nimmt somit zu – besonders unter Berücksichtigung der steigenden Rohfördermengen der letzten Jahre. Der Rückgang der Anzahl der Betriebe kann dieselben Gründe haben wie in einigen anderen Regionen Baden-Württembergs: mangelnde Grundstücksverfügbarkeiten, erschöpfte oder nur unwirtschaftlich gewinnbare Lagerstätten sowie Nutzungskonkurrenzen und schwindende Akzeptanz in den betroffenen Gemeinden. Seit 1992 wurden insgesamt 49 Betriebe stillgelegt oder es ruht der Abbau (d. h. die Konzession besteht weiterhin). Im selben Zeitraum wurden 18 Gewinnungsstellen neu zugelassen.
Die Kiese und Sande der eiszeitlichen Sedimente (Quartär) und der Molasse (Tertiär) werden verteilt über die gesamte Region in 52 Gruben gewonnen. Einzig im Nordwesten der Region um Sigmaringen gibt es keine Kies- und Sandlagerstätten. Der Großteil der Kiese und Sande wird in Form von sandigem Kies für den Verkehrswegebau, Hoch- und Tiefbau, als Zement- und Betonzuschlag, als Füllmaterialien und untergeordnet im Landschafts- und Gartenbau verwendet. Sie stellen rund 96 % der Gesamtrohförderung an mineralischen Rohstoffen in der Region.
Die Rohförderung von sandigem Kies stieg seit dem letzten Rohstoffbericht 2012/2013 von rund 8,2 Mio. t im Jahr 2011 auf rund 9,7 Mio. t im Jahr 2017 an. Diese Entwicklung wurde nur von kurzzeitigen Rückgängen der Rohförderung im Jahr 2015 abgeschwächt. Mittelt man die Rohförderung über den Zeitraum von 2003–2017, so ergibt sich für die sandigen Kiese eine durchschnittliche Rohfördermenge von 8,1 Mio. t. Die Produktion – d. h. die Rohstoffmenge, die nach Abzug nicht verwertbarer Gesteinsanteile verwendet werden kann – erhöhte sich seit 2011 von rund 7,6 Mio. t auf rund 9,0 Mio. t. Sowohl Rohförderung als auch Produktion von sandigem Kies erreichten 2017 somit den höchsten Stand seit 1994. Die Anzahl der Gewinnungsstellen ging seit 2001 kontinuierlich von 75 auf 52 im Jahr 2017 zurück. Im Jahr 2013 waren noch 59 Kiesgruben in Betrieb.
Die kiesigen Sande werden derzeit in drei Sandgruben (und in weiteren Gruben als Nebenprodukt der Kiesgewinnung) gefördert. Sie werden vor allem als Baustoffe und als Quarzsand in der Eisen- und Glasindustrie, in der Feuerfest- und chemischen Industrie verwendet. Wird Quarzsand gefördert, steht dessen Gewinnung unter Bergrecht. Dies betrifft alle drei in Betrieb befindlichen Gruben in der Region. Die Rohförderung bewegt sich seit Beginn der systematischen Datenerhebung zwischen 0,15 und 0,3 Mio. t, die Produktion zwischen 0,1 und 0,2 Mio. t. Von 1992–2015 gab es vier Sand bzw. Quarzsand gewinnende Betriebe in der Region. Seit 2016 wird nur noch in drei Gewinnungsstellen abgebaut.
Neben den Kiesen und Sanden wurden in der Region Bodensee-Oberschwaben im Jahr 2017 auch geringe Mengen an Ziegeleirohstoffen, Kalkstein und Torf gewonnen. Ihre Rohfördermenge betrug im Jahr 2017 in Summe weniger als 0,2 Mio. t und ist für alle Rohstoffgruppen rückläufig. Die Tone, Schluffe und Lehme aus Sedimenten des Quartärs und Tertiärs werden größtenteils für die Produktion von Hintermauerziegeln verwendet. Die Gewinnung von Ziegeleirohstoffen ist allerdings schon seit 1992 rückläufig. Wurden im Jahr 1992 mehr als 0,5 Mio. t Ziegeleirohstoffe gewonnen, so waren es 2017 nur noch wenige zehntausend Tonnen pro Jahr. So ist auch die Anzahl der Betriebe von acht auf drei im Jahr 2017 gesunken.
Die Karbonatgesteine (Kalkstein) aus dem Oberen Jura werden als gebrochene Körnungen und Mehle im Verkehrswegebau sowie in der Baustoff- und Glasindustrie eingesetzt. Abgesehen von einem landesweiten Fördermaximum in den Jahren 1999 bis 2001 lag die Rohförderung in der Region überwiegend bei 250 000 bis 300 000 t. Seit 2012 sind nur noch zwei Steinbrüche in Betrieb. Torf wird in der Region nur in sehr geringen Mengen für balneologische Zwecke gewonnen.
Ausblick: Die Rohfördermenge der Region ist seit dem letzten Rohstoffbericht 2012/2013 von rund 8,8 Mio. t auf rund 10,1 Mio. t angestiegen, was besonders an der Zunahme der Nachfrage nach Kies liegt. Die Rohförderung stieg somit im Zeitraum 2011–2017 um rund 15 % an. Der fortschreitende Rückgang der Zahl der Gewinnungsstellen kann darum, genau wie in anderen Regionen des Landes, größere Transportweiten und die Erhöhung des Nutzungsdrucks auf die verbliebenen Lagerstätten zur Folge haben. Die Laufzeit der verbliebenen Gewinnungsstellen könnte bei weiter ansteigender Nachfrage kürzer als geplant ausfallen.