Seit 1899 überragt der Förderturm des Schachts „Wilhelm II“ die Landschaft am mittleren Neckar in Bad Friedrichshall-Kochendorf. Im Untergrund ist im Verlauf der bergbaulichen Tätigkeit, die 1994 endete, ein Streckennetz von rund 150 km Länge entstanden. Beim Abbau des hier 7–20 m mächtigen Unteren Steinsalz im Mittleren Muschelkalk wurde ein Hohlraumvolumen von ca. 15 Mio. m3 geschaffen (Werner, W. in Brunner & Hinkelbein, 2000).
Das Steinsalzbergwerk Kochendorf, in dem bereits vor dem 1. Weltkrieg Führungen stattfanden, zählt zu den ältesten Besucher-Bergwerken Europas. Mit dem Förderkorb fährt der Besucher 180 m in die Tiefe. Unter Tage folgt man einem ca. 1,5 km langen, denkmalgeschützten Rundgang. Es gibt Förderbänder und zahlreiche Bergbaumaschinen zu sehen, die Technikkammer mit Darstellungen des Salzbergbaus früher und heute, aber auch lebensgroße Nachbildungen von Sauriern aus der Entstehungszeit des Salzes. Interaktive Präsentationen, Exponate und Filme informieren über die Bergbaugeschichte und die Entstehung des Steinsalzes sowie über dessen Abbau und Verwendung. Abschluss und Höhepunkt des Rundgangs ist der domartige Kuppelsaal, in dem der Besucher – wenn er möchte – eine 40 m lange Rutschbahn benutzen kann.
Eine Sonderausstellung im Besucherbergwerk erinnert an die Einrichtung eines Konzentrationslagers in Kochendorf im Jahr 1944. Damals sollte das Salzbergwerk zu einer Rüstungsfabrik ausgebaut werden.
Die Gewinnung von Steinsalz aus dem Mittleren Muschelkalk überwiegend für industrielle Zwecke ist in Baden-Württemberg auch heute noch von Bedeutung. Der Abbau erfolgt im Bergwerk Heilbronn (Südwestdeutsche Salzwerke AG), das mit dem jetzt als Untertagedeponie und Versatzbergwerk genutzten Bereich bei Kochendorf seit 1984 unterirdisch verbunden ist, sowie im Salzbergwerk in Haigerloch-Stetten (Wacker Chemie AG).
Weiterführende Informationen finden sich bei Simon (1995), Brunner (2001b), Hansch & Simon (2003) und Werner et al. (2003b).
Externe Lexika
Wikipedia
Literatur
- (2001b). Erläuterungen zu Blatt 6721 Bad Friedrichshall. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 183 S., 7 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (2000). Erläuterungen zu Blatt Heilbronn und Umgebung. – 1. Aufl., Geologische Karte von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 292 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (2003). Das Steinsalz aus dem Mittleren Muschelkalk Südwestdeutschlands. – museo, 20, 240 S. [Veröffentlichungen der Städtischen Museen Heilbronn]
- (1995). Salz und Salzgewinnung im nördlichen Baden-Württemberg. Geologie – Technik – Geschichte. – Forschungen aus Württembergisch Franken, 42, S. 1–441.
- (2003b). Verwendung und wirtschaftliche Bedeutung des Steinsalzes aus dem Muschelkalk Südwestdeutschlands. – Hansch, W. & Simon, T. (Hrsg.). Das Steinsalz aus dem Mittleren Muschelkalk Südwestdeutschlands, S. 206–220, Heilbronn (museo, 20).