Der Lehrpfad wurde bereits 1977 anlässlich der 500-Jahrfeier der Eberhard-Karls-Universität Tübingen vom Institut und Museum für Geologie und Paläontologie, der Naturparkverwaltung Schönbuch und den Forstbehörden angelegt. Er gehört damit zu den Ersten seiner Art im Land (Baier, 2011; Eberle & Lehr, 2015). Nachdem der Lehrpfad stark in die Jahre gekommen war, viele Tafeln zerstört und Aufschlüsse zugewachsen waren, wurde 40 Jahre später, am 2. Juni 2017 eine inhaltlich und gestalterisch erneuerte Anlage wiedereröffnet.
Ausgangspunkt ist der zwischen Bebenhausen und Tübingen unmittelbar an der L1208 gelegene Wanderparkplatz „Kirnbachtal“. Auf der mit Dinosauriern markierten, ca. 5 km langen Strecke wird an 13 Stationen die Landschaftsgeschichte erklärt und Einblick in die Gesteinsabfolgen des oberen Mittelkeupers und des Oberkeupers (Exter-Formation, „Rhät“) gegeben, die entlang des Kirnbachs und beim Anstieg zum Olgahain in mehreren Aufschlüssen studiert werden können.
Zu Beginn des Lehrpfads wird ein geologisches Blockbild des Kirnbergs und seiner Umgebung sowie eine geologische Säule mit der Schichtenfolge des gesamten Keupers im Raum Tübingen gezeigt. An einem großen Aufschluss am Kirnbach erklären Schautafeln die Entstehung der rötlichen und z. T. grüngrauen Tonsteine der Steigerwald-Formation (Unteren Bunten Mergel) und der darüber liegenden Bänke der Hassberge-Formation (Kieselsandstein). Entlang des weiteren Wegverlaufs gibt es Informationen zur Landschaftsformung durch Wasser und zu tektonischen Störungen.
Beim Anstieg aus dem Kirnbachtal stehen als nächstes Sandsteine der Löwenstein-Formation (Stubensandstein) am Weg an und sanden weiß ab. Der Name Stubensandstein ist auf die frühere Verwendung als Scheuersand beim Reinigen der Wohnstuben zurückzuführen. Ein Krustenkalk, ein unter festländischen Bedingungen in trocken-heißem Klima entstandenes Karbonatgestein aus verfestigten Kalkbruchstücken, folgt ein Stück hangaufwärts. Die Entstehung der Schichtstufenlandschaft im Tübinger Raum ist das Thema der nächsten Tafel.
Nach einem weiteren kurzen Anstieg erhält man einen Einblick in die rötlichen Gesteine der Trossingen-Formation (Knollenmergel), die durch ihre Neigung zu Rutschungen eine typische bucklige Hangoberfläche bilden. Der mancherorts zu erkennende säbelförmige Wuchs der Bäume deutet ebenfalls darauf hin, dass der Hang in Bewegung ist. Bekannt wurde der württembergische Knollenmergel auch durch mehrere Funde von Plateosauriern. Eingelagerte weiße oder rötliche Kalkkonkretionen („Knollen“) gaben dem Knollenmergel seinen Namen. Der Anstieg führt weiter durch den Olgahain, einen ehemaligen Park der württembergischen Königin Olga, der noch an alten Sandstein-Treppen, kleinen Weihern und mächtigen alten Buchen zu erkennen ist und zu dem man ebenfalls eine Informationstafel sowie einen Gedenkstein vorfindet.
Am Plateaurand sind schließlich die harten Sandsteine des Oberkeupers (Exter-Formation, „Rhätsandstein“) aufgeschlossen, die auch als dünne Schuttdecke den oberen Bereich der Knollenmergel-Hänge überlagern. In einem alten Steinbruch, bei dem sich auch eine Grillhütte befindet, können die gut geschichteten, feinkörnigen Quarz-Sandsteine, die früher als fast unverwüstlicher Bau-und Pflasterstein abgebaut wurden, bestens studiert werden.
Auf den letzten Stationen erhält man noch Informationen zur Bedeutung der Kaltzeiten für die heutigen Böden und die Nutzungsgeschichte des heutigen Naturparks Schönbuch. Möchte man nicht sofort zum Ausgangspunkt zurückwandern, lässt sich noch ein Abstecher zum ehemaligen Kloster und Jagdschloss Bebenhausen machen, wo die verschiedenen Keupersandsteine einst als Bausteine dienten.
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (2011). Der Geologische Lehrpfad am Kirnberg (Keuper; SW-Deutschland). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 93, S. 9–26.
- (2015). GeoWandern Rund um Stuttgart – Gäulandschaften, Keuperbergland, Albvorland, Schwäbische Alb – 35 geografische Exkursionen im Zentrum Baden-Württembergs. 231 S., Oberhaching (Bergverlag Rother).