Hochwertige Kalksteine, die nicht zur Herstellung von hochreinen Kalken geeignet sind, werden als gebrochene Körnungen für die Bauwirtschaft genutzt. Die wichtigsten Lagerstätten und Vorkommen für Kalksteine befinden sich im Muschelkalk und im Oberjura Baden-Württembergs.
Die Kalksteine des Oberen Muschelkalks bilden landesweit flächenhafte, schichtige Rohstoffkörper. Im Gebiet der unteren Jagst und im Kraichgau ist die Gesteinsfolge des Oberen Muschelkalks maximal 90–100 m mächtig. Sowohl nach Norden gegen den Odenwald als auch nach Süden und Osten nimmt die Mächtigkeit auf 50–70 m am Hochrhein und am Höhenzug des Randen ab. Die nutzbare Mächtigkeit der Oberjura-Kalksteine ist abhängig von der Gesteinsqualität (Dolomitisierung/Dedolomitisierung), Verkarstung sowie der Überdeckung und kann bis 140 m erreichen. Durchschnittlich werden landesweit ca. 40–60 m der Abfolge des Oberen Muschelkalks genutzt. Die Rohfördermengen an Kalksteinen für Natursteine sind nur noch marginal geringer als die an Kiesen und Sanden. Mit dem Rückgang der Rohförderung von Kiesen und Sanden wächst die Bedeutung der Kalksteingewinnung weiter. Die Natursteingewinnung in den Kalksteinvorkommen Baden-Württembergs spielt darum eine zentrale Rolle für die Versorgung des Landes mit Baumassenrohstoffen für den Verkehrswegebau, als Baustoffe oder Betonzuschlag.
Die Rohfördermenge an Kalksteinen für Natursteine betrug im Jahr 2017 rund 36,6 Mio. t; daraus wurde eine Produktmenge in Form gebrochener Gesteinskörnungen von rund 30,4 Mio. t generiert. Nachdem die Rohfördermenge von Kalksteinen bis ins Jahr 2000 kontinuierlich angestiegen war, folgten nach dem Konjunkturtief (2001–2004) und der Finanzkrise (2008–2009) zwei deutliche konjunkturelle Einbrüche (2003–2005 und 2009–2010). Seitdem stieg die Rohfördermenge von Kalksteinen wieder an. Im Jahr 2016 wurde erstmals seit 2002 wieder die Marke von 35 Mio. t überschritten. Das langjährige Mittel der Rohförderung seit 2003 beträgt rund 32,1 Mio. t. Die durchschnittliche Rohfördermenge je Gewinnungsstelle hat im Jahr 2017 mit fast 0,36 Mio. t je Betrieb den höchsten Wert seit Beginn der Datenerfassung erreicht. Die Folge ist ein erhöhter Nutzungsdruck auf die bestehenden Gewinnungsstellen.
Die geförderten Mengen an Kalksteinen für die Natursteingewinnung stammen weitestgehend aus den geologischen Einheiten Oberjura und Muschelkalk. Trotz schwankender Rohfördermengen ist der jeweilige Anteil an der Rohförderung aus den beiden Einheiten über die letzten Jahrzehnte hinweg sehr konstant. So liegt der Anteil von Muschelkalk seit 1992 bei etwa 70 %. Der Anteil des Oberjuras beträgt dementsprechend etwa 30 %. Sonstige Kalksteine spielen mengenmäßig für die Natursteingewinnung nur eine untergeordnete Rolle.
Die Anzahl der Gewinnungsstellen für Kalksteine in Baden-Württemberg lag im Jahr 2017 bei 103. Zu Beginn der systematischen Datenerhebung wurden im Jahr 1992 insgesamt 116 in Betrieb befindliche Gewinnungsstellen für Natursteine aus Kalkstein registriert. Die Anzahl sank bis 1999 auf 112 Betriebe ab. Trotz zwei schwachen Erholungsphasen zu Zeiten der höchsten Kalksteinfördermengen in den Jahren 2000/2001 und 2010/2011 fiel die Anzahl der Betriebe bis zum Jahr 2012 auf heute noch 103 Gewinnungsstellen für Kalkstein ab. Seit dem Jahr 2005 gab es bei der Anzahl der in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen jedoch nur geringe Schwankungen von jeweils nur einem oder zwei Betrieben.
Der nicht verwertbare Anteil bei der Gewinnung von Kalksteinen für Natursteinprodukte ist ein wichtiges Maß für die Lagerstättenqualität und muss von der Rohfördermenge abgezogen werden, um die tatsächliche Produktmenge zu erhalten. Lag der nicht verwertbare Anteil der Kalksteinförderung im Jahr 1992 landesweit noch bei 15,2 %, so ist dieser seitdem angestiegen. Zwar sind z. B. 1996 oder im Zeitraum 1999–2000 kurzzeitige Reduktionen des nicht verwertbaren Anteils registriert worden, jedoch konnten diese den langfristigen Trend nicht merklich verlangsamen.
So liegt der nicht verwertbare Anteil seit dem Jahr 2008 über 17 % und erreichte 2012 und 2016 mit 18,5 % einen Höchststand. Seitdem ist der nicht wirtschaftlich nutzbare Anteil der Rohförderung wahrscheinlich hauptsächlich durch den Einsatz besserer Aufbereitungstechnik wieder leicht auf 17 % gesunken. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Trend zum Abbau schlechterer Lagerstättenqualitäten mittelund langfristig fortsetzen wird und welchen Einfluss die Aufbereitungstechnik darauf haben wird.