Lithostratigraphische Untergruppe
Übergeordnete Einheit
Oberjura
Der Untere Oberjura der Schwäbischen Alb ist die tiefste Untergruppe der Weißjura-Gruppe (Franz & Niebuhr, 2020). Sie folgt auf den Oberen Mitteljura. Für den Unteren Oberjura der keltischen (früher: rauracischen) Fazies im südlichen Oberrheingebiet ist bisher keine Gruppe definiert.
Verbreitung in Baden-Württemberg, Landschaftsbild
![Oberjura-Schichtstufe (Albtrauf) bei Hechingen – Blick vom Raichberg (zwischen Hangender Stein und Zeller Horn) nach Norden; Foto: N. Wannenmacher Blick von erhöhtem Standort über eine bewaldete, bergige Landschaft mit einzelnen Grünflächen. Der Bergrücken im Hintergrund bildet eine große Stufe.](https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/sites/default/files/public/styles/text_mit_bild/public/lgrbwissen/fotos/extern-foto-landschaft-7619-oberjura-schichtstufe-vom-zoller-aus.jpg?itok=JHml15QG)
Der Untere Oberjura streicht an den Tal- und Stufenhängen der Schwäbischen Alb aus. Entlang der westlichen und mittleren Schwäbischen Alb, ungefähr bis Reutlingen, bildet er die Traufkante und die dahinter anschließenden charakteristischen Verebnungen. Weiter östlich, wo der oft in Massenkalkfazies ausgebildete Mittlere Oberjura den Albtrauf bildet, tritt der Untere Oberjura meist nur noch als schmale Hangterrasse oder Verebnung morphologisch in Erscheinung. Kleine Ausstrichsflächen gibt es auch in den Randschollen des südlichen Oberrheingrabens.
Lithologie, Abgrenzung, Untereinheiten
![Impressamergel-Formation, darüber Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, Straßenböschung bei Tuttlingen Am unteren Ende eines steilen Waldhanges ist eine offene Gesteinswand zu sehen. Das oben grünlich bis gelblich graue, unten weißliche Gestein ist in zahlreichen dünnen Schichten gebankt. Am Fuß der Wand liegt feinscherbiges Schottergestein.](https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/sites/default/files/public/styles/text_mit_bild/public/lgrbwissen/fotos/lgrb-foto-geotopkataster-aufschluss-7919.34-8.jpg?itok=_hX-qf06)
Der Untere Oberjura setzt über der Ornatenton-Formation des Mitteljuras mit der Impressamergel-Formation ein. Die Basis ist definiert durch die ersten hellgrauen Kalkstein- bis Kalkmergelbänke, über denen vorwiegend graue Mergelsteine mit vereinzelten Kalksteinbänken folgen. Im oberen Teil nimmt der Kalkgehalt zu und zunehmend mächtigere Kalkbänke mit Mergelzwischenlagen herrschen vor. Die Impressamergel-Formation wird überlagert von der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, die durch helle, regelmäßig gebankte, mikritische Kalksteine mit dünnen, grauen bis graubraunen Mergelfugen charakterisiert ist. In der Westalb – vom Raum Balingen nach Süden – verzahnen sich die Impressamergel-Formation und die Wohlgeschichtete-Kalke-Formation mit der sog. Lochenfazies (Oberjura-Schwammkalkfazies).
![Impressamergel-Formation und Lochen-Formation (unten), Steinbruch Plettenberg bei Dotternhausen Blick auf eine graue Steinbruchwand. Im mittleren Teil ist ein bogenförmiger Verlauf der Schichtung erkennbar, hervorgehoben auch durch dunklere Streifen.](https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/sites/default/files/public/styles/bild_gross/public/lgrbwissen/fotos/lgrb-foto-rohstoffe-aufschluss-abbauwand-bioherme-untere-lochen-schichten-jo-jolou-rg-7718-1-dotternhausen-2.jpg?itok=C0x3uCf-)
![Korallenkalk-Formation, Steinbruch am Kapf, Huttingen Blick auf eine leicht nach rechts geneigte rosagraue, raue Gesteinsoberfläche. In der Bildmitte sind bräunliche Verfärbungen und davon ausgehende Streifen zu erkennen.](https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/sites/default/files/public/styles/text_mit_bild/public/lgrbwissen/fotos/lgrb-foto-rohstoffe-steinbruch-huttingen-kapf-8311-3-korallenkalk-abbauwand.jpg?itok=OqCxYJh-)
In der keltischen (früher: rauracischen) Fazies im südlichen Oberrheingraben folgt über der Kandern-Formation die Korallenkalk-Formation aus blaugrauen Mergelsteinen mit Korallenstöcken, überlagert von weißen bis hellgrauen, massigen Riff-Kalken mit Korallen und darüber weißen bis gelblichen, schichtungslosen bis grob gebankten, zuoberst oolithischen Kalksteinen.
Nur im tieferen Untergrund des Molassetroges etwa südlich von Ravensburg treten teilweise sandige, Glaukonit führende Mergelsteine und gebankte Kalksteine auf, die als Schilt-Formation bezeichnet werden.
Ausgesprochene Leithorizonte sind in den genannten Formationen nicht entwickelt, einen gewissen Leitwert besitzen lediglich die Transversarium-Bänke an der Basis der Impressamergel-Formation.
Mächtigkeit
Die Mächtigkeit des Unteren Oberjuras schwankt in der Schwäbischen Alb zwischen 100 und 160 m, die Extremwerte liegen bei minimal 55 und maximal 225 m. Im südlichen Oberrheingraben werden 90–120 m erreicht, wobei vollständige Profile weitgehend fehlen.
Alterseinstufung
![Orthosphinctes polygyratus, Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, Bohrung RO 7227/B1A Nahaufnahme eines versteinerten, spiralförmigen Fossils. Das Gehäuse eines urzeitlichen Kopffüßers ist grau gefärbt und weist rundum verlaufende Rillen auf.](https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/sites/default/files/public/styles/text_mit_bild/public/lgrbwissen/fotos/lgrb-foto-fossilien-7227-orthosphinctes-polygyratus-jow.jpg?itok=uL7qvzoa)
Die Impressamergel-Formation vertritt das Mittel-Oxfordium bis Unter-Kimmeridgium, da die Bimammatum-Zone neuerdings in das Unterkimmeridgium gestellt wird. Die Wohlgeschichtete-Kalke-Formation ist daher auch in das Unter-Kimmeridgium zu stellen. Korallenkalk-Formation und Nerineenkalk-Formation entsprechen dem Mittel-Oxfordium bis Unter-Kimmeridgium. Die Schilt-Formation vertritt das Oxfordium.
Ältere Bezeichnungen
Die Impressamergel-Formation wurde früher Weißjura bzw. Malm alpha, Untere Weißjuramergel, Oxford-Mergel oder Malm 1 genannt. Ältere Bezeichnungen für die Wohlgeschichtete-Kalke-Formation waren Weißjura bzw. Malm beta, Oxford-Kalk, Wohlgebankte Kalke und Malm 2. Für die Korallenkalk-Formation waren auch die Namen Malm 2 und Rauracien gebräuchlich, für die Nerineenkalk-Formation in Baden Malm 3, Sequan und Sequanien.
Literatur
- (2020). Weißjura-Gruppe. Verfügbar unter https://litholex.bgr.de/pages/Einheit.aspx?ID=10000046.