Sie befinden sich hier:

Schilfsandstein

  • Blick auf eine hohe Steinbruchwand aus hellbraunem Gestein. Im unteren Teil sind Blöcke herausgearbeitet. Die oberen Wände sind links gelblich, rechts bläulich grau und darüber rotbraun. Auf der Kuppe steht Wald.
  • Blick auf das Eingangsportal einer Kirche mit beidseitig vorstehenden Stützpfeilern. Das Mauerwerk ist mehrfarbig, teils grünlich bis bläulich, teils hellbraun.
  • Blick auf eine Gebäudewand aus mehrfarbigen Mauersteinen. Eine Doppeltür aus Holz bildet den Eingang.
  • Nahaufnahme von braunrotem Gestein, links als Mauerquader, rechts als verzierter Bildstein.
  • Blick auf Turm und Hauptschiff einer Kirche aus hellbraunem Mauerwerk. Der Turm hat einen weiß verputzten Aufsatz sowie ein Zwiebeldach. Im Vordergrund rechts eine Steinmauer, links ist eine große Glocke ausgestellt.
  • Blick auf eine große Kirche aus hellbraunem Mauerwerk, mit Hauptturm und Nebentürmen, unterteiltem Hauptschiff, roten und grünen Dächern sowie wegen Bauarbeiten abgesperrtem Vorplatz.
  • Blick auf einen historischen Wasserturm aus rötlichem Mauerwerk mit seitlichen Treppenaufgängen und Galerie. Im Vordergrund ein Zierbrunnen.
Mehrfarbige Karte mit dem Ablagerungsraum des Schilfsandsteins in Deutschland.
Paläogeographie zur Zeit der Stuttgart-Formation; in Blau dargestellt ist der Ablagerungsraum des Schilfsandsteins

Die Schilfsandsteine mit den sie begleitenden Ton- und Schluffsteinen werden heute zur Stuttgart-Formation zusammengefasst. Die Sedimentgesteine dieser Formation lassen sich in zwei Fazieszonen gliedern, nämlich in

  1. geringmächtige Sedimente der Normalfazies und
  2. mächtigere Ablagerungen der Rinnenfazies mit ihren sog. Sandsteinsträngen.

Die Werksteinvorkommen sind grundsätzlich an die Bereiche der Rinnenfazies gebunden, welche auf Ablagerungen in einem ausgedehnten System flacher Flusstäler zurückgehen. Wurster (1964a) spricht von der Fazies der Sandsteinstränge, wenngleich auch in dieser sog. Flutfazies Schluff- und Tonsteine häufig sind. Entsprechend der Position eines Steinbruches zu diesem keuperzeitlichen Flussrinnensystem schwankt die Mächtigkeit der Stuttgart-Formation auf relativ kurzer Distanz zwischen 5 und 50 m, die Mächtigkeit der Sandsteine variiert zwischen wenigen Dezimetern und über 30 m.

Blick auf zwei farbig dargestellte, einfache Ablagerungsmodelle als Schnittzeichnungen von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach. Schnitt 1 (oben) geht von Nordwest nach Südost, Schnitt 2 (darunter) von Südwest nach Nordost.
Aus der sedimentologischen Aufnahme von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach erstelltes Ablagerungsmodell für die Stuttgart-Formation

Die beiden genannten Fa­zies­typen werden von folgenden Gesteinen aufgebaut:

Die sog. Normalfazies ist durch einen mehrfachen Wechsel von Tonsteinen, Silt- bzw. Schluffsteinen, tonigen, glimmerreichen Sandsteinen und einzelnen Dolomitsteinlagen charakterisiert (Wurster, 1964a; Brunner, 1986a). Diese Sedimentgesteine werden meist nur etwa 5–10 m, bei Heilbronn auch fast 20 m mächtig und enthalten gelegentlich Wurzelhorizonte.

Auch in der Rinnenfazies sind Ton- und Schluffsteine mit unterschiedli­chem Sandgehalt häufig. Die darin auftretende Werkstein­fazies ist durch eine vergleichsweise homogene Zusammensetzung aus Fein- und Mittelsandsteinen cha­­rak­terisiert, in die einige ­dünne Tonsteinlagen oder ­umgelagerte Tonsteinfetzen eingeschaltet sind. Die Bindung ist fast ausschließlich tonig-kieselig, d. h. die Quarz- und Feldspatkörner sind durch Tonminerale oder Quarzanwachssäume miteinander verbunden; nur in tieferen Bohrungen sind auch spätdiagenetische Anhydritzemente im Schilfsandstein angetroffen worden (Mitt. E. Nitsch). Bankungsfugen in den mächtigen, homogenen Sandsteinen der Werksteinfazies entstehen entweder durch Einlagerungen von Tonen und kohliger Substanz oder durch „regelmäßig flache, nur selten stylolithisch verzahnte Drucklösungssäume, die das Gestein in dezimeter- bis metermächtige Bänke zerlegen und dabei oft die primären Schichtungsgefüge, soweit überhaupt welche erkennbar sind, durchschneiden“ (Beutler et al., 1999, S. 149). Rechnet man die meist über- oder unterlagernden plattigen Sandsteine dazu, so erreichen diese Sandsteinpakete örtlich bis 45 m Mächtigkeit. Brunner (1986a) betont, dass in diesem Faziestyp auch mächtige, sandige Tonsteinfolgen als Zwischenlagen auftreten können. Meist liegen die Mächtigkeiten in der Werksteinfazies um 8–10 m, z. T. um 20 m.

Das Foto zeigt eine hellbraune Gesteinsplatte mit dem Abdruck eines urzeitlichen Lurchs.
Abdruck des Brustpanzers des Dachschädlerlurchs Cyclotosaurus robustus, aus einem Maulbronner Schilfsandsteinbruch

In den Sedimenten der Stuttgart-Formation treten vergleichsweise wenig Tierfossilien auf, weil die Erhaltungsbedingungen bei geringer Sedimentationsrate im sauerstoffreichen Milieu ungünstig waren. Gelegentlich aber wurden beim Abbau der Sandsteine in den zahlreichen großen Brüchen doch Knochen, Zähne und Panzerreste von Amphibien und Reptilien geborgen. Als spektakulär wurde der Fund des Brustpanzers des Dachschädlerlurchs („Panzerlurchs“) Cyclotosaurus robustus in den Brüchen bei Maulbronn empfunden, der heute in der Steinhauerstube des Dorfmuseums in Schmie ausgestellt ist. Diese bis 5 m langen Lurche waren Fischjäger, die in den ausgedehnten Sümpfen und Flüssen des Unter- und Mittelkeupers lebten (Schoch & Wild, 1999). In den tonigen Ablagerungen sind vereinzelt auch Flussmuscheln gefunden worden.

Geologische Profilzeichnung für den Steinbruch Winterhaldenhau bei Heilbronn, mit farbig abgesetzten Lagen unter anderem von Tonstein, Feinsandstein und Sandstein.
Geologisches Profil für den Steinbruch Winterhaldenhau bei Heilbronn

Oft sind die einzelnen Sandsteinbänke durch mm bis cm dicke Ton- und Siltsteinlagen voneinander getrennt. Die einzelnen Bänke der heute genutzten Steinbrüche sind 0,3–3,5 m, meist 1–2 m mächtig. Die Kluftabstände sind in vielen Werksteinbrüchen weitständig (1–6 m) und damit günstig für die Werksteingewinnung. Es fällt aber auf, dass in mächtigen, monotonen Sandsteinpaketen, die wenig tonige Zwischenmittel enthalten, die Klüftung oft stärker ausgebildet ist als in Abfolgen mit weniger dicken Bänken. In letztgenannten konnten die Massenbewegungen im Gebirge (Tektonik, gravitative Gleitung in Hanglagen) auf den Schichtflächen erfolgen, weshalb die dünnen Bänke weniger Kluftflächen aufweisen.

  • Vereinfachte Übersichtskarte der Lage der „Sandstränge“ des Schilfsandsteins im Dreieck Östringen–Crailsheim–Trichtingen.
  • Vereinfachte Übersichtskarte mit farbig markierten Flächen entlang einer Linie Kraichtal–Stromberg–Heilbronn–Löwensteiner Berge. Ebenfalls eingetragen sind verschiedene Steinbrüche.
  • Mehrfarbige Karte mit dem Ablagerungsraum des Schilfsandsteins in Deutschland.
  • Blick auf zwei farbig dargestellte, einfache Ablagerungsmodelle als Schnittzeichnungen von Steinbrüchen bei Eppingen-Mühlbach. Schnitt 1 (oben) geht von Nordwest nach Südost, Schnitt 2 (darunter) von Südwest nach Nordost.
  • Geologische Profilzeichnung für den Steinbruch Winterhaldenhau bei Heilbronn, mit farbig abgesetzten Lagen unter anderem von Tonstein, Feinsandstein und Sandstein.
  • Blick auf eine hohe Steinbruchwand aus hellbraunem Gestein. Im unteren Teil sind Blöcke herausgearbeitet. Die oberen Wände sind links gelblich, rechts bläulich grau und darüber rotbraun. Auf der Kuppe steht Wald.
  • Blick auf das Eingangsportal einer Kirche mit beidseitig vorstehenden Stützpfeilern. Das Mauerwerk ist mehrfarbig, teils grünlich bis bläulich, teils hellbraun.
  • Blick auf eine Gebäudewand aus mehrfarbigen Mauersteinen. Eine Doppeltür aus Holz bildet den Eingang.
  • Nahaufnahme von braunrotem Gestein, links als Mauerquader, rechts als verzierter Bildstein.
  • Teilansicht zweier scharf voneinander abgegrenzter Gesteinsschichten, oben rosa bis gelblich, unten blaugrau.
  • Teilansicht von hellbraunem Gestein mit bildhaftem Muster und schräg (links höher als rechts) verlaufenden Einkerbungen.
  • Blick auf eine feinbankige Gesteinswand, oben bläulich und mit waagrechter Schichtung, darunter grünlich und mit schräg (nach rechts unten) verlaufender Schichtung.
  • Das Foto zeigt eine hellbraune Gesteinsplatte mit dem Abdruck eines urzeitlichen Lurchs.
  • Blick in ein Kirchengewölbe mit hellem Putz und dunklen, sich überkreuzenden Stützbögen entlang der Decke.
  • Blick auf ein Klostergebäude aus hellbraunem Mauerwerk mit Eingangshalle und spitzem Eckturm. Im Vordergrund ein Steinbrunnen.
  • Blick auf Turm und Hauptschiff einer Kirche aus hellbraunem Mauerwerk. Der Turm hat einen weiß verputzten Aufsatz sowie ein Zwiebeldach. Im Vordergrund rechts eine Steinmauer, links ist eine große Glocke ausgestellt.
  • Blick auf eine große Kirche aus hellbraunem Mauerwerk, mit Hauptturm und Nebentürmen, unterteiltem Hauptschiff, roten und grünen Dächern sowie wegen Bauarbeiten abgesperrtem Vorplatz.
  • Blick auf einen historischen Wasserturm aus rötlichem Mauerwerk mit seitlichen Treppenaufgängen und Galerie. Im Vordergrund ein Zierbrunnen.

Literatur

  • Aigner, T. & Etzold, A. (1999). Stratigraphie und Fazies der Trias in der Umgebung von Tübingen anhand von Tagesaufschlüssen und Bohrungen (Exkursion D am 8. April 1999). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 81, S. 47–67. [13 Abb.]
  • Bachmann, G. H., Beutler, G., Hagdorn, H. & Hauschke, N. (1999). Stratigraphie der Germanischen Trias. – Hauschke, N. & Wilde, V. (Hrsg.). Trias – Eine ganz andere Welt – Mitteleuropa im frühen Erdmittelalter, S. 81–104, München (Pfeil). [17 Abb.]
  • Beutler, G. & Nitsch, E. (2005). Paläogeographischer Überblick. – Deutsche Stratigraphische Kommission (Hrsg.). Stratigraphie von Deutschland IV – Keuper, S. 15–30, Frankfurt a. M. (Courier Forschungsinstitut Senckenberg, 253).
  • Beutler, G., Hauschke, N. & Nitsch, E. (1999). Faziesentwicklung des Keupers im Germanischen Becken. – Hauschke, N. & Wilde, V. (Hrsg.). Trias – Eine ganz andere Welt – Mitteleuropa im frühen Erdmittelalter, S. 129–174, München (Pfeil). [31 Abb.]
  • Brunner, H. (1986a). Erläuterungen zu Blatt 6821 Heilbronn. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 204 S., 1 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1995]
  • Brunner, H. (2001a). Blatt Naturpark Stromberg-Heuchelberg. – 1. Aufl., Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 50 000, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Bräuhäuser, M. (1915b). Württemberg (einschließlich Hohenzollern). – Weiss, K. (Hrsg.). Handbuch der Stein-Industrie. – Die nutzbaren Gesteinsvorkommen Deutschlands, Bd. 1, S. 313–325, Berlin (Union Deutsche Verlagsgesellschaft). [3 Abb.]
  • Deutsche Stratigraphische Kommission (2002). Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 (GeoForschungsZentrum Potsdam; Courier Forschungsinst. Senckenberg, Frankfurt). [Koordination und Gestaltung: Menning, M. & Hendrich, A.]
  • Dittrich, D. (1989). Der Schilfsandstein als synsedimentär-tektonisch geprägtes Sediment – eine Umdeutung bisheriger Befunde. – Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 140, S. 295–310.
  • Füchtbauer, H. & Müller, G. (1970). Sedimente und Sedimentgesteine. XV + 726 S., Stuttgart (Schweizerbart). [326 Abb., 66 Tab.]
  • Grassegger, G., Bohrmann, R. & Häberl, K. (1990). Die Schilfsandsteine Baden-Württembergs. Teil I: Technische Eigenschaften (Teile 1 und 2). – Bautenschutz und Bausanierung, 13, S. 53–55 und 68–70. [6 Abb., 2 Tab.]
  • Hehl, J. C. L. (1825). Beiträge zur geognostischen Kenntniß von Würtemberg. Entworfen im Jahre 1822 (Fortsetzung). – Correspondenzblatt des Württembergischen Landwirthschaftlichen Vereins, 8, S. 75–100.
  • Heling, D. (1965). Zur Petrographie des Schilfsandsteins. – Beiträge zur Mineralogie und Petrographie, 11, S. 272–296. [9 Abb.]
  • Müller, B. (2007). Der Schilfsandstein des Mühlbacher Stranges – Fazies, Rohstoffgeologie, 3D-Modell. – Dipl.-Arb. Univ. Tübingen, 104 S., Tübingen. [unveröff.]
  • Nitsch, E. (2008). Wortgeschichten aus der Keuperstratigraphie, IV: Schilfsandstein. – Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 159(4), S. 651–656.
  • Schoch, R. & Wild, R. (1999). Die Wirbeltierfauna im Keuper von Süddeutschland. – Hauschke, N. & Wilde, V. (Hrsg.). Trias – Eine ganz andere Welt – Mitteleuropa im frühen Erdmittelalter, S. 395–408, München (Pfeil). [15 Abb.]
  • Thürach, H. (1888). Uebersicht über die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten Gegenden. Erster Theil. – Geognostische Jahreshefte, 1, S. 75–162. [2 Abb.]
  • Thürach, H. (1889). Uebersicht über die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten Gegenden. Zweiter Theil. – Geognostische Jahreshefte, 2, S. 1–90. [1 Abb.]
  • Villinger, E. (2011). Erläuterungen zur Geologischen Übersichts- und Schulkarte von Baden-Württemberg 1 : 1 000 000. 13. Aufl., 374 S., 1 Karte, Freiburg i. Br.
  • Wurster, P. (1964a). Geologie des Schilfsandsteins. – Mitteilungen aus dem Geologischen Staatsinstitut in Hamburg, 33, S. 1–140, 4 Taf., 15 Kt. [57 Abb.]
x
Dokument wird erzeugt.
Bitte warten ...