Die folgenden Darstellungen beruhen auf der Auswertung der durch das LGRB ermittelten Vorrats- und Flächenangaben. Die Daten zur Vorrats- und Flächensituation werden vom LGRB in der hausinternen Rohstoffgewinnungsstellen-Datenbank (RGDB) und in einem Geoinformationssystem (GIS) abgelegt. Aufgrund der Art der Datenablage und ‑erhebung kann es besonders bei älteren Daten zu geringfügigen Unterschieden bei der Flächenermittlung zwischen beiden Systemen kommen. In der RGDB werden üblicherweise Betreiberangaben vermerkt, wohingegen im GIS Flächen in der Regel nach Flurstückgrenzen abgegrenzt werden. Die Unterschiede im niedrigen einstelligen Prozentbereich haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Aussagegenauigkeit der Vorrats- und Flächenberechnungen.
Die Datengrundlage für die Ermittlung der Flächeninanspruchnahme beruht für die einzelnen Regionen auf unterschiedlichen Zeitpunkten. Für den Rohstoffbericht 2019 und für laufende Beratungsarbeiten wurden Flächendaten aus dem Jahr 2018 in den Regionen Rhein-Neckar, Mittlerer Oberrhein und Südlicher Oberrhein sowie Nordschwarzwald und aus dem Jahr 2017 in den Regionen Heilbronn-Franken, Stuttgart und Neckar-Alb nahezu vollständig erhoben. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg basieren die Daten auf unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten. Die Flächendaten der Region Donau-Iller stammen aus dem Jahr 2016. In den Regionen Ostwürttemberg, Bodensee-Oberschwaben und Hochrhein-Bodensee stammen die Flächendaten aus der Zeit vor 2016 (vgl. Rohförderung und Produktion in den Regionen).
Abbaugebiete (offene Fläche)
Nach den vorliegenden Erhebungen werden auf insgesamt rund 5260 ha des Landes oberflächennahe mineralische Rohstoffe in (zeitweise) betriebenen Abbaustätten gewonnen; das entspricht rund 0,15 % der Landesfläche (vgl. Tabelle). Zum Zeitpunkt des letzten Rohstoffberichts im Jahr 2012 betrug die gesamte offene Fläche der Abbaugebiete noch 6570 ha, entsprechend rund 0,18 % der Landesfläche. Der Anteil offener Abbauflächen ist seit dem Rohstoffbericht 2006 von rund 0,20 % auf einen Wert von 0,15 % gesunken. Mittelt man die Werte aus den drei Rohstoffberichten 2006, 2012/2013 und 2019, so beträgt die Flächeninanspruchnahme rund 0,17 %. Zusätzlich zu den offenen Abbauflächen von in Betrieb und zeitweise in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen ruht gegenwärtig auf 417 ha offener Fläche der Abbau, d. h. es werden derzeit keine Rohstoffe gefördert, die Konzession zum Rohstoffabbau besteht aber weiterhin. Die Flächeninanspruchnahme durch offene Flächen bzw. Abbaugebiete für die Rohstoffgewinnung ist also nicht statisch. Der Abbaubetrieb einer Gewinnungsstelle kann ruhen, danach aber – je nach rohstoffgeologischer und genehmigungsrechtlicher Situation – wiederaufgenommen werden oder aber auch nach wenigen Jahren die Flächen vollständig verlassen, so dass diese nach gesetzlichen Maßgaben rekultiviert und anderen Nutzungen übergeben werden können.
Tabelle: Durch Rohstoffgewinnung von in Betrieb und zeitweise in Betrieb befindlichen Abbaustätten in Anspruch genommene Flächen einschließlich der genehmigten Restvorräte in den Abbau- und Erweiterungsgebieten in Baden-Württemberg, gegliedert nach Regionen (unter Tage gewonnene Rohstoffe sind nicht berücksichtigt; Auswertungen des LGRB, Bezugsjahr 2018)
Region (RV = Regionalverband) |
Anzahl Abbaustellen (über Tage) |
Abbaugebiet gesamt = offene Fläche (ha) |
Rekultivierte oder in Rekultivierung befindliche Fläche (ha) |
Gebietsgröße Region (ha)* (2018) |
Offene Abbaufläche 2018 (%) |
Summe Erweiterungsgebiete (ha) |
Restvorräte (Mio. m3)
|
RV Stuttgart |
23 |
170 |
290 |
365 357 |
0,05 |
165 |
91 |
RV Heilbronn-Franken |
46 |
269 |
370 |
476 475 |
0,06 |
228 |
74 |
RV Ostwürttemberg |
23 |
242 |
142 |
213 852 |
0,11 |
106 |
40 |
RV Mittlerer Oberrhein |
37 |
1000 |
780 |
213 734 |
0,47 |
83 |
72 |
RV Rhein-Neckar |
26 |
613 |
299 |
244 130 |
0,25 |
228 |
66 |
RV Nordschwarzwald |
15 |
119 |
125 |
233 928 |
0,05 |
82 |
35 |
RV Südlicher Oberrhein |
66 |
1014 |
526 |
406 151 |
0,25 |
76 |
96 |
RV Schwarzwald-Baar-Heuberg |
38 |
195 |
272 |
252 914 |
0,08 |
100 |
53 |
RV Hochrhein-Bodensee |
54 |
334 |
381 |
275 584 |
0,12 |
157 |
69 |
RV Neckar-Alb |
23 |
179 |
199 |
246 454 |
0,07 |
178 |
49 |
RV Donau-Iller |
68 |
627 |
666 |
288 675 |
0,22 |
529 |
153 |
RV Bodensee-Oberschwaben |
61 |
497 |
549 |
350 111 |
0,14 |
412 |
66 |
Baden-Württemberg |
480 |
5260 |
4598 |
3 567 365 |
0,15 |
2344 |
863 |
* ohne die gemeindefreien Gebiete Rheinau und Gutsbezirk Münsingen (Quelle: StaLa)
Der Anteil an offener Abbaufläche variiert in den Planungsregionen des Landes in Abhängigkeit vom vorherrschend genutzten Rohstoff. Der Flächenanteil ist mit etwas mehr als 0,47 % in der Region Mittlerer Oberrhein am größten. Obwohl der Anteil offener Abbauflächen in konzessionierten Gewinnungsstellen in der Region Mittlerer Oberrhein seit dem letzten Rohstoffbericht 2012 von 0,76 % auf 0,47 % gesunken ist, ist sie bis dato die Region Baden-Württembergs mit dem größten Anteil offener Abbauflächen. Dies ist auf die entlang des Oberrheins vorherrschende Nassgewinnung von Kies aus – im Vergleich zur Region Südlicher Oberrhein – geringermächtigen Lagerstätten und dementsprechend großer Flächeninanspruchnahme zurückzuführen. Des Weiteren können bei Trockenabbau, wie er in anderen Regionen vorherrschend durchgeführt wird, rekultivierte Bereiche wieder anderen Nutzungen zugeführt werden, während Baggerseen bestehen bleiben. Am südlichen Oberrhein liegt der Anteil offener Abbauflächen aufgrund der größeren Mächtigkeit der Kieslagerstätten und der größeren Abbautiefen lediglich bei 0,25 %. Mit jeweils rund 0,05 % bzw. fast 0,06 % ist der Anteil offener Flächen in den „Festgesteinsregionen“ Stuttgart, Nordschwarzwald und Heilbronn-Franken am kleinsten (vgl. Tabelle).
Erweiterungsgebiete
Die kumulative Flächengröße der Erweiterungsgebiete (= genehmigte und noch völlig unverritzte, künftige Abbaugebiete) der in Betrieb und zeitweise in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen ist leicht rückläufig. Im Jahr 2006 waren 2524 ha an Erweiterungsgebieten, entsprechend 0,071 % der Landesfläche, konzessioniert, im Jahr 2012 waren es 2387 ha entsprechend 0,067 %. Gegenwärtig sind es 2344 ha entsprechend 0,066 % (vgl. Tabelle). Die Fläche für Erweiterungsgebiete nimmt damit parallel zur rückläufigen Entwicklung sowohl in der Anzahl der in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen als auch in der Größe der offenen Abbauflächen weiterhin ab.
Beantragte Gebiete
Dem LGRB liegen – auf der Basis freiwilliger Auskünfte der rohstoffgewinnenden Betriebe – nur eingeschränkte Angaben über Neuanträge vor. Demnach haben diese Flächen im Jahr 2018 eine Gesamtgröße von rund 363 ha. Es stehen dem LGRB derzeit keine flächendeckenden Daten von Seiten der Landratsämter für Baden-Württemberg zur Verfügung. Eine sichere Aussage über die zurückliegende oder zukünftige Entwicklung ist deshalb nicht möglich.
Rekultivierte und in Rekultivierung befindliche Flächen
Derzeit befinden sich rund 4598 ha bzw. rund 0,13 % der Landesfläche in Rekultivierung oder sind bereits – innerhalb der Konzessionsgebiete – vollständig rekultiviert (vgl. Tabelle). Somit hat die Fläche der sich in Rekultivierung befindlichen oder vollständig rekultivierten Gebiete innerhalb der Konzessionsgebiete zugenommen – trotz einer Abnahme der Anzahl der Abbaustellen für oberflächennahe mineralische Rohstoffe. Die Zunahme an rekultivierten Flächen geht einher mit dem Rückgang der offenen Flächen (Abbaugebiete).
Konzessionierte Flächen (Summe aus Abbau-, Erweiterungs- und rekultivierten Gebieten)
Die insgesamt konzessionierten Flächen im Jahr 2018 einschließlich der Abbaugebiete, der genehmigten Erweiterungsgebiete und der rekultivierten Flächen umfassen nach den LGRB-Betriebserhebungen 12 201 ha. Das entspricht rund 0,34 % der Landesfläche. In den letzten Rohstoffberichten wurden bei der insgesamt konzessionierten Fläche Zuwächse verzeichnet. Zum aktuellen Stand ist die Gesamtfläche erstmals zurückgegangen.
Durch oberflächennahe Rohstoffgewinnung beanspruchte und wieder einer anderen Nutzung zugeführte Flächen
Die ehemaligen Abbaustellen und vollständig abgebauten Gebiete mit heute noch erkennbaren Flächengrößen von mehr als 0,5 ha nehmen nach dem aktuellen Stand (November 2019) der Erfassung von Betriebspolygonen durch das LGRB eine Gesamtfläche von etwa 166,8 km2 ein. Tatsächlich ist die gesamte durch Rohstoffgewinnung einst in Anspruch genommene Fläche größer. Viele frühere Abbauflächen sind heute überbaut oder aufgefüllt und seit Jahrzehnten anderen Nutzungen (Land- und Forstwirtschaft) übergeben. Daher ist eine vollständige Ermittlung der Flächengrößen nicht mehr in allen Fällen möglich. Landesweit wurden jedoch alle auf alten topografischen Karten eingezeichneten Flächen bereits erfasst. Zusätzlich schreitet auch die Erfassung von ehemaligen Abbauflächen aus anderen Bezugsquellen mit der fortlaufenden rohstoffgeologischen Kartierung für die Karte der mineralischen Rohstoffe 1 : 50 000 (KMR50) weiter voran.
Flächeninanspruchnahme in Betrieb befindlicher und nach 1985 stillgelegter Gewinnungsstellen
Die Diagramme (siehe unten) zeigen den landesweiten Größenvergleich aller Flächen für alle in Betrieb befindlichen und seit 1986 (oder später) stillgelegten Gewinnungsstellen außer den sogenannten „Altabbauen“. Die Darstellung beinhaltet auch bisher unverritzte Erweiterungsgebiete und beantragte, aber noch nicht genehmigte Flächen. Es wird deutlich, dass die gesamte Flächeninanspruchnahme von 189,4 km2 im Jahr 2012 auf 197,3 km2 im Jahr 2018 anstieg. Der Anteil der genutzten Abbaugebiete hat jedoch abgenommen, im Jahr 2012 waren 73,1 km2 abgebaut oder in Abbau befindlich, im Jahr 2018 waren es 57,7 km2. Für 2018 liegen für eine unverritzte Gesamtfläche („Erweiterungsgebiete“) von rund 26 km2 Abbaugenehmigungen vor. Da die Diagramme auch Flächen von ruhenden Abbaustätten (es existiert eine Genehmigung, findet jedoch kein Abbau statt) beinhalten, sind die Angaben zu Abbau-, Rekultivierungs- und Erweiterungsgebieten geringfügig größer als in der Tabelle (siehe oben). Der Anteil an ehemaligen Abbaugebieten, die einer anderen Nutzung übergeben wurden, hat von 2012–2018 von insgesamt 49,3 km2 auf 56,3 km2 (inkl. Altabbaue von 147,6 km2 auf 167,5 km2) zugenommen.
Flächen mit aktueller und ehemaliger Rohstoffgewinnung insgesamt
Betrachtet man alle ehemaligen Flächen, auf denen oberflächennaher Rohstoffabbau stattfindet oder stattfand – unabhängig davon, ob es sich um historischen Abbau vor dem Jahr 1986, nach 1985 aus der Konzession entlassene Flächen oder um Abbau- und Rekultivierungsflächen in aktuellen Konzessionsgebieten handelt – kann man den bisherigen Anteil des Landes mit aktueller oder ehemaliger Rohstoffgewinnung bestimmen. Die 480 im Jahr 2018 in Abbau befindlichen oberflächennahen Betriebsflächen (d. h. ohne untertägige Gewinnungsstellen) nehmen zusammen etwa 52,6 km2 Fläche ein; hinzukommen rekultivierte Flächen in noch konzessionierten Gewinnungsbetrieben von rund 46 km2 Größe (vgl. Tabelle). Addiert man alle ehemaligen, aus der Konzession entlassenen Flächen mit 166,8 km2, so fand insgesamt bislang auf einer Fläche von rund 266,1 km2 oberflächennaher Rohstoffabbau in Baden-Württemberg statt. Bezogen auf die Landesfläche sind das rund 0,74 %. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen dürfte auch zu dem Zeitpunkt des Abschlusses der letzten Erfassungsarbeiten der gesamte Flächenanteil durch historische, in den letzten Jahrzehnten eingestellte und aktuelle Rohstoffgewinnung nur geringfügig ansteigen und unter 1 % der Landesfläche liegen.