Böden aus Feuersteinschlufflehm und Feuersteinlehm
Als Feuersteinlehm bezeichnetes umgelagertes jungtertiäres Paläobodenmaterial bedeckt weite Teile von Albuch und Härtsfeld mit z. T. großer Mächtigkeit. Seinen Namen hat der Feuersteinlehm von den zerbrochenen Hornsteinknollen aus dem Oberjura, die als umgelagerter tertiärzeitlicher Verwitterungsrückstand in großer Zahl in das Feinmaterial eingelagert sind. Örtlich treten die Feuersteine angereichert als Feuersteinschutt in Erscheinung.
Besonders im Norden der Bodengroßlandschaft, zwischen Böhmenkirch und den Hochflächen östlich von Aalen, wird der Feuersteinlehm verbreitet von Deckschichten überlagert, die in der Geologischen Karte als Feuersteinschlufflehm bezeichnet werden. Es handelt sich um lösslehmreiche pleistozäne Fließerden, die geringe bis mittlere Gehalte an Feuersteinen aufweisen (Decklage über Mittellage; Decklage entspricht „Hauptlage“ nach KA6, AG Boden, 2024)

In der weit verbreiteten Kartiereinheit (KE) o21 werden die Feuerstein führenden lösslehmreichen Deckschichten meist in 5–> 10 dm u. Fl. von Fließerden aus Rückstandston der Karbonatgesteinsverwitterung bzw. Feuersteinlehm unterlagert. Vorherrschende Böden sind Parabraunerden und Terra fusca-Parabraunerden. Oft ist die Lessivierung nur schwach ausgebildet oder gar nicht feststellbar, sodass auch Braunerden zur Bodengesellschaft gehören. Meist sind die Böden tief entkalkt und unter Wald oft podsolig. Nur stellenweise treten unterhalb 7–10 dm u. Fl. karbonathaltige Kalkstein führende Fließerden auf.
Wo die lösslehmreichen Fließerden (Mittellagen) nur noch sehr geringmächtig sind oder fehlen wird das Bodenprofil mehr von den tertiären Feuersteinlehmen geprägt (o97, o89). Der in der Decklage entwickelte obere Profilabschnitt enthält oft sehr viel Feuersteingrus, ebenso wie die häufig bereits in 2–10 dm u. Fl. folgende Basislage aus solifluidal umgelagertem, tonig-lehmigem, ockerbraunem bis rotbraunem Feuersteinlehm. Bei den in KE o89 abgegrenzten Parabraunerden und Braunerden kann unterhalb 8 dm u. Fl. karbonathaltiger Feinboden oder anstehender Oberjura-Kalkstein auftreten, wogegen die Parabraunerden in KE o97 tief entkalkt, stark versauert und deutlich podsoliert sind.

Im Randbereich der Hochflächen und an Oberhängen führt die 1–6 dm mächtige Decklage z. T. sehr viel Feuersteinschutt. Neben umgelagertem Feuersteinlehm bildet hier oft jüngeres Terra fusca-Material den Unterboden. Im Gegensatz zu den sonst tief entkalkten Feuersteinlehmen kann hier bereits in 5–10 dm Tiefe steiniges karbonathaltiges Bodenmaterial oder Festgestein des Oberjuras auftreten (o85, o91, Braunerde-Terra fusca und Terra fusca-Braunerde).
Während bei den oben genannten Kartiereinheiten die Karstdrainage meist noch aktiv ist, kann mächtiger, dichtgelagerter Feuersteinlehm in flachen Mulden zu Staunässe und wechselfeuchten Standortsverhältnissen führen. Die dort weit verbreiteten Pseudogleye und Parabraunerde-Pseudogleye wurden in KE o46 abgegrenzt. In manchen Flachlagen sind Pseudogley-Parabraunerden und pseudovergleyte Parabraunerden mit weniger stark ausgeprägten Staunässemerkmalen verbreitet (o84). Extrem vernässte Standorte finden sich dagegen in Mulden und Senken auf der Rauhen Wiese bei Bartholomä, wo ganzjährig staunasse Stagnogleye vorkommen (o52). Diese sind z. T. anmoorig und können örtlich sogar in flache Moore übergehen (o98), die innerhalb eines kleinen Naturschutzgebiets liegen (Kellermann, 2007n).

Stärker podsolierte Böden wie Braunerde-Podsole, Podsole und Podsol-Braunerden (o48, o88) nehmen vergleichsweise wenig Fläche ein und stellen auf der aus Karbonatgestein aufgebauten Schwäbischen Alb eine Besonderheit dar. Sie sind an sandig-lehmige Deckschichten gebunden, die viel Feuersteinschutt enthalten. Zudem sind diese Bereiche seit vielen Generationen von Fichtenwäldern bestanden, deren Nadelstreu die Podsolierung weiter verstärkt hat. Wo die Feuersteinschutt führenden Deckschichten ausdünnen, können geringmächtige Podsole mit Rohhumusauflage ausgebildet sein, die eine Terra fusca oder karbonathaltiges Kalksteinverwitterungsmaterial überlagern (o48). Wo sich lokal sehr viel Feuersteinschutt angereichert hat, gehören auch podsolige Braunerde-Regosole und Podsol-Regosole zu dieser Bodengesellschaft.
Auch in dem heute überwiegend bewaldeten Verbreitungsgebiet von Feuersteinschlufflehm und Feuersteinlehm gab es in historischer Zeit Bodenerosion infolge landwirtschaftlicher Nutzung oder bergbaulicher Tätigkeit (vgl. Übersichtskapitel). Das von Hängen abgetragene Bodenmaterial wurde in Muldentälern wieder abgelagert. Feuersteingrus führende mittel tiefe bis tiefe Kolluvien (o51) sind dort die vorherrschenden Böden.
Literatur
- (2024). Bodenkundliche Kartieranleitung, 6. Aufl. – Band1: Grundlagen, Kennwerte und Methoden; Band 2: Geländeaufnahme und Systematik. 6. komplett überarbeitete und erweiterte Auflage., 552 S., Hannover (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesrepublik Deutschland).
- (2007n). Raue Wiese. – Wolf, R. & Kreh, U. (Hrsg.). Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart, S. 716–718, Stuttgart (Thorbecke).