Verbreitungsgebiete: Oberschwaben, nördlich des Bodensees zwischen Illertal und Donautal und entlang des Hochrheins
Erdgeschichtliche Einstufung: Hasenweiler-Formation, Illmensee-Formation und Rheingletscher-Niederterrassenschotter, „Würm“, Quartär
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol "Themenebenen" links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper

Die Verbreitung der „Würm“-zeitlichen Kiese und Sande umfasst Gebiete zwischen Illertal, Bodensee und Donautal sowie entlang des Hochrheins. Die überwiegend geringmächtigen Kieskörper werden aus horizontal- und schräggeschichteten Schüttungskörpern zusammengesetzt. Die sandigen Kiese wurden in nach Norden entwässernden, mindestens schon „Riß“-zeitlich angelegten Schmelzwasserrinnen mit geringem Gefälle abgelagert. Ferner sind die fluviatilen Rinnenschüttungen und Deltasedimente der in den Bodensee führenden Flusssysteme der Ur-Schussen und Ur-Argen von Bedeutung. Zunehmend werden auch Kiesvorkommen mit geringerem Lagerstättenpotential, wie z. B. gestauchte Kiese der Endmoränenwälle, mit verbesserter Aufbereitungstechnik gewonnen. Die allseitige Abnahme der nutzbaren Mächtigkeit und die zunehmenden Nutzungskonflikte mit dem Grundwasserschutz begrenzen den Kiesabbau.
Gestein
Die grauen bis hellgrauen, zum Teil gelblich bis bräunlichen Kiese bestehen aus sandigen Fein- bis Grobkiesen, welche teilweise steinig sind, mit sandigen Einschaltungen. Lokal kann Sand gegenüber Kies dominieren. Selten treten in der Abfolge auch Dezimeter bis mehrere Meter mächtige Nagelfluhschichten auf.

Petrographie
Korngrößenverteilung für die würmzeitlichen sandigen Kiese (n = 22):
Korngröße | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
Ton/Schluff (< 0,063 mm) | 0,5 | 11,8 | 3,1 |
Sand (0,063–< 2 mm) | 14,6 | 50,3 | 29,3 |
Feinsand (0,063–< 0,2 mm) | 3,5 | 21,6 | 8,2 |
Mittelsand (0,2–< 0,63 mm) | 3,5 | 26,0 | 11,0 |
Grobsand (0,63–< 2 mm) | 4,9 | 16,2 | 10,1 |
Fein- bis Mittelkies (2–< 16 mm) | 21,0 | 49,2 | 35,3 |
Grobkies (16–< 63 mm) | 13,8 | 43,8 | 26,8 |
Überkorn (> = 63 mm) | 0,0 | 24,1 | 5,4 |
Geröllpetrographische Zusammensetzung der Fraktionen 11–22 mm (n = 22):
Petrographie | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
Quarzite | 0,0 | 8,5 | 2,7 |
Quarze und Milchquarze | 0,6 | 10,4 | 3,1 |
Hornsteine | 0,0 | 1,9 | 0,5 |
Gneise und Granite | 3,9 | 20,7 | 8,7 |
Amphibolite/Grüngesteine | 0,0 | 6,7 | 2,6 |
Porphyre | 0,0 | 1,2 | 0,2 |
Sandsteine | 0,0 | 47,6 | 19,2 |
kalkige Sandsteine | 0,0 | 31,1 | 3,9 |
Kalksteine | 36,4 | 81,4 | 55,3 |
Dolomitsteine | 0,0 | 3,2 | 0,9 |
Nagelfluh | 0,0 | 10,0 | 2,6 |
Der Karbonatgehalt der Sandfraktion beträgt (n = 13) 18,8–37,9 % (im Mittel 30,2 %).
Mächtigkeiten

Geologische Mächtigkeit: Die geologische Mächtigkeit der „Würm“-Kiese beläuft sich auf durchschnittlich etwa 20 m, vereinzelt können bis über 30 m erreicht werden.
Genutzte Mächtigkeit: Die genutzte Mächtigkeit liegt im Allgemeinen zwischen 5–30 m. Probleme bereiten schluffige Zwischenschichten und Nagelfluhschichten, letztere werden aber teilweise mit aufbereitet.
Gewinnung und Verwendung

Gewinnung: Die „Würm“-Kiese werden mittels Radlader und Hydraulikbagger im Trockenabbau und mittels Seilbagger mit Schürfkübel, Eimerkettenschwimmbagger und Schwimmgreiferbagger im Nassabbau gewonnen. Die Aufbereitung des Rohmaterials erfolgt vor Ort mit Hilfe einer mobilen und im Kieswerk mittels einer stationären Siebanlage. Außerdem erfolgt die Aufbereitung durch Brechen und Waschen.
Verwendung: Verwendung finden die „Würm“-Kiese und -Sande im Hoch- und Tiefbau als Betonzuschlag, Mörtel- und Estrichsande, als Bettungs-, Fugen und Füllsande sowie als Frostschutzkies im Straßenbau.
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Die südliche Abbauwand einer Sand- und Kiesgrube bei Stockach zeigt schwach kiesige, schluffige Sande auf. Messlatte 5 m.
Die südliche Abbauwand einer Sand- und Kiesgrube bei Stockach zeigt schwach kiesige, schluffige Sande auf. Messlatte 5 m.
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Mittelsandige, fein- bis mittelkiesige und steinige Grobkiese in Wechsellagerung mit fein- bis grobkiesigen Mittel- bis Grobsanden der Illmensee-Formation in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1). Typisch ist die schlechte Sortierung der Kiese.
Mittelsandige, fein- bis mittelkiesige und steinige Grobkiese in Wechsellagerung mit fein- bis grobkiesigen Mittel- bis Grobsanden der Illmensee-Formation in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1). Typisch ist die schlechte Sortierung der Kiese.
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Detailaufnahme der Illmensee-Schotter in einer Kies- und Sandgrube bei Stockach. Im Jahr 2011 wurde vom LGRB eine Kies-Einzelprobe entnommen. Die Korngrößenverteilung der Probe ist wie folgt: Ton, Schluff (< 0,063 mm): 4,0 %; Sand (0,063–<2 mm): 36,7 %; Fein- bis Mittelkies (2–<16 mm): 42,2 %; Grobkies (16–<63 mm): 13,8 %.
Detailaufnahme der Illmensee-Schotter in einer Kies- und Sandgrube bei Stockach. Im Jahr 2011 wurde vom LGRB eine Kies-Einzelprobe entnommen. Die Korngrößenverteilung der Probe ist wie folgt: Ton, Schluff (< 0,063 mm): 4,0 %; Sand (0,063–<2 mm): 36,7 %; Fein- bis Mittelkies (2–<16 mm): 42,2 %; Grobkies (16–<63 mm): 13,8 %.
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Kiesig bis sandige Schotter der Illmensee-Formation werden in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1) abgebaut. Höhe der Messlatte: 5 Meter.
Kiesig bis sandige Schotter der Illmensee-Formation werden in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1) abgebaut. Höhe der Messlatte: 5 Meter.
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Übersichtsaufnahme des Abbaugebiets der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1). In der Abbauwand sind Moränenablagerungen mit zahlreichen Steinen und Blöcken zu finden, darunter folgen kiesige Sande. In der unteren Abbauwand stehen schwach kiesige, schluffige Fein- bis Mittelsande an.
Übersichtsaufnahme des Abbaugebiets der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1). In der Abbauwand sind Moränenablagerungen mit zahlreichen Steinen und Blöcken zu finden, darunter folgen kiesige Sande. In der unteren Abbauwand stehen schwach kiesige, schluffige Fein- bis Mittelsande an.
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Sandige, fein- bis grobkiesige, schwach steinige Schotter sind in der westlichen Abbauwand einer Kiesgrube bei Stockach zu sehen.
Sandige, fein- bis grobkiesige, schwach steinige Schotter sind in der westlichen Abbauwand einer Kiesgrube bei Stockach zu sehen.
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Detailaufnahme in einer Kiesgrube bei Stockach mit spröd gestörten und gestauchten, wechsellagernden Kies- und Sandlagen.
Detailaufnahme in einer Kiesgrube bei Stockach mit spröd gestörten und gestauchten, wechsellagernden Kies- und Sandlagen. Im glazial geprägten Alpenvorland sind glazialtektonische Störungen in der quartären Schichtenfolge weitaus häufiger zu sehen als endogene tektonische Verwerfungen.
Detailaufnahme in einer Kiesgrube bei Stockach mit spröd gestörten und gestauchten, wechsellagernden Kies- und Sandlagen.
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Abbauwand von Grobkiesen und Grobsanden der Illmensee-Formation in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1).
Abbauwand von Grobkiesen und Grobsanden der Illmensee-Formation in der Kies- und Sandgrube Stockach-Hoppetenzell (RG 8120-1).
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Rheingletscher-Niederterrassenschotter in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4): Unter einer geringmächtigen Deckschicht (hellbraune Farbe) stehen sandige Kiese an, wobei etwa ein Drittel trocken und zwei Drittel nass gewonnen werden. Wandhöhe: 11 m.
Rheingletscher-Niederterrassenschotter in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4): Unter einer geringmächtigen Deckschicht (hellbraune Farbe) stehen sandige Kiese an, wobei etwa ein Drittel trocken und zwei Drittel nass gewonnen werden. Wandhöhe: 11 m.
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Detailausschnitt der östlichen Profilwand in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4). Zu sehen sind dicht gelagerte Fein- bis Grobkieslagen mit auskeilenden Mittel- bis Grobsandlinsen.
Detailausschnitt der östlichen Profilwand in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4). Zu sehen sind dicht gelagerte Fein- bis Grobkieslagen mit auskeilenden Mittel- bis Grobsandlinsen.
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Kieshalden in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4). Im Hintergrund ist ein Baggersee zu sehen.
Kieshalden in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4). Im Hintergrund ist ein Baggersee zu sehen.
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Der Nassabbau in einer Kiesgrube bei Pfullendorf erfolgt über einen Eimerkettenbagger.
Der Nassabbau in einer Kiesgrube bei Pfullendorf erfolgt über einen Eimerkettenbagger.
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Baggersee in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4)
Baggersee in der Kiesgrube Pfullendorf (RG 8021-4)
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In einer Kiesgrube bei Pfullendorf werden eisrandnahe Außenwallwürmschotter der Ilmensee-Formation abgebaut. Die Abbauwand ist ca. 10 Meter hoch.
In einer Kiesgrube bei Pfullendorf werden eisrandnahe Außenwallwürmschotter der Ilmensee-Formation abgebaut. Die Abbauwand ist ca. 10 Meter hoch.
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Im Vordergrund werden ca. 10 m des Kieses im Trockenabbau gewonnen. Im Hintergrund ist der Kiesnassabbau zu sehen. Im Nassabbau werden ca. 15–20 m Kies gewonnen.
Im Vordergrund werden ca. 10 m des Kieses im Trockenabbau gewonnen. Im Hintergrund ist der Kiesnassabbau zu sehen. Im Nassabbau werden ca. 15–20 m Kies gewonnen.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (2011a). Quartärgeologie des Rheingletschergebiets (Exkursion I). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 93, S. 387–417.
- (2011b). The Quaternary of the southwest German Alpine Foreland (Bodensee-Oberschwaben, Baden-Württemberg, Southwest Germany). – E&G Eiszeitalter und Gegenwart – Quaternary Science Journal, 60(2-3), S. 306–328.
- (2013a). Blatt L 8120 Stockach, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 132 S., 23 Abb., 6 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kleinschnitz, M., Kimmig, B.]