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Südschwarzwälder Buntsandstein

Nahaufnahme eines Gesteins, welches in den unteren zwei Dritteln des Bildes hellbeige ist und eine leichte Schichtung aufweist. Im oberen Drittel ist das Gestein dunkelrot. Rechts unten befindet sich eine Münze als Maßstab.
Typisch grober Buntsandstein aus Degerfelden
Blick auf einen größeren, bearbeiteten Steinblock. Der Stein hat eine rötlich graue Farbe und liegt auf einem zweiten Steinblock auf. Links hat der Block eine runde, nach unten zeigende Ausbuchtung.
Balkenwiderlager aus grobkörnigem, schräg geschichtetem Degerfelder Sandstein

Gewinnung: Der Degerfelder Buntsandstein wird seit der Antike für große Bauwerke genutzt. Er ist z. B. in den römischen Ausgrabungen von Augusta Raurica (Balkenwiderlager), im Badegebäude von Badenweiler und in den Fundamenten des römischen Castrum am Breisacher Münsterbergs anzutreffen (Werner, 2005, 2008). Nach Rentzel (1998, S. 190) sind unter den aus Sandstein gefertigten Arbeiten der „grobkörnige Mittlere Buntsandstein vom Nettenberg“ bei Degerfelden und auch der „homogene, feingeschichtete Buntsandstein“ die am häufigsten verwendeten antiken Werksteine in Augst bzw. Augusta Raurica (Der häufigste römische Baustein in Augusta Raurica und dem benachbarten Castrum war der dickplattig brechende Muschelkalk, der nach Rentzel aus Basel, Grenzach und flussnahen Brüchen in Kaiseraugst stammt). Der genannte feingeschichtete, tiefrote Sandstein kann sowohl aus dem Oberen Buntsandstein von Degerfelden als auch von Schopfheim (s. u.) stammen. Der Transportweg von den Degerfelder Brüchen zum Hochrhein betrug nur 2–3 km, bis nach Augusta Raurica südlich der heutigen Ortschaft Kaiseraugst nur max. 4,5 km. Eine römische Brücke führte von einem am Nordufer gelegenen Brückenkopf in das Castrum Rauracense; sie dürfte ebenso für Steintransporte genutzt worden sein wie der unmittelbare Schiffstransport in den Hafen der Römerstadt.

  • Das Foto zeigt zwei Türme sowie weitere Bauten einer Kirche. Die Türme stehen links und mittig und sind wie der Rest der Kirche aus rötlichem Gestein gebaut. Das Dach des Hauptschiffes hat ein rautenförmiges Muster.
  • Eingangsportal einer Kirche mit Doppeltüre, schmalen Säulen und Verzierungen. Das verwendete Gestein ist von rötlich grauer Farbe.
  • Das Foto zeigt eine aus Stein gehauene Reiterstatue mit Sockel und Überdachung. Statue sowie das dahinter sichtbare Mauerwerk eines Gebäudes bestehen aus rötlich grauem Gestein.
  • Blick nach oben auf die Innenseite eines Torbogens. Der Bogen besteht aus rötlich grauen, unterschiedlich großen Mauersteinen.
  • Ansicht einer Kirche in perspektivischer Verzerrung: Der Blick geht von unten nach oben. Zu sehen sind Turm (mittig oben) sowie Stützpfeiler und verschiedene Fenster. Das Mauerwerk der Kirche ist aus grauem bis rötlichem Gestein.
  • Nahaufnahme eines rötlich grauen Mauersteins mit teils waagrechter, teils schräger Schichtung sowie gröberen Poren unten. Oben und rechts sind weitere Mauersteine angefügt.
  • Blick auf die aus Stein gefertigte Einfassung einer Tür. Das Gestein ist rötlich grau und reich verziert; auf dem Sims befindet sich zusätzlich ein bogenförmiger Aufsatz.
  • Blick auf die Einfassung einer Tür mit rötlich grauen, vertikale Furchen aufweisenden Mauersteinen.
  • Blick auf den Eingangsbereich eines Gebäudes. Sockel (links), Fensterbrüstung (links oben) und Treppe (rechts) bestehen aus rötlich grauen, teils porigen Steinen. Die Fenstereinfassung sowie die Treppenwand sind aus glatterem Gestein gefertigt.

Südöstlicher Hotzenwald und Mühlsteingruben bei Waldshut

Die Grafik zeigt eine mehrfarbige Karte des Gebietes Hamburg bis München, unterteilt in Gebiete mit Ablagerungen, Abtragungen und zeitweiliger Wasserbedeckung. Auch Salzvorkommen sind eingetragen.
Paläogeographische Situation des Germanischen Beckens während des Oberen Buntsandsteins

Lage, Geologie, Gesteinsbeschreibung: Im südöstlichen Hotzenwald, in welchem das Grundgebirge von einer geringmächtigen Tafel von Triassedimenten überlagert wird, ist der Buntsandstein in Beckenrandfazies entwickelt. Erst zur Zeit des höheren Mittleren Buntsandsteins und des Oberen Buntsandsteins reichte das sich von Norden her ausdehnende Buntsandsteinbecken, also der Raum, in dem es zur Sedimentation von Sanden und Tonen kam, bis in das Gebiet des Hotzenwalds. Dementsprechend sind hier die Schichtmächtigkeiten des Buntsandsteins gering. Sandstein und überlagernde Röttone sind im Gebiet um Waldshut nur max. 12 m mächtig (Bausch & Schober, 1997).

Die LGRB-Rohstofferkundungsbohrung Ro8316/B6 bei Talhöfe südlich von Untermettingen z. B. traf unter rund 160 m mächtigen Sedimentgesteinen des Muschelkalks 3,7 m mächtige Röttone und darunter nur 3,6 m mächtige, grünliche, rote und hellgraue Mittel- bis Grobsandsteine des Oberen Buntsandsteins an; dieser überlagert die alte Landoberfläche des kristallinen Grundgebirges, das hier aus Biotitgneisen des Murgtal-Gneisanatexits besteht (LGRB, 2002b). Der sonst im Schwarzwald weit verbreitete und für die Werksteinindustrie bedeutsame, dunkelrote, feinkörnige Plattensandstein, wie er z. B. auch noch bei Schopfheim in Abbau stand (s. vorheriger Abschnitt), fehlt bei Waldshut. Eine Forschungsbohrung des LGRB im ca. 16 km entfernten Wutachtal, nördlich der Schattenmühle, traf den Buntsandstein bereits wieder in einer etwas mächtigeren Ausbildung, nämlich in einer Mächtigkeit von 32,5 m an (Simon et al., 2009); über dem kristallinen Grundgebirge folgen dort 22,5 m mächtige Fein- bis Grobsandsteine des Mittleren und Oberen Buntsandsteins. Der 10 m mächtige Obere Buntsandstein führt an seiner Basis 2,5 m mächtige Plattensandsteine.

Blick auf eine teilweise offenliegende Gesteinswand innerhalb eines Bergwerkes. Der offene Teil weist zahlreiche senkrecht verlaufende Furchen auf; die Mitte ist zudem von einer Lampe beleuchtet, die ein Bergmann rechts auf seinem Helm trägt.
Mühlsteinbank im Mühlsteinbergwerk „Bleiche“ im Liederbachtal bei Waldshut

Eine Besonderheit stellt die Mühlsteingewinnung im Buntsandstein bei Waldshut-Tiengen dar, die schon 1393 erstmals urkundlich erwähnt wurde (Falkenstein, 1986). Die meisten alten Steinbrüche und untertägigen Gruben liegen nordwestlich von Waldshut im Schmitzinger Tal und im Liederbachtal bei Eschbach. Genutzt wurde eine 1–2 m mächtige Sandsteinbank im unteren Teil des Oberen Buntsandsteins, die entweder direkt auf dem Verwitterungsgrus des Grundgebirges aufliegt oder (stellenweise) max. 2 m mächtige, konglomeratische Sandsteine überlagert, welche noch dem Mittleren Buntsandstein zugerechnet werden (Metz, 1980; Bausch & Schober, 1997). Die Mühlsteinbank besteht aus einem sehr widerstandsfähigen, verkieselten Mittel- bis Grobsandstein weißlichgrauer Färbung. Sie wird von einer Folge aus tonig-schluffigen, dünnbankigen–plattigen Sandsteinen mit Karneol- bzw. Chalcedonkonkretionen überlagert, welche relativ leicht abgebaut werden konnten; hierin entstanden die untertägigen Arbeitshohlräume der Mühlsteinhauer. Nur stark verkieselte und gleichkörnige Sandsteine waren für die Mühlsteinproduktion brauchbar. Oft war der Quarzsandstein weniger gut verkieselt, engständige Klüfte zerteilten das Lager oder die Bank ging lateral in mürbe Arkosesandsteine mit zahlreichen kaolinitisierten Kalifeldspatbruchstücken über (Metz, 1980). Metz gibt zwei chemische Analysen für die Mühlstein-taugliche Werksandsteinbank an, die zeigen, dass diese zu rund 99 % aus SiO2 (hier gleichzusetzen mit Quarz und Chalcedon) besteht.

  • Farbig angelegte Übersichtskarte, das den Südschwarzwald zwischen Basel und Waldshut zeigt, mit verschiedenen Gesteinsschichten und Abbaugebieten.
  • Die Grafik zeigt eine mehrfarbige Karte des Gebietes Hamburg bis München, unterteilt in Gebiete mit Ablagerungen, Abtragungen und zeitweiliger Wasserbedeckung. Auch Salzvorkommen sind eingetragen.
  • Nahaufnahme eines Gesteins, welches in den unteren zwei Dritteln des Bildes hellbeige ist und eine leichte Schichtung aufweist. Im oberen Drittel ist das Gestein dunkelrot. Rechts unten befindet sich eine Münze als Maßstab.
  • Teilansicht eines Steinbruches mit einem einzelnen mächtigen Steinblock.  Der Block ist von rötlich grauer Farbe und oben bewachsen. Ein Hammer zeigt die Größenverhältnisse an.
  • Blick auf einen größeren, bearbeiteten Steinblock. Der Stein hat eine rötlich graue Farbe und liegt auf einem zweiten Steinblock auf. Links hat der Block eine runde, nach unten zeigende Ausbuchtung.
  • Das Foto zeigt zwei Türme sowie weitere Bauten einer Kirche. Die Türme stehen links und mittig und sind wie der Rest der Kirche aus rötlichem Gestein gebaut. Das Dach des Hauptschiffes hat ein rautenförmiges Muster.
  • Eingangsportal einer Kirche mit Doppeltüre, schmalen Säulen und Verzierungen. Das verwendete Gestein ist von rötlich grauer Farbe.
  • Das Foto zeigt eine aus Stein gehauene Reiterstatue mit Sockel und Überdachung. Statue sowie das dahinter sichtbare Mauerwerk eines Gebäudes bestehen aus rötlich grauem Gestein.
  • Blick nach oben auf die Innenseite eines Torbogens. Der Bogen besteht aus rötlich grauen, unterschiedlich großen Mauersteinen.
  • Ansicht einer Kirche in perspektivischer Verzerrung: Der Blick geht von unten nach oben. Zu sehen sind Turm (mittig oben) sowie Stützpfeiler und verschiedene Fenster. Das Mauerwerk der Kirche ist aus grauem bis rötlichem Gestein.
  • Nahaufnahme eines rötlich grauen Mauersteins mit teils waagrechter, teils schräger Schichtung sowie gröberen Poren unten. Oben und rechts sind weitere Mauersteine angefügt.
  • Blick auf ein Waldstück mit überwachsenen, ehemaligen Steinbruchhügeln.
  • Blick auf die aus Stein gefertigte Einfassung einer Tür. Das Gestein ist rötlich grau und reich verziert; auf dem Sims befindet sich zusätzlich ein bogenförmiger Aufsatz.
  • Blick auf die Einfassung einer Tür mit rötlich grauen, vertikale Furchen aufweisenden Mauersteinen.
  • Blick auf den Eingangsbereich eines Gebäudes. Sockel (links), Fensterbrüstung (links oben) und Treppe (rechts) bestehen aus rötlich grauen, teils porigen Steinen. Die Fenstereinfassung sowie die Treppenwand sind aus glatterem Gestein gefertigt.
  • Das Foto zeigt den Eingangsbereich einer Kirche mit hohen Säulen links, Mittelwand und Portal rechts. Säulen und Wände des Gebäudes sind aus weißlich bis rötlich grauem Stein.
  • Nahaufnahme von weißlich bis rötlich grauem Mauerwerk; teils gefurcht und gerundet, mit dunkleren, waagrechten Streifen.
  • Blick auf eine teilweise offenliegende Gesteinswand innerhalb eines Bergwerkes. Der offene Teil weist zahlreiche senkrecht verlaufende Furchen auf; die Mitte ist zudem von einer Lampe beleuchtet, die ein Bergmann rechts auf seinem Helm trägt.

Literatur

  • Bausch, W. & Schober, T. (1997). Erläuterungen zum Blatt 8316/8416 Klettgau / Hohentengen am Hochrhein. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 287 S., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Berger, L. (1998). Führer durch Augusta Raurica. 247 S., Augst (Hist. & Antiquar. Ges. Basel).
  • Birlin, J. (1994). Degerfelden und seine Nachbarschaft. Auf dem Wege durch die Jahrhunderte. 428 S., Binzen (Resin). [zahlr. Abb.]
  • Falkenstein, F. (1986). Der ehemalige Mühlsteinbergbau im Schmitzinger Tal bei Waldshut. – Heimat am Hochrhein (Jahrbuch des Landkreises Waldshut), Bd. XII, S. 168–193.
  • Falkenstein, F. (1989). Die Mühlsteingräberei in der Umgebung von Dogern. – Heimat am Hochrhein (Jahrbuch des Landkreises Waldshut), Bd. XIV, S. 121–140.
  • Knapp, U. (1993). Das Breisacher Münster. Bauforschung. – BMFT-Bericht, S. 1–146, Tübingen (Landesdenkmalamt Baden-Württemberg). [unveröff.]
  • LGRB (2002b). Blatt L 8316/L 8516 Stühlingen/Hohentengen am Hochrhein, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 162 S., 25 Abb., 7 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Butscher, C., m. Beitr. v. Werner, W. & Heinz, J.]
  • Laske, R. & Sawatzki, G. (2000a). Beiheft zu Blatt 8312 Schopfheim. – 2. Ausg., Beih. Vorl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 38 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [unveröff.]
  • Laske, R. & Sawatzki, G. (2000b). Beiheft zu Blatt 8412 Rheinfelden (Baden). – 2. Ausg., Beih. Vorl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 8 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Metz, R. (1980). Geologische Landeskunde des Hotzenwaldes. 1116 S., 4 Kt., Lahr (Moritz Schauenburg Verlag). [574 Abb.]
  • Rentzel, P. (1998). Antike Steingewinnung im Hochrheintal. Eine Übersicht für die Gegend zwischen Basel und Rheinfelden. – Römermuseum Augst (Hrsg.). Mille Fiori. Festschrift für Ludwig Berger, S. 185–191, Augst (Forschungen in Augst, 25). [6 Abb.]
  • Simon, T., Bartenbach, M., Bock, H., Lepper, J., Martin, M. & Reimann, M. (2009). Ergebnisse der Forschungsbohrung Wutachschlucht (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald Baden-Württemberg). – LGRB-Informationen, 22, S. 103–122.
  • Werner, W. (2005). Auf diese Steine konnte man bauen. Römische Gesteinsnutzung in Südwestdeutschland. – Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (Hrsg.). Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, S. 393–398, Stuttgart (Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart 1. Okt. 2005 – 8. Jan. 2006).
  • Werner, W. (2008). Erkundung, Neugewinnung und Verwendung eines seltenen historischen Werksteins: Kaiserstühler Tephrit-Pyroklastit für das Breisacher Münster (Südlicher Oberrhein, Baden-Württemberg). – Siegesmund, S. & Snethlage, R. (Hrsg.). Denkmalgesteine – Festschrift Wolf-Dieter Grimm, S. 74–94, Hannover (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 59). [19 Abb., 1 Tab.]
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