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Rottenburg–Tübingen–Pliezhausen–Altenriet

Dreigeteiltes Foto mit zwei rötlich grauen Steinköpfen links und mittig. Rechts sind Bohrkerne übereinander gestapelt.
Zahlreiche Statuen aus Stubensandstein aus dem römischen Heiligtum von Eutingen-Rohrdorf

Aus dem genannten Gebiet wurde schon zu römischer Zeit Werksteinmaterial, vor allem für Repräsentativbauten, aber auch für Statuen, flussabwärts über den Neckar transportiert. Das grobkörnige, großporige Material war für die antike Bildhauertechnik, die eine vollständige Bemalung der Figuren einschloss, offensichtlich besonders gut geeignet (Werner in: Künzl, 2010). Sandstein vom Typus Pliezhausen–Altenriet wurde u. a. für die berühmten Zwölfgötterstatuen des Vicus von Rohrdorf verwendet.

Mehrfarbige geologische Schnittzeichnung, dargestellt ist der Aufbau von Stubensandstein-Schichten in einem Steinbruch. Ermittelt wurde der Aufbau durch Erkundungsbohrungen.
Modell des Aufbaus der oberen Stubensandstein-Schichten, Steinbruch Pliezhausen-Rübgarten

Der Abbau ging hier, wie in Schlaitdorf, im Oberen Stubensandstein um, der von Tonmergeln und Tonen der Knollenmergel-Formation überlagert wird. Im Jahr 1987 wurden unter der ­Leitung von Prof. W. Ernst (Tübingen) zur Erkundung der Lagerstätte zahlreiche Kernbohrungen im Steinbruchbereich und seiner Umgebung entlang eines NW–SO-Profils abgeteuft. Sie erbrachten, dass das lateral wie vertikal in der Zusammensetzung stark variable Lager nach Nordosten einfällt und eine NW–SO-streichende Störung das Lager durchläuft (Nach unveröff. Arbeitsunterlagen von Prof. W. Ernst, Tübingen, im LGRB-Archiv).

  • Blick auf zwei treppenartig abgebaute Steinbruchwände aus rötlich grauem Gestein. Links verläuft eine Störungszone, am unteren Bildrand steht Wasser. Auf der oberen Gesteinsreihe kniet eine Person mit einer Messlatte.
  • Blick auf einen Arbeiter in einem Steinbruch, der – auf einem Steinblock stehend – diesen mit einem Bohrgerät bearbeitet. Im Hintergrund Steinbruchwände.
  • Blick von oben in einen Steinbruch. Ein auf einem Steinblock stehender Arbeiter versucht, mit einem Hammer Keile in das Gestein zu schlagen. Im Hintergrund Steinbruchwände. Links unten steht Wasser.
Nahaufnahme von mehreren Schichten grobkörnigem, porösem, hellbraun gefärbtem Gestein. Ein Schreibstift links oben dient als Größenvergleich.
Grobkörniger, stark poröser Pliezhauser Stubensandstein

Das im Jahr 2013 im Stbr. Pliezhausen aufgeschlossene, insgesamt 5–7 m mächtige Sandsteinpaket besteht aus mehreren, z. T. durch Ton bzw. Mergel oder durch dünnplattige Sandsteine getrennte Lager von 0,3 bis 3 m Mächtigkeit. Die Lager weisen je nach Bindemittel und Kornverzahnung stark wechselnde Materialeigenschaften auf. Das genutzte Lager, der obere Teil des Dritten Stubensandsteins (vgl. Modell des Aufbaus der Oberen Stubensandstein-Schichten), besteht aus einem mittelsandigen, schwach feinkiesigem Grobsandstein und Fein- bis Mittelsandsteinen mit charakteristischer feiner Limonitsprenkelung. Die Bindung ist kaolinitisch-kieselig. Der Pliezhauser Stubensandstein sandet im Anbruch leicht ab, in der gesägten Oberfläche ist er grobporig und nicht absandend. Die Farbe ist fast weiß/grauweiß bis bräunlich beige, bisweilen leicht rötlich.

Nahaufnahme eines körnigen, porösen, hellbraunen Steinblockes mit dunkelrot gefärbten, eingravierten Markierungen (L und 3).
Block aus Stubensandstein an ehem. Mühlengebäude („Neckarburg“) bei Neckartenzlingen

Etwa 200 m südlich der Brüche wird das Lager schon von 8 m Abraum überdeckt. Die in ein 2 m mächtiges oberes und ein 1,5 m mächtiges unteres Lager getrennte Sandsteinschicht wird dort von etwa 2 m plattigen, tonigen Sandsteinen und von 2,7 m mächtigen siltig-sandigen Feinsedimenten der Vierten Hangendletten überlagert; darüber folgen die Tonmergelsteine der Knollenmergel-Formation. Einen Einblick in die stark wechselhafte Abfolge bieten die schluchtartigen Bachrisse im Waldgebiet östlich der Neckarburg. An den steinsichtigen Gebäuden an der Neckarburg ist der grobe Quarzsandstein aus den Altenrieter Brüchen erhalten.

  • Vereinfachte Übersichtskarte des Gebiets Tübingen–Filderstadt mit farbiger Darstellung des Vorkommens der Löwenstein-Formation sowie der Lage von Steinbrüchen und Sandgruben.
  • Mehrfarbige geologische Schnittzeichnung, dargestellt ist der Aufbau von Stubensandstein-Schichten in einem Steinbruch. Ermittelt wurde der Aufbau durch Erkundungsbohrungen.
  • Blick von oben in einen Steinbruch. Ein auf einem Steinblock stehender Arbeiter versucht, mit einem Hammer Keile in das Gestein zu schlagen. Im Hintergrund Steinbruchwände. Links unten steht Wasser.
  • Blick auf zwei treppenartig abgebaute Steinbruchwände aus rötlich grauem Gestein. Links verläuft eine Störungszone, am unteren Bildrand steht Wasser. Auf der oberen Gesteinsreihe kniet eine Person mit einer Messlatte.
  • Blick auf einen Arbeiter in einem Steinbruch, der – auf einem Steinblock stehend – diesen mit einem Bohrgerät bearbeitet. Im Hintergrund Steinbruchwände.
  • Nahaufnahme von mehreren Schichten grobkörnigem, porösem, hellbraun gefärbtem Gestein. Ein Schreibstift links oben dient als Größenvergleich.
  • Teilansicht von zweigeteiltem Gestein: Oben grünlich braun mit hervortretenden Blocksteinen, darunter bläulich grau und knollig bis schrundig. Eine hinzugefügte rote Trennlinie markiert beide Bereiche.
  • Blick auf eine Kirche mit Turm (links) und Anbau (rechts). Die Kirche ist weiß verputzt, mit Ecksteinen, Sockel und Fensterumrandungen aus hellbraunem Stein. Der Turm trägt einen Aufsatz aus dem gleichen Stein, mit großen Fenstern und ohne Verputz.
  • Nahaufnahme eines körnigen, porösen, hellbraunen Steinblockes mit dunkelrot gefärbten, eingravierten Markierungen (L und 3).
  • Dreigeteiltes Foto mit zwei rötlich grauen Steinköpfen links und mittig. Rechts sind Bohrkerne übereinander gestapelt.
  • Blick auf die Überreste eines Gebäudes aus der Römerzeit; zu sehen sind die niedrigen Mauern ehemaliger Wohnräume. Im Hintergrund links wurde eine Mauer mit neuem Material aufgefüllt.

Literatur

  • Knacke-Loy, O. (1989). Geologische Kartierung am südlichen Schönbuchrand bei Pliezhausen. – Dipl.-Arb. Teil II, Univ. Tübingen, 57 S., Anl., 1 Kt., Tübingen. [13 Abb., unveröff.]
  • Künzl, E. (2010). Die Zwölfgötter von Rohrdorf. Ein Heiligtum im Saltus Sumelocennensis von Marcus Aurelius bis Caracalla. – Fundberichte aus Baden-Württemberg, 31, S. 449–560. [54 Abb.]
  • Ludwig, S. (1989). Herkunft, Verarbeitung und Verwitterung von Keuper-Werksteinen in Baudenkmälern Baden-Württembergs. – Diss. Univ. Tübingen, 158 S., Tübingen. [70 Abb., 22 Tab.]
  • Lukas, R. (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
  • Schumacher, T. (1993). Großbaustelle Kölner Dom: Technik des 19. Jahrhunderts bei der Vollendung einer gotischen Kathedrale. – Diss. Techn. Hochsch. Aachen, 878 S., Köln (Verlag Kölner Dom).
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