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Nordschwarzwälder Buntsandstein

Übersicht, Gesteinsbeschreibungen

Farbige Übersichtskarte mit der Geologie des Nordschwarzwalds. Unten rechts steht eine erklärende Legende.
Geologische Übersichtskarte des Nordschwarzwalds

Die von der Natursteinindustrie insgesamt als „Buntsandstein“ bezeichneten Sandsteine der Trias und der Tigersandstein-Formation des Perms fanden im Nordschwarzwald über die gesamte Mächtigkeit von fast 350 m in zahlreichen Brüchen Verwendung. Mit nur wenigen Ausnahmen sind die Abbaue stillgelegt, die ehemalige Verwendung der Sandsteine ist meist nicht dokumentiert. Der Sandstein diente nicht nur als Werkstein oder zum Mauerbau, sondern häufig auch als gebrochener Naturstein für den Wegebau.

Eck-Formation (suE): Im Eyachtal südöstlich von Bad Herrenalb wurden im Bereich einer Störungszone in vier kleinen Steinbrüchen verkieselte Sandsteine der Eck-Formation gewonnen. Nach Frank (1936a) wurde das Material zur Herstellung von Schotter für Waldwege abgebaut und wies folgende technische Eigenschaften auf: Rohdichte 2,48–2,49 g/­cm3, Druckfestigkeit 130–152 MPa.

Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen des Buntsandsteins im Nordschwarzwald anhand eines Säulenprofils.
Übersicht der Buntsandsteinabfolge im Nordschwarzwald

Geröllsandstein-Subformation (sVg) im Nordschwarzwald: Die etwa 26 m mächtigen Sandsteine des Oberen Geröllsandsteins (sVgo) haben in früheren Zeiten gutes Baumaterial für die nächste Umgebung geliefert (Fenster- und Türfassungen, Mauersteine, Pflastersteine; Brill, 1931). Durch zahlreiche geröllführende Lagen ist das Potenzial zum Abbau von Sandsteinen als Naturwerkstein aus heutiger Sicht eher gering. Vor allem ist ein häufiger Wechsel zwischen festen und mürben Partien zu beobachten (Schmidt, 1908; Regelmann & Bräuhäuser, 1935; Wendt, 1963). Nach Brill (1933) wurde im Raum Pforzheim der Obere Geröllsandstein aufgrund des kieseligen Bindemittels und seiner damit einhergehenden (im Vergleich zur Plattensandstein-Formation) weniger guten Bearbeitbarkeit seltener als Werkstein genutzt, lieferte dafür aber ein geschätztes Wegebaumaterial, besonders für den Unterbau. Nach Regelmann (1913) wurden bei Dobel aus den Blöcken des Oberen Geröllsandsteins Mühlsteine bis 1,25 m Durchmesser angefertigt. Während uns über die zuvor genannten Abschnitte des Nordschwarzwälder Buntsandsteins kei­ne geochemischen oder ge­steinsphysikalischen Daten vorliegen, gibt es einige wertvolle Informationen über den viel verwendeten Plattensandstein dieser Region.

Petrographie und Geochemie

Zu sehen ist hier eine rötlich graue, glatte hohe Steinbruchwand. Rechts ragt ein großer Block heraus, auf dem ein Mann steht. Vor der Wand liegen Bruchscherben. Links lehnt eine Messlatte an der Wand.
Rote, bankige bis dickbankige Feinsandsteine im Steinbruch Tiefenbronn bei Mühlhausen

An einer Plattensandsteinprobe aus der Abbauwand des Steinbruchs bei Tiefenbronn (RG 7118‑1) wurde mittels Dünnschliffanalyse ermittelt, dass in diesem Feinsandstein kein klares Trennflächengefüge ausgebildet ist. Die wenigen Hellglimmer bilden kurze Aggregate und sind nicht eingeregelt. Tonminerale treten in isolierten Fetzen und Körnern auf, Kaolinit ist sehr selten. Der Anteil an detritischen Glimmern und neugebildeten Tonmineralen ist insgesamt deutlich, jedoch bilden diese keinen Kornverband; die Verzahnung der Quarze wird dadurch nicht behindert. Auch trotz der im Schliff erkennbaren relativ hohen Porosität zeigt der Sandstein einen innigen Kornverband der Quarzkörner über suturierte Quarz-Quarz-Kontakte sowie durch Quarz-Syntaxialzemente (Mitt. M. Martin). Kalzit ist in Zwickeln und z. T. als Zement nicht selten. Der Sandstein erscheint auch unter heutigen Anforderungen insgesamt gut geeignet.

Die Tabelle (s. u.) gibt die chemische Zusammensetzung der o. g. Probe aus Tiefenbronn wieder. Der SiO2-Gehalt mit über 81 % ist überwiegend auf Quarz, untergeordnet auf die Schichtsilikate (Hellglimmer, Tonminerale, Kaolinit) zurückzuführen; diese sind mit ca. 14 % am Gesteinsaufbau beteiligt. Im Vergleich zu den Plattensandsteinen bei Freudenstadt und Schramberg ist der Karbonatgehalt leicht erhöht, der für die violettrote Färbung verantwortliche Fe2O3-Gehalt entspricht mit 1,8 % den anderen Vorkommen im Schwarzwald.

Ansicht einer Steinbruchwand mit unregelmäßigem Verlauf. Links und rechts eines größeren, feststehenden Blockes ist das Gestein zersplittert. Am Steinblock ist eine Messlatte angelehnt.
Sandsteine im Steinbruch Wilferdingen

(3) Im Steinbruch Remchingen-Wilferdingen (Mutschelbacherstr. 101, Fa. NSN Natursteinwerke Nordschwarzwald GmbH & Co. KG, RG 7017‑1) wurden bis 2014 feinstreifige, dunkelrote bis violettrote, hellglimmerreiche, wechselnd verkieselte Fein- bis Mittelsandsteine der Plattensandstein-Formation abgebaut. Seit 2020 ist der Betrieb stillgelegt. Typisch für die Werksteinhorizonte der Plattensandstein-Formation ist auch hier die rasche laterale Mächtigkeitsänderung. Die gängige Handelsbezeichnung für die Plattensandsteine dieses Gebiets ist „Pfinztäler Sandstein“. Die horizontal, oft auch schräg geschichteten Sandsteine wurden zuletzt vor allem für die Herstellung von spaltrauen oder gesägten Polygonalplatten, Pflanztrögen, Gestaltungssteinen, Raumauersteinen sowie Mauer- und Pflastersteinen verwendet. Der Abbau erfolgte meist nur einmal im Jahr und auf einer Sohle. Im Abbaugebiet am Nordwestrand des Steinbruchs standen zwei Werksteinlager mit je 2–3 m Mächtigkeit an, im Mittel waren also ca. 5 m gewinnbar. Die einzelnen Bänke schwankten in ihrer Mächtigkeit zwischen 0,1 und 1 m. Die kräftig roten Schichten der Plattensandstein-Formation (Sandsteine und Tonsteine im Wechsel) werden mit scharfer Grenze von den weinroten Ton-/Schluffsteinen der Rötton-Formation überlagert.

  • Farbige Übersichtskarte mit der Geologie des Nordschwarzwalds. Unten rechts steht eine erklärende Legende.
  • Blick auf eine mehrfarbige Übersichtskarte des Nordschwarzwaldes mit Ausstrich des Buntsandsteins. Markiert sind auch Standorte verschiedener Steinbrüche.
  • Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen des Buntsandsteins im Nordschwarzwald anhand eines Säulenprofils.
  • Zu sehen ist hier eine rötlich graue, glatte hohe Steinbruchwand. Rechts ragt ein großer Block heraus, auf dem ein Mann steht. Vor der Wand liegen Bruchscherben. Links lehnt eine Messlatte an der Wand.
  • Zu sehen ist ein Teil eines rötlich gefärbten Steinbruches mit treppenartigem Aufbau. Links am Rand steht eine glatte hohe Wand sowie ein davor lagernder Steinblock an. Ein Mensch steht auf diesem Block. In der Bildmitte ist eine Messlatte angelehnt.
  • Das Foto zeigt den Eingangsbereich eines Badehotels mit roter Steinfassade, Säulen und Rundbogenfenstern.
  • Aufwärts blickend sieht man hier die rötliche Steinfassade einer Kirche mit hohen Spitzbogenfenstern und Stützpfeilern. Zwischen den Fenstern, etwas unterhalb der Bildmitte, ist eine Frauenfigur angebracht.
  • Ansicht einer Steinbruchwand mit unregelmäßigem Verlauf. Links und rechts eines größeren, feststehenden Blockes ist das Gestein zersplittert. Am Steinblock ist eine Messlatte angelehnt.
  • Das Bild zeigt eine Ansammlung quadratischer bis rechteckiger, rötlicher Pflastersteine. Ein Hammer rechts am Bildrand zeigt die Größenverhältnisse an.
  • Aufwärts blickend sieht man links eine Burgmauer aus rötlichem Stein und rechts einen hinter Bäumen aufragenden, viereckigen Burgturm.

Literatur

  • Bindig, M. & Backhaus, E. (1995). Rekonstruktion des Paläoenvironments aus den fluviatilen Sedimentkörpern der Röt-Sandsteinfazies (Oberer Buntsandstein) Südwestdeutschlands. – Geologisches Jahrbuch Hessen, 123, S. 69–105. [31 Abb., 2 Tab.]
  • Brill, R. (1931). Erläuterungen zu Blatt Ettlingen (Nr. 57). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 66 S., 2 Taf., Heidelberg (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1985: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7016 Karlsruhe-Süd; Stuttgart]
  • Brill, R. (1933). Erläuterungen zu Blatt Pforzheim (Nr. 64). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 80 S., 3 Taf., Heidelberg (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1984: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7118 Pforzheim-Süd; Stuttgart]
  • Frank, M. (1936a). Erläuterungen zu Blatt 7216 Gernsbach. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 162 S., 1 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Unveränderter Nachdruck 1994]
  • Frank, M. (1944). Die natürlichen Bausteine und Gesteinsbaustoffe Württembergs. 340 S., Stuttgart (Schweizerbart). [17 Abb.]
  • LGRB (2004a). Blatt L 7118 Pforzheim, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 225 S., 33 Abb., 4 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Knaak, M., m. Beitr. v. Werner, W., Kilger, B.-M. & Waldmann, F.]
  • LGRB (2010a). Blatt L 7114/L 7116 Rastatt/Karlsruhe-Süd, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 237 S., 30 Abb., 9 Tab., 3 Kt., 2 CD-ROM, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kimmig, B. & Kesten, D., m. Beitr. v. Werner, W. & Kilger, B.-M.]
  • LGRB (2011a). Blatt L 7312/L 7314 Rheinau/Baden-Baden und Westteil des Blattes L 7316 Bad Wildbad, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 243 S., 36 Abb., 9 Tab., 3 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Anders, B. & Kimmig, B., m. Beitr. v. Werner, E. & Kilger, B.-M.]
  • Metz, R. (1977). Mineralogisch-landeskundliche Wanderungen im Nordschwarzwald, besonders in dessen alten Bergbaurevieren. 2. Aufl., 632 S., Lahr (Schauenburg).
  • Regelmann, K. (1913). Erläuterungen zu Blatt Wildbad (Nr. 66). – Erl. Geol. Spezialkt. Kgr. Württ., 160 S., 1 Beil., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt). [Nachdruck 1934, 1971, 1996: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7217 Bad Wildbad; Stuttgart]
  • Regelmann, K. & Bräuhäuser, M. (1935). Erläuterungen zu Blatt Baiersbronn (Nr. 92). – Erl. Geol. Spezialkt. Württ., 114 S., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt). [Nachdruck 1972, 1991: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 7416 Baiersbronn; Stuttgart]
  • Reyer, E. (1927). Die Bausteine Württembergs nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Struktur in Bezug zu ihrer bautechnischen Verwendung und wirtschaftlichen Bedeutung. VIII + 138 S., 3 Taf., Halle/Saale (Martin Boerner Verlagsanstalt). [8 Abb.]
  • Schmidt, A. (1928b). Erläuterungen zu Blatt Weil der Stadt (Nr. 68). – Erl. Geol. Spezialkt. Württ., 63 S., 2 Taf., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt).
  • Schmidt, M. (1908). Erläuterungen zu Blatt Altensteig (Nr. 93). – Erl. Geol. Spezialkt. Kgr. Württ., 82 S., Stuttgart (Geologische Abteilung im württembergischen Statistischen Landesamt).
  • Wendt, W. (1963). Sediment-Untersuchungen am Kernmaterial neuerer Bohrungen im Buntsandstein des Nordschwarzwalds. – Dipl.-Arb. Univ. Heidelberg, 97 S., Heidelberg. [unveröff.]
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