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Ölschiefer

Verbreitungsgebiet: Albvorland

Erdgeschichtliche Einstufung: Posidonienschiefer-Formation (juPO), Unterjura

(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt

Lagerstättenkörper

Das Bild zeigt die halbhohe Abbauwand eines Steinbruches. Das hellgraue Gestein ist plattig und scherbig. In der Bildmitte hält ein Arbeiter mit Schutzweste und Helm einen Maßstab hoch. Vor der Wand stehen Wasserlachen.
Abbauwand im Tagebau bei Dormettingen

Die Gesteine der Posidonienschiefer-Formation wurden vor ca. 180–184 Mio. Jahren in einem flachen, schlecht durchlüfteten Meeresbecken, mit stabiler Dichteschichtung mit nur geringem vertikalem Austausch, abgelagert. Während der Bildung der Posidonienschiefer-Formation kam es unter sauerstoffarmen Bedingungen zur Ablagerung von Ton-, Mergel- und Kalksteinen mit erhöhten Bitumenanteilen.

Vergleichbare Bedingungen herrschen heute im Schwarzen Meer (sog. euxinische Verhältnisse; Pontus Euxinus = lat. Name für das Schwarze Meer). Salzarmes, sauerstoffreiches und leichteres Oberflächenwasser überlagert deckelartig dichteres, salzhaltigeres und sauerstoffarmes bis -freies Tiefenwasser, das Schwefelwasserstoff (H2S) enthält. Herabsinkende organische Reste werden in diesem anoxischen Milieu nur noch unvollständig zersetzt und reichern sich am Meeresboden an. Das bedingt die hohen Gehalte an organischen Verbindungen und an Eisensulfiden in diesen sog. Schwarzschiefern.

Die Bezeichnung „Ölschiefer“ geht auf den oftmals hohen Kohlenwasserstoffgehalt zurück. Von rohstoffwirtschaftlicher Bedeutung ist der Posidonienschiefer heute besonders dort, wo er unverwittert ist, mindestens 5 m nutzbare Mächtigkeit und hohe Kohlenwasserstoffgehalte aufweist. Früher wurde der Posidonienschiefer wegen der Kohlenwasserstoffgehalte auch in Baden-Württemberg zu den Energierohstoffen gezählt, obgleich er heute überwiegend zur Portlandzement-Herstellung verwendet wird. Die Ölschiefer streichen entlang der Schwäbischen Alb aus und bilden einen flächenhaft verbreiteten, geschichteten Rohstoffkörper.

Petrographische Massenprozente in Ölschiefer

Mächtigkeiten

Nahaufnahme von dunkelgrauen Gesteinsplatten, die zwischen hellerem Material hervorstehen. Links der Bildmitte dient ein Maßband als Größenvergleich.
Bituminöse Mergelsteine im Steinbruch Ohmden

Geologische Mächtigkeit: Die Gesamtmächtigkeit der Posidonienschiefer-Formation schwankt zwischen nur 1 m an der östlichen Landesgrenze und rund 30 m im Kraichgau. Im Bereich der Schwäbischen Alb variiert die geologische Mächtigkeit in Oberflächennähe zwischen 6 und 12 m.

Genutzte Mächtigkeit: Bei Dotternhausen/Dormettingen werden 6–9 m genutzt bis zum Top des sogenannten „Fleins“ (Werksteinbank), da dieser eine tragfähige Sohl­schicht für die schweren Fahrzeuge abgibt.

Verarbeitung: Der Posidonienschiefer wird im Zementwerk Dotternhausen nach dem von Rudolf Rohrbach entwickelten, weltweit einzigartigen Verfahren zur energiegünstigen Zementproduktion verwendet. Der im Schieferbruch gewonnene Ölschiefer wird zerkleinert und ohne zusätzlichen Brennstoff bei ca. 800 °C in vier Wirbelschichtöfen thermisch aufbereitet und anschließend gemahlen. Hierbei erhält der gebrannte Ölschiefer (GÖS) optimale hydraulische Eigenschaften, die für seine weitere Verwendung zur Zementherstellung von entscheidender Bedeutung sind. Der GÖS wird entweder selbst als Produkt (Spezialbindemittel) oder in Zementen als Ersatz für den Klinker verwendet. Die Abwärme aus dem Brennprozess wird nachgeschaltet zur Stromerzeugung genutzt. So ist die Stromerzeugung eng an das Brennen des Ölschiefers gekoppelt und dient überwiegend der Eigenversorgung und der Wirtschaftlichkeit des Gesamtprozesses.

  • Mittelgraue, sehr feinkörnige Gesteinsplatte mit mehreren, unterschiedlichen goldfarbenen Ammoniten. Am rechten Bildrand liegt eine Münze als Maßstab.
  • Nahaufnahme von dunkelgrauen Gesteinsplatten, die zwischen hellerem Material hervorstehen. Links der Bildmitte dient ein Maßband als Größenvergleich.
  • Übersichtsaufnahme eines Steinbruches mit hellgrauem Gestein. Das Bild zeigt vor einer bewaldeten Böschung niedrige Abbauwände, Steinhaufen und Fahrwege.
  • Blick auf eine flache, von Wasser durchzogene graue Bodenfläche. Im Hintergrund erhebt sich eine niedrige Steinbruchwand. Davor ist eine auf Transportschienen laufende Maschine zu sehen. Im Vordergrund folgt von Gras durchsetzter Boden.
  • Das Bild zeigt die halbhohe Abbauwand eines Steinbruches. Das hellgraue Gestein ist plattig und scherbig. In der Bildmitte hält ein Arbeiter mit Schutzweste und Helm einen Maßstab hoch. Vor der Wand stehen Wasserlachen.
  • Blick auf ein hellgraues Gesteinsstück mit zahlreichen darin eingebetteten, von Muscheln stammenden bräunlichen Schalenresten. Rechts dient ein aufgelegter Kugelschreiber als Größenvergleich.

Literatur

  • Hilger, J. (2000). Ölschiefer des Lias epsilon (Unter-Toarcium) – Gleichzeitige Nutzung als mineralischer Rohstoff und als Brennstoff bei Rohrbach Zement/Dotternhausen. – Zentralblatt für Geologie und Paläontologie, Teil I, 1999, S. 371–379. [3 Abb., 1 Tab.]
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
  • Röhl, H.-J. (1998). Hochauflösende palökologische und sedimentologische Untersuchungen im Posidonienschiefer (Lias epsilon) von SW-Deutschland. – Tübinger Geowissenschaftliche Arbeiten, Reihe A, 47, S. 1–170, 12 Taf. [52 Abb., 2 Tab.]
  • Schmid-Röhl, A. (1999). Hochauflösende geochemische Untersuchungen im Posidonienschiefer (Lias epsilon) von SW-Deutschland. – Tübinger Geowissenschaftliche Arbeiten, Reihe A, 48, S. 1–189.
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