Verbreitungsgebiete: Westlicher Bodenseeraum, Hegau und entlang des Hochrheins
Erdgeschichtliche Einstufung: Hasenweiler- und Illmensee-Formation, Quartär
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Lagerstättenkörper

Die Verbreitung der „Würm“-zeitlichen Kiese und Sande umfasst das Gebiet am westlichen Bodensee, im Hegau und entlang des Hochrheins. Die unterschiedlich mächtigen Kieskörper werden aus horizontal- und schräggeschichteten Schüttungskörpern zusammengesetzt. Die sandigen Kiese wurden überwiegend im Singener Becken („Singener Kiesfeld“) und seinen Nebenbecken wie z. B. dem Steißlinger Becken, und in älteren Schmelzwasserrinnen (wie der Aachtalrinne und der Schaffhauser Rinne) abgelagert. Daneben treten sogenannte „Drumlinkiese“ wie die Markelfinger Kiese auf. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Deltaschüttungen, dabei gelangten in vom Rheingletscher aufgestaute Seen Schmelzwässer mit ihrer Kies- und Sandfracht und lagerten diese in einem Delta mit einer typischen Kornvergröberungsfolge ab. Zunehmend werden auch Kiesvorkommen mit geringerem Lagerstättenpotential, wie z. B. gestauchte Kiese der Endmoränenwälle, mit verbesserter Aufbereitungstechnik gewonnen. Die allseitige Abnahme der nutzbaren Mächtigkeit und die zunehmenden Nutzungskonflikte mit dem Grundwasserschutz begrenzen den Kiesabbau.
Gestein

Die grauen bis hellgrauen, teilweise gelblich bis bräunlichen Kiese bestehen aus sandigen, steinigen Fein- bis Grobkiesen, mit sandigen Einschaltungen. Lokal kann Sand gegenüber Kies dominieren. Selten treten in der Abfolge auch Dezimeter bis mehrere Meter mächtige Nagelfluhschichten auf. Kennzeichnend für die Kiese ist ihr sehr geringer Schluffanteil und der relativ geringe Sandanteil von durchschnittlich etwa 25 %.
Petrographie
Korngrößenverteilung für die würmzeitlichen sandigen Kiese (n = 17):
Korngröße | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
Ton/Schluff (< 0,063 mm) | 0,1 | 7,2 | 1,9 |
Sand (0,063–< 2 mm) | 16,0 | 50,4 | 26,2 |
Feinsand (0,063–< 0,2 mm) | 1,9 | 10,1 | 5,2 |
Mittelsand (0,2–< 0,63 mm) | 7,4 | 31,5 | 11,2 |
Grobsand (0,63–< 2 mm) | 5,3 | 13,9 | 8,9 |
Fein- bis Mittelkies (2–< 16 mm) | 20,3 | 41,5 | 34,3 |
Grobkies (16–< 63 mm) | 7,7 | 51,2 | 33,2 |
Überkorn (> = 63 mm) | 2,7 | 23,7 | 9,2 |
Geröllpetrographische Zusammensetzung der Fraktionen 8–11 mm und 11–22 mm (n = 21):
Petrographie | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
Quarzite | 1,4 | 13,7 | 9,2 |
Quarze und Milchquarze | 0,6 | 8,8 | 3,5 |
Hornsteine | 0,3 | 3,0 | 1,2 |
Gneise und Granite | 1,9 | 20,7 | 8,2 |
Amphibolite | 1,4 | 7,1 | 3,1 |
Ophiolite/Grüngesteine | 0,2 | 0,3 | 0,3 |
Porphyre | 0,3 | 1,0 | 0,6 |
kalkfreie Sandsteine | 1,1 | 18,6 | 5,9 |
kalkige Sandsteine | 5,8 | 33,8 | 13,7 |
Kalksteine | 35,4 | 74,0 | 53,1 |
Dolomitsteine | 0,3 | 7,8 | 2,9 |
Nagelfluh | 0,2 | 6,9 | 2,0 |
Der Karbonatgehalt der Sandfraktion beträgt (n = 24) 19,0–68,0 % (im Mittel 37,1 %).

Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Die geologische Mächtigkeit der „Würm“-Kiese beläuft sich auf durchschnittlich etwa 20–25 m, in Teilbereichen werden aber mit 25–86 m deutlich höhere Mächtigkeiten erreicht.
Genutzte Mächtigkeit: Die genutzte Mächtigkeit variiert mit 5–75 m erheblich und liegt bei durchschnittlich etwa 20 m. Probleme bereiten schluffige Zwischenschichten und Nagelfluhschichten, letztere werden aber teilweise mit aufbereitet.
Gewinnung und Verwendung

Gewinnung: Die „Würm“-Kiese werden in 12 Kiesgruben mittels Radlader und Hydraulikbagger im Trockenabbau und mittels Schwimmgreiferbagger im Nassabbau gewonnen. Die Aufbereitung des Rohmaterials erfolgt vor Ort mit Hilfe einer mobilen und im Kieswerk mittels einer stationären Siebanlage. Außerdem erfolgt die Aufbereitung durch Brechen und Waschen.
Verwendung: Verwendung finden die „Würm“-Kiese und -Sande im Hoch- und Tiefbau als Betonzuschlag, Mörtel- und Estrichsande, als Bettungs-, Fugen- und Füllsande sowie als Frostschutzkies im Straßenbau.
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In der Kiesgrube Singen-Friedingen (RG 8219-5) werden Kiese im Trocken- und Nassabbau gewonnen. Die Kiese aus dem Nassabbau werden auf der Bandstraße zur Kiesaufbereitung befördert.
In der Kiesgrube Singen-Friedingen (RG 8219-5) werden Kiese im Trocken- und Nassabbau gewonnen. Die Kiese aus dem Nassabbau werden auf der Bandstraße zur Kiesaufbereitung befördert.
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Schotter der Illmensee-Formation werden in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4) abgebaut.
Schotter der Illmensee-Formation werden in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4) abgebaut.
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Nassabbau mittels Schwimmbagger in der Kiesgrube Singen-Friedingen (RG 8219-5). Im Hintergrund sind Abraum- und Produkthalden, im Vordergrund die Bandstraße zur Kiesaufbereitung im Kieswerk zu erkennen.
Nassabbau mittels Schwimmbagger in der Kiesgrube Singen-Friedingen (RG 8219-5). Im Hintergrund sind Abraum- und Produkthalden, im Vordergrund die Bandstraße zur Kiesaufbereitung im Kieswerk zu erkennen.
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Abbauwand in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4). Deltaschüttungen aus schwach steinigen, sandigen Fein- bis Grobkiesen mit Horizontalschichtung („topset beds“ = „Kiesteppiche“), darunter folgen stark steinige, sandige Grobkiese und Mittel- bis Grobsande mit Schrägschichtung („foreset beds“ = Böschungsschichten des Deltas).
Abbauwand in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4). Deltaschüttungen aus schwach steinigen, sandigen Fein- bis Grobkiesen mit Horizontalschichtung („topset beds“ = „Kiesteppiche“), darunter folgen stark steinige, sandige Grobkiese und Mittel- bis Grobsande mit Schrägschichtung („foreset beds“ = Böschungsschichten des Deltas).
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Detail von schräggeschichteten Grobsanden einer Deltaschüttung in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4).
Detail von schräggeschichteten Grobsanden einer Deltaschüttung in der Kiesgrube Singen-Überlingen am Ried (RG 8219-4).
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In der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3) sind steinige, schwach sandige Grobkiese mit Lagen aus Mittelsand zu sehen.
In der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3) sind steinige, schwach sandige Grobkiese mit Lagen aus Mittelsand zu sehen.
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Detail von Kies- und Sandlagen der Hasenweiler-Formation in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3).
Detail von Kies- und Sandlagen der Hasenweiler-Formation in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3).
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Die Schotter der Hasenweiler-Formation werden in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3) abgebaut. Messlatte 3 m.
Die Schotter der Hasenweiler-Formation werden in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3) abgebaut. Messlatte 3 m.
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Trockenkiesabbau in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3). Zuoberst liegen horizontal geschichtete sandige Kiese, darunter Kiese mit Schrägschichtung.
Trockenkiesabbau in der Kiesgrube Orsingen-Nenzingen (RG 8119-3). Zuoberst liegen horizontal geschichtete sandige Kiese, darunter Kiese mit Schrägschichtung.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (2011a). Quartärgeologie des Rheingletschergebiets (Exkursion I). – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 93, S. 387–417.
- (1992b). Erläuterungen zu Blatt Hegau und westlicher Bodensee. – 3. Aufl., Geologische Karte 1 : 50 000 von Baden-Württemberg, 290 S., Freiburg i. Br., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).